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Brandhaus wird ausgeräumt

Die Firmeninhaber wollen das Haus neu aufbauen. Freunde sammeln Spenden. Die Polizei sucht nach der Brandursache.

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© Christian Juppe

Von Peter Redlich

Radebeul. Die Polizeisiegel durften letzte Woche entfernt werden. Männer mit vielen Eimern und zwei Containern sind angerückt. Das Brandhaus an der Meißner Straße 100 wird ausgeräumt. Um das Gebäude herum steht inzwischen ein Gerüst, über dem offenen Dach gibt es ein Schutzdach vor Regen.

Am 19. Januar stand das Firmengebäude lichterloh in Flammen.
Am 19. Januar stand das Firmengebäude lichterloh in Flammen. © Roland Halkasch

Wer in das Haus tritt und die Stufen ins Obergeschoss will, muss erst an Stützstangen vorbei, welche die gesamte Decke halten. Erst das Feuer, dann das Wasser der Feuerwehr und in den letzten Tagen das Eis haben die Balken samt Schalung butterweich gemacht. Was auf ihnen liegt, ist eine Masse aus schwarzer Schmiere, Holzkohle und angekokelten Büroüberbleibseln.

Am Morgen des 19. Januar war im Dachgeschoss der Firma für Sonnenschutztechnik ein Feuer ausgebrochen. Mehrere Stunden musste die Feuerwehr löschen, die Flammen loderten immer wieder auf. Die Büroräume und die komplette Rechentechnik fielen dem Brand zum Opfer. Über dem Osten Radebeul stand eine riesige Rauchwolke. Vom Dach ist nur noch ein Gerippe aus verkohlten Balken übrig.

„Hier im Obergeschoss erledigten wir unsere gesamte Büroarbeit – Bestellungen bearbeitet, Material geordert, Angebote geschrieben“, sagt Dirk Otto, der mit seinem Bruder und der Mutter den Handwerksbetrieb betreibt.

Ununterbrochen schütten die Männer der Beräumungsfirma schwarze Gummieimer mit schwarzem Brandschutt aus. Dazwischen auch Papierreste. Dirk Otto klaubt einige davon zusammen. Jeder Brief an und von Kunden, auf dem noch was zu erkennen ist, kann nützlich sein. Computer samt Speicher, Drucker und Fax sind bei bis zu 1 000 Grad Hitze in den Flammen geschmolzen.

Der Handwerker zeigt auf ein Loch und einen Rest Draht in einer verkohlten Zwischenwand im Dachgeschoss. „Hier drin, unter der Schalung muss sich in der Steckdose etwas erhitzt und den Brand ausgelöst haben.“

Es ist jetzt ein Monat seit dem schrecklichen Feuer vergangen. Die Brandermittler der Polizei waren am Tag nach dem Unglück da. Sie hatten Probleme, weil der Löschschaum der Feuerwehr vieles zugekleistert hatte. Die Ergebnisse der Ermittler liegen immer noch nicht vor. Den Ottos ist gesagt worden, dass die Auswertung bis zu zwei Monate dauern kann. Das Ergebnis ist allerdings immens wichtig für das Weiterbestehen des Betriebes. Erst wenn das vorliegt, wird die Versicherung zahlen.

Schwierige Zeiten. Doch die Ottos geben nicht auf. Im Hinterhaus, in der Werkstatt, gibt es schon wieder so etwas wie eine Büroecke. Maschinen und Werkzeug funktionieren. Dirk Otto: „Kunden haben sich gemeldet, Duplikate von Verträgen geschickt. Einiges hatten wir noch im Kopf. Viele versuchen uns zu unterstützen, damit es weitergeht. Die Angestellten, vier Monteure und zwei Sekretärinnen, wurden von den Ottos nicht in die Arbeitslosigkeit geschickt. Wenn sie wieder Rechnungen schreiben können, kann auch der Lohn gezahlt werden.

Eine Schar von Freunden hat sogar aufgerufen, zu spenden und ein Konto eingerichtet (siehe hinten). Eine Unterstützerin schreibt an die SZ: „Der Familienbetrieb besteht seit 1991. Schon 2009 hatte die Familie einen Schicksalsschlag mit dem Tod von Firmengründer, Vater und Mann Frank Otto zu bewältigen. Und nun die Zerstörung durch das Feuer.“ Olaf Zach, Mitinhaber der Radebeuler Firma Flack & Schwier, hatte auch schon die Idee vom Spendenaufruf und ist bereit zu helfen.

Dirk Otto möchte das Haus wieder neu aufbauen. Die Grundmauern sind solide, sagt er. Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert. In einem Teil des Gebäudes war die Wohnung der Mutter. Sie wurde im Hinterhaus untergebracht.

Die Monteure der Ottos sind inzwischen wieder auf Baustellen unterwegs. Während des Gesprächs klingelt das Handy. Eine Radebeuler Firma braucht Hilfe, ein Tor klemmt und funktioniert nicht. Wir sind da, wir können arbeiten und Aufträge erfüllen – dieses Zeichen wollen die Ottos ganz bewusst allen zeigen. Auch wenn sie nur wenige Schritte neben der verkohlten Ruine neu anfangen und auch wohnen. Ab dieser Woche wird zumindest erst einmal aufgeräumt.

Wer helfen will: Spendenkonto Dirk Otto, IBAN DE24 8509 0000 3360 3510 16, BIC GENODEF1DRS, Zahlungsgrund: Spende für Brandschaden Fam. Otto