Merken

Bothur will mit der Baywa Güterbahnhof bauen

Am Recyclingplatz hinterm Solarpark soll der Gleisanschluss reaktiviert werden. Das Ganze bekommt eine große Bedeutung.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. André Bothur, der die Bothur GmbH von seinem Vater übernommen hat, will den ehemaligen Betriebs-Recyclinghof der Papierfabrik zu einem Güter- und Umschlagbahnhof umbauen. Neu bauen trifft es allerdings besser. Zwar liegt der Gleisanschluss seit dem Ende der Papierfabrik 1992 noch im Boden, die ehemalige Recyclingfirma ITL von Uwe Wegat hat ihn später genutzt, es wurde in den 90ern und 2000ern dort Schotter verladen, wie sich der ehemalige Mitarbeiter und heutige Stadtrat Hans-Jörg Krutzki erinnern kann.

Später hat das Abrissunternehmen Bothur die Liegenschaft an der Major-von-Minckwitz-Allee gekauft. Nun ging der Bauantrag bei der Stadtverwaltung ein und wurde im technischen Ausschuss beraten.

Die gewerbliche Baufläche liegt im Außenbereich zwischen zwei Solarflächen, wird zudem von der Bahnlinie begrenzt und ist von der Ortsumgehung aus sichtbar. Hier sollen laut Antrag künftig landwirtschaftliche Güter umgeschlagen werden. Gemeinsam mit der Baywa erfuhr die SZ. Eine geltende Bimsch-Genehmigung liegt bereits vor, da der Lager- und Umschlagplatz von Bothur bereits mit zum Brechen von Recyclingschutt genutzt wird.

Nur kurzzeitige Lagerung

Nun soll also eine Art Bahnhof gebaut werden, auf dem Getreide und Mais oder Ähnliches verladen werden. Die Produkte sollen durch die Landwirtschaftsbetriebe selbst angeliefert werden. Vorgesehen sind eine nur kurzzeitige Lagerung in einer geplanten neuen Lagerhalle und der anschließende Abtransport auf der Schiene. Das Einverständnis der Deutschen Bahn zum Vorhaben liegt laut Antrag vor. Neben der Lagerhalle sollen auch eine Unterflurwaage sowie zwei Container gebaut werden. „Die neu geplanten baulichen Anlagen fügen sich in die nähere Umgebung ein“, urteilt die Stadt. Eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange wird nicht gesehen.

Allerdings könnte es Richtung Gymnasiums-Außenstelle Geräuschbelästigungen geben, vermutet Stadtrat Hans-Jörg Krutzki. Betriebszeiten sind schon jetzt von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Was die Staubentwicklung durch den Zu- und Abgangsverkehr betrifft, so fordert die Stadt, dass sie auf ein Minimum zu reduzieren ist. „Die Fahrwege zum Grundstück sind daher mit einer gebundenen Asphaltdecke seitens des Bauherrn zu befestigen“, heißt es in der Vorlage. Die Löschwasserversorgung sei gesichert, allerdings befindet sich der Wasserbehälter dazu auf der anderen Seite der Bundesstraße. Ein Neuanschluss an die Trinkwasserversorgung ist möglich. Schmutzwasser soll nicht anfallen, Niederschlagswasser versickern.

Die Stadträte im technischen Ausschuss sehen den Antrag positiv und stimmten zu. „Man muss doch die fördern, die in Großenhain was auf die Beine stellen“, findet zum Beispiel Peter Grünberg. André Bothur selbst will sich vorerst nicht weiter zu dem Projekt äußern.

Die Zusammenarbeit mit der Baywa und die Ausrichtung des Vorhabens hängt mit der Übernahme des Agrardienstleisters Agroservice durch die Baywa im Juli zusammen. Die Baywa AG mit Sitz in München investierte als internationaler Handels- und Dienstleistungskonzern damit in sein Standortnetz in Mittelsachsen. So wurden die Kapazitäten für Dünger- und Getreideumschlag in der Region ausgebaut. Mit dem Betrieb stehen der Baywa in Großenhain nun auf circa 87 000 Quadratmetern Lagergebäude mit einer Kapazität für Getreide und Düngemittel von über 30 000 Tonnen zur Verfügung. Dank moderner Maschinentechnik können bis zu 100 Tonnen Getreide pro Stunde angenommen werden.

Großenhain als Drehscheibe Mittelsachsens

Von der Baywa hieß es, dass sie ihre Umschlagskapazitäten für Düngemittel und die Erfassungsmengen für Getreide in der Region deutlich steigern kann und will: „Großenhain soll zur Drehscheibe für Getreide in Mittelsachsen werden. Wir stärken unser Standortnetz, um in dieser Agrarregion unser Getreide- und Düngergeschäft auszubauen“, erklärte Matthias Eckstein, Spartengeschäftsführer Agrar Sachsen/Brandenburg. Außerdem soll am neuen Agrarstandort das Betriebsmittelgeschäft erweitert werden, wie zum Beispiel der Handel mit Saatgut.