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Brandgefährliches Grün

Die Pflanzen am Dohnaer Museum sind ein Risiko. Deshalb müssen sie weg, sagt die Stadt. Nachbarn sehen es anders.

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© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Dohna. Grün sieht immer gut aus, auch an Fassaden. Dort sorgt es zugleich für gute Luft. Deshalb ist auch das Dohnaer Museum am Markt seit Jahren begrünt. Doch nun wird alles anders. Das Museum wird nächstes Jahr umgebaut und in diesem Zusammenhang soll das Grün verschwinden. Hauptargument der Stadt, dem der Technische Ausschuss bereits folgte: das Brandrisiko. Doch das sehen nicht alle so.

Die Stadt hat zwei Brandschutzgutachter bzw. -prüfer arbeiten lassen. Beide sehen die derzeitige Bepflanzung als schnellen Überträger eines Brandes über alle Geschosse. Die Pflanze hat starke Triebe und dazwischen liegen viele abgestorbene Pflanzenteile. Da im Zuge der Sanierung auch zwei Fluchtfenster in die Fassade zur Marktseite eingebaut werden, können geforderte Abstände zu Fenstern und Nachbarhäusern nicht eingehalten werden.

Darüber hinaus zerstört die Pflanze zurzeit die Gitter im Erdgeschoss und die Regenentwässerung des Hauses. Soweit die Argumentation der Stadt, die sie mit einem Foto eines schlimmen Brandes – verursacht eben durch Fassadengrün – in Österreich untermauert.

Doch das ist für Marktanwohner Andreas Hoppe nur ein „billiges Mittel zur Panikmache“. Der Fassadenbewuchs am Museum präge seit Längerem das Haus und den Markt – und soll deshalb erhalten werden. Hoppe hat sich mit dem Thema beschäftigt und einige Argumente für das Grün gefunden.

Dass die wuchernde Pflanze zurückgeschnitten werden muss, ist klar. Dabei würde auch das gefährliche Totholz entfernt. Ein neues Pflanzengerüst, das auch entsprechende Abstände einhält, sollte sachkundig ausgeführt werden. Zudem könnte der Halteapparat erneuert werden. Damit würde eine mögliche Brandlast durch höheren Abstand zu den Fensteröffnungen und zum Dachgeschoss verringert werden. Aus Sicht von Hoppe ist also beides möglich, das Grün erhalten und das Risiko minimieren.

Einwohner ohne Chance

Gastwirtspaar Lindner vom Ratskeller und damit unmittelbare Museums-Nachbar findet es begrünt schöner und einladender auf dem Markt. „Es sollte erhalten werden, so wie es ist“, sagen die Lindners. Museumsleiterin Eva-Maria Lohberg ist indes verwundert. Sie hatte mit einem totalen Rückschnitt der Glyzinie-Pflanze gerechnet. Es muss ja das Gitter erst einmal wieder freigelegt werden von den armdicken Ästen, sagt sie. „Das wächst ja wieder und kann dann neu geführt werden.“ Dass nun aber das Grün ganz verschwinden soll, sei schade. „Aber wenn die Gesetze so sind und der Brandschutzfachmann das so festlegt, kann man wenig machen“, sagt Eva-Maria Lohberg. Den aufgeregten Bürgern rät sie, sich mit ihrer Meinung an die Stadt zu wenden. „Nur meckern bringt nichts.“ Doch die Chancen sind gering. „Da hier keine Gestaltungsentscheidung vorliegt, können die Einwohner der Stadt Dohna nicht mit einbezogen werden“, sagt Bürgermeister Ralf Müller (CDU). Das Argument, dass auch andere private Gebäude begrünt sind, greife hier nicht, sagt Müller, da private Hausbesitzer für sich entscheiden können, wie sie mit der Gefahr umgehen. „Diese Entscheidung haben wir als öffentliche Hand nicht.“

Der Technische Ausschuss hat entschieden: Ihm ist das Risiko zu groß, also weg mit dem Grün. Die endgültige Entscheidung liegt nun beim Landratsamt, das das Risiko der Brandgefahr einschätzen muss und gegebenenfalls eine Ausnahmegenehmigung erteilen muss, sagt Müller. Und dabei hat auch der Denkmalschutz noch ein Wörtchen mitzureden. Aus Sicht der Stadt Dohna gibt es keine Alternative zur Entfernung des Fassadengrüns. Im Rahmen der Baugenehmigung befassen sich die Behörden derzeit damit.

Neues Pflaster für den Hof

Die Stadt will aus derzeitiger Sicht am 1. April mit den umfangreichen Bauarbeiten beginnen. Dazu gehören unter anderem der zweite Fluchtweg und Fluchtfenster sowie neue Fenster in der Fassade zum Markt. Außerdem wird die Heizungsanlage saniert und Elektroinstallation im Erdgeschoss erneuert und damit den anderen Geschossen angepasst. Auch am Dach und an der sogenannten Katzentreppe, deretwegen sich Nachbarn mit der Stadt stritten, muss etwas gemacht werden. Der Hof wird neu gepflastert.

Nach den etwa ein halbes Jahr dauernden Arbeiten wird sich auch das Konzept des Museums ändern. Es ist eine neue Dauerausstellung geplant und das Museum will noch mehr an die Öffentlichkeit gehen und museumspädagogisch aktiv werden.

Marktanwohner wie die Lindners und auch Andreas Hoppe schauen skeptisch auf das Museum. Viele kennen es ohne Grün nicht und können es sich ohne nicht vorstellen. Hoppe kommen bei der Entscheidung die positiven Effekte von Fassadengrün und der historische Wert des grünen Museums für das Marktensemble zu kurz. „Gleichwohl soll ein Kostenfaktor abgeschafft werden, der durch die Unterhaltung besteht“, meint er.