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Botschafter, Unterhalter und manchmal Seelsorger

Gästeführer wie Rainer Danzig aus Oybin halten die Touristen in der Region bei Laune. Dabei fühlen sie sich auch vergessen.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Wenn für Rainer Danzig eine Oberlausitz-Rundfahrt ansteht, führt der Reiseleiter die Touristengruppen gern zum großen Wandrelief im Oybiner Haus des Gastes. Dieses zeigt das Zittauer und das in Tschechien angrenzende Lausitzer Gebirge im plastischen 3-D-Format. „An der Karte kann ich den Leuten sehr gut erklären, in welcher Gegend sie sich eigentlich befinden und dass nicht an der Grenze zu Tschechien Schluss ist“, sagt der 68-jährige Oybiner. „Außerdem ist das Wandrelief eine gute Alternative, wenn das Wetter mal nicht mitspielt. Nebel und Regen sind für Reiseleiter immer eine große Herausforderung.“ Doch als Gästeführer beziehungsweise Reiseleiter ist Rainer Danzig mit Reisegruppen natürlich weniger im Oybiner Haus des Gastes zu finden, sondern in der gesamten Region. Und die reicht in seinem Fall vom Elbsandstein- bis zum Riesengebirge beziehungsweise dem Hirschberger Tal in Polen.

Rainer Danzig ist seit über 20 Jahren als Gästeführer und Reiseleiter im Nebenberuf tätig. Für ihn ist das vor allem ein Hobby, für manche seiner Kollegen aber auch Arbeit. Eine Arbeit jedoch, die aus Danzigs Sicht zu wenig Beachtung findet. „Bei den Diskussion zum Thema Tourismus geht es immer nur um Übernachtungszahlen, touristische Angebote und ums Hotel- und Gaststättengewerbe. Die unterschiedlichen touristischen Leistungen, die erst die Vielseitigkeit und Qualität dieses Wirtschaftszweiges ausmachen, bleiben meist unerwähnt“, sagt Rainer Danzig. Er, der sich selbst als einen Praktiker in Sachen Tourismus bezeichnet, ist überzeugt: „Gästeführer und Reiseleiter sind diejenigen, die vor Ort die meiste Zeit mit den Gästen verbringen. Sie sind Botschafter der Region, Organisator, Unterhalter und manchmal auch Seelsorger in einer Person.“ Und sie stehen oft mit den Reiseunternehmen in persönlichem Kontakt, stimmen gemeinsam mit ihnen die Ausflüge ab, um den Aufenthalt der Gäste in der Region zu einem Erlebnis zu machen. „Mit einigen arbeite ich schon viele Jahre zusammen“, sagt Danzig.

All das ist jetzt in der Adventszeit, vor allem aber in den Tagen nach Weihnachten, besonders gefragt. Denn für die Gästeführer und Reiseleiter kommt nun wieder eine arbeitsreiche Zeit, weiß Rainer Danzig aus seiner jahrelangen Erfahrung. Er hat selbst mehrere Termine im Kalender stehen. Das hängt auch mit der gesellschaftlichen Entwicklung zusammen, glaubt Danzig – gerade in der letzten Jahreswoche. „Die Menschen sind erlebnisorientiert, vor allem ältere Menschen.

Es gibt darum auch immer mehr den Trend, sich beweihnachten zu lassen“, sagt Rainer Danzig. Das mache sich auch im Zittauer Gebirge bemerkbar: „Sind die Hotels und Pensionen erst mal voll, wollen die Gäste auch unterhalten werden.“ In Oybin haben sie dafür befähigte Experten an ihrer Seite: Allein im Gebirgsverein Oybin 1860, dessen erster Vorsitzender Rainer Danzig ist, gibt es insgesamt fünf Gästeführer, die sich um das Wohl der Touristen kümmern. Danzig weiß, was diese neben profunden Kenntnissen zu Geschichte und Besonderheiten der Region besonders brauchen: „Leidenschaft, Persönlichkeit, vor allem aber eine starke Stimme.“ In einem Reisebus gebe es zwar die Möglichkeit, Gästen die Region über die Mikrofonanlage nahezubringen. „Aber bei Regen und Wind auf einem Berggipfel mit einer Touristengruppe zu stehen, ist schon eine Herausforderung“, so Danzig.

Wenigstens müssen die Gästeführer und Reiseleiter von heute nicht mehr Stunden in Bibliotheken zubringen, um ihr Wissen für die Touristen zu erweitern. „Das Internet ist eine große Hilfe“, erklärt Rainer Danzig. Vielleicht lassen sich ja davon weitere Leute überzeugen, als Gästeführer aktiv zu werden, hofft Danzig. Denn sie sind wichtig, um die Touristen bei Laune zu halten. Oder um mit Rainer Danzig zu sprechen: „Das Gesamtpaket zählt.“