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Botschafter zu Gast

Klaus Przyklenk ist für seine illustren Kontakte bekannt. Jetzt kam ein aserbaidschanischer Diplomat zu Besuch nach Riesa.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kevin Schwarzbach

Riesa. Wenn ein Botschafter nach Riesa kommt, hat er freilich einen großen Empfang verdient. Davon ist Klaus Przyklenk überzeugt. Und der 72-Jährige muss es wissen. Schließlich hat er schon den ehemaligen aserbaidschanischen Botschafter in seinen eigenen vier Wänden zu Gast gehabt. Am vergangenen Sonnabendnachmittag nun den neuen.

Ramin Hasanov, seit September 2016 bevollmächtigter Botschafter der Republik Aserbaidschan in Berlin, kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, als er die gedeckte Tafel in der Holzhütte an der Arndtstraße erblickt. Gastgeber Klaus Przyklenk hat sich mächtig ins Zeug gelegt, Blumen und Gedeck aufgetischt, den Raum beinahe festlich hergerichtet. Er nennt es „den Antrittsbesuch“ des neuen Botschafters. Er ist zwar fast zwei Jahre im Amt, war aber bisher nicht in Riesa. Meist ist er dort, wo die große Politik ist. Seine Arbeit führt ihn selten in die Elbestadt.

Dass Hasanov trotzdem den Weg nach Riesa findet, ist dem dritten Mann in der Runde zu verdanken: Elmar Mamedov hat das Treffen eingefädelt. Der gebürtige Russe ist Repräsentanzleiter der Socar Germany, ein aserbaidschanisches Erdöl- und Erdgasunternehmen mit Sitz in Baku. Der Mann, den Klaus Przyklenk nur „mein Elmar“ nennt, lebt seit vielen Jahren in Dresden, hat sich mit seiner Familie dort seinen Lebensmittelpunkt aufgebaut, ist in den Schützenverein eingetreten, macht regelmäßig seine Schießübungen und engagiert sich sozial. Przyklenk vertraut ihm wie kaum einem anderen. Er nennt Mamedov „einen meiner besten Freunde“ und schätzt ihn dafür, dass er ihm nicht nur den aserbaidschanischen Botschafter ins Haus bringt, sondern auch viel Wissen für angeregte Diskussionen.

Unterschiedliche Ansichten

„Wir pflegen einen wunderbaren Kontakt, der auch unsere verschiedenen Ansichten in manchen Themen gut aushält“, sagt Klaus Przyklenk. Er spielt dabei besonders auf sein Verhältnis zu Russland an, das bei den aserbaidschanischen Freunden schon mal für große Augen sorgt. So muss Botschafter Ramon Hasanov auch erst einmal schlucken, als er in Przyklenks Anwesen ein Bild von Michail Gorbatschow an der Wand hängen sieht. „Wir haben da natürlich zwei gänzlich unterschiedliche Standpunkte“, erklärt der historienbegeisterte Militariasammler eilig. „Ich sehe mich als absoluten Russland-Freund und stehe auch offen dazu. Für die Menschen in Aserbaidschan hat der Blick auf Russland natürlich eine andere historische Prägung. Da müssen wir uns beide ein Stück weit akzeptieren.“

Keine Diskussionen gibt es bei der folgenden Preisverleihung. Landrat Arndt Steinbach (CDU), von Klaus Przyklenk ebenfalls zum Treffen eingeladen, tauscht sich kurz mit dem aserbaidschanischen Botschafter über seinen Besuch hier in Riesa aus und überreicht ihm dann zwischen Theke, Sportwaffen und Jagdgewehren die Landkreismedaille aus Meißener Porzellan. Eine einmalige Kulisse. Ramin Hasanov ist sichtlich gerührt. Doch lange Zeit zur Freude hat er nicht, anschließend geht es direkt zur Schießbahn. „Ich habe das noch nie gemacht“, gesteht Hasanov. Dafür hat er die Erfahrung von Elmar Mamedov, der gleich in zwei Schützenverbänden aktiv ist. Unter Mithilfe des Unternehmers absolviert der Botschafter abseits der Gespräche von Klaus Przyklenk und Arndt Steinbach seine erste Schießübung.

Danach geht es zum Grillen in den Garten. Auf dem Speiseplan stehen Thüringer Rostbratwurst und sächsischer Kartoffelsalat. Ersteres ist in Aserbaidschan neben Thüringer Klößen ein beliebtes Gericht, weiß Klaus Przyklenk zu berichten. Beim Essen verlieren sich die drei Männer schnell wieder in ihren Gesprächen über die Weltpolitik. Inklusive Meinungsverschiedenheiten. Doch die können weder die Freundschaft von Przyklenk und Mamedov, noch den Besuch des Botschafters Ramon Hasanov trüben. „Die beiden haben natürlich auch immer Argumente in der Tasche, die ich vorher noch nie bedacht habe. Da muss ich dann auch manchmal neue Horizonte erschließen“, sagt Klaus Przyklenk, der in den höchsten Tönen von seinen Besuchern schwärmt. Bis in den frühen Abend dauert das Treffen. Immer wieder spricht Przyklenk von „hoch gebildeten und einflussreichen Leuten“. Warme Worte, die Mamedov und Hasanov spürbar schmeicheln. Vielleicht so sehr, dass sie auch das nächste Mal zur Stelle sind, wenn ihre Hilfe gebraucht wird. Als Geld für den Wiederaufbau des Altars der Kirche von Lorenzkirch benötigt wurde, spendete Elmar Mamedov spontan 2 000 Euro. Aserbaidschan und Riesa pflegen wirklich eine ganz besondere Beziehung.