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Brand in Nieskyer Wohngebiet gelöscht

Ohne Hinweise aus der Bevölkerung wird die Arbeit der Polizei nicht leichter.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf

Waldemar Schlegel wird in der Nacht zum Freitag von seiner Frau geweckt. Die Feuerwehr steht im Innenhof der Ringstraße und löscht dort in der Ladengasse einen umzäunten Abstellplatz für Mülltonnen. Der Schreck ist schnell verflogen, denn das Löschen des Feuers bereitet den Kameraden aus See, Horka, Ödernitz und Niesky wenig Probleme. Aber die Sorge, dass die Nieskyer Brandserie anhält und ein böses Ende nimmt, die bleibt. Auch am Tag danach. Der abgebrannte Abstellplatz liegt inmitten von Mehrfamilienhäusern, ist nur durch Wege von den Gebäuden getrennt. Was passiert, wenn das nächste Mal der Container direkt neben seinem Wohnblock brennt, fragt sich Waldemar Schlegel. „Das ist Scheiße“, sagt der Anwohner.

Auch in der Stadtverwaltung steigt die Sorge. „Es macht mich betroffen, dass die Brände nun ins Stadtgebiet geschwappt sind“, sagt Nieskys Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann. Habe es anfangs noch die Hoffnung gegeben, dass es sich vielleicht um unglückliche Zufälle handelt, dränge sich der Verdacht der mutwilligen Brandstiftung immer mehr auf. „Man kann nicht begreifen, was in den Köpfen einzelner Menschen vorgeht“, sagt die Oberbürgermeisterin. Sie ist froh, dass Niesky eine so leistungsstarke Feuerwehr habe, die bisher alle Brände super in den Griff bekommen hat und auch am Tag voll einsatzbereit ist. „Hut ab“, sagt sie anerkennend.

Auf der Hut sollen die Nieskyer sein. „Es wäre wichtig, dass die Bürger wachsam sind“, so Beate Hoffmann. Denn ohne Hinweise aus der Bevölkerung wird die Arbeit der Polizei nicht leichter. Die bemüht sich am Freitag um Videoaufzeichnungen aus den umliegenden Geschäften. Polizeisprecher Thomas Knaup hat auf Nachfrage bereits Mitte der Woche bestätigt, dass Hinweise zu einem möglichen Tatverdächtigen eingegangen sind. Details zum Stand der Ermittlungen nennt er nicht. Die Polizei sucht seit Tagen nach einem Jugendlichen. Er soll zwischen 14 und 18 Jahre alt sein und mit seinem schwarzen Mountainbike ohne Schutzbleche in der Nähe eines Feuers gesichtet worden sein.

Am Freitag bitten die Beamten dann in ihrem Polizeibericht um Hinweise zu einem dunkel gekleideten Mann. Ein Zeuge will beobachtet haben, wie der etwa 170 Zentimeter große Täter den Müllcontainer nahe der Görlitzer Straße angezündet hat. Ein Baum und ein Unterstand nehmen durch die Flammen in der Ladengasse Schaden. Mit dem gelegten Brand ist der vermeintliche Feuerteufel ein deutlich höheres Risiko als bisher eingegangen. Zum einen, da sich in unmittelbarer Umgebung besagte Wohnblöcke befinden und Menschen zu Schaden kommen können, zum anderen weil der Tatort von den Wohnungen aus sehr gut einzusehen ist und der Täter bei seiner Flucht riskiert, beobachtet zu werden. Ihn scheint das nicht zu stören.

Am Freitag kommt mancher an der jüngsten Brandstelle vorbei und wirft einen neugierigen Blick durch die verkohlten Latten in den abgeriegelten Unterstand. „Da macht man sich Gedanken“, sagt eine Seniorin aus Niesky, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Auch der Nieskyer Wolfgang Obieglow grübelt, wer hinter den Feuern stecken könnte. Er hat einen Verdacht. Es gibt da einen Jugendlichen, der gerne mal Böller zündet und rasant mit dem Rad unterwegs ist. Doch sollte man mit solchen Vermutungen zur Polizei gehen? Er hat sich bisher dagegen entschieden. Die Beamten aber ermutigen, sie zu kontaktieren. Alle Hinweise würden dankend aufgenommen, heißt es.

Von einem Feuerteufel will die Polizei in Görlitz bisher aber dennoch nicht offiziell sprechen. Denn dafür gibt es keine Belege. Die Polizei fürchtet mögliche Täter oder Trittbrettfahrer so nur anzustacheln, erläutert ein Sprecher. Zugleich sind die Beamten aber auf Hinweise von Bürgern angewiesen und wenden sich regelmäßig mit Informationen zu den Bränden und möglichen Tatverdächtigen an die Medien.