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Brandgefährlicher Sommer-Schnee

Pappelsamen fliegen wieder durch Dresden. Sie haben schon die Feuerwehr beschäftigt.

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© René Meinig

Von Sandro Rahrisch

Im besten Fall verfangen sich die Flocken im gegelten Haar. Im schlimmsten Fall schweben sie durchs Fenster ins Wohnzimmer hinein, tanzen hämisch über das glatte Laminat und schließen sich in irgendeiner Ecke zu einem weißen Knäuel zusammen. Behaarte Pappelsamen wirbeln wieder durch die ganze Stadt und lassen es schneien. Der Flaum ist aber nicht nur lästig. Er kann auch brandgefährlich werden.

In Berlin musste die Feuerwehr zuletzt zu 150 Bränden in nur zwei Tagen ausrücken, weil sich Pappelsamen in der Sonne selbst entzündet hatten. „Auch wir mussten vor Kurzem ein Feuer dieser Art löschen“, sagt Dresdens Feuerwehrsprecher Ralf Schröder. Allerdings ließen sich solche Brände relativ schnell löschen. Bei den Früchten der Pappel handelt es sich um Kapseln, die Ende Mai aufplatzen. Heraus fallen die flauschigen Samen, die sich miteinander verbinden und vom Wind kilometerweit getragen werden. Somit stellt die Natur sicher, dass sich diese Art so weit wie möglich verbreiten kann. Es dauert etwa zwei Wochen, bis ein Baum alle Samen verloren hat. Sturm und Regen könnten das beschleunigen.

Immerhin sind Pappeln für Allergiker kein Problem. Sie setzen zwar auch Pollen frei. Diese gelten aber nicht als allergen. Auch die Samen, die derzeit fliegen, sollten bei Heuschnupfen-Patienten keine Niesattacke auslösen. Die größten Probleme bereiten aktuell Gräser und Roggen. Die hohe Pollenkonzentration soll laut Deutschem Wetterdienst (DWD) erst am Sonntag wieder etwas abnehmen.

Trotz des schlechten Images des Baumes: Die Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung hat die Schwarz-Pappel 2006 zum Baum des Jahres gekürt. Ein Grund: Die Art ist bedroht. Von den insgesamt 52 000 Straßenbäumen in der Stadt machen Pappeln nur etwa ein Prozent aus, wie die Stadt in ihrem neusten Umweltbericht mitteilt. Immer wieder verschwinden jedoch Exemplare in Dresden. An der Ecke Weißeritz-/Friedrichstraße soll ein Baum fallen, um neuen Wohnungen Platz zu machen. Auch in Altfranken musste ein Baum im vergangenen Winter gefällt werden, weil er von Pilzen befallen war.

Eine Pappel hegen die Sachsen dafür ganz besonders: Die Babisnauer Pappel bei Kreischa wurde 1808 als Grenzbaum gepflanzt und ist heute ein Naturdenkmal. Mehrere Stürme zehrten an ihrer Krone.