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Bothur will Flugplatz in Riesa flottmachen

Der Großenhainer Unternehmer Wolfgang Bothur wollte den Riesaer Flugplatz übernehmen. Aber nicht zu den Konditionen der Riesaer Stadtwerke.

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© Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Britta Veltzke

Riesa/Großenhain. Kein Investor will den Flugplatz Riesa-Göhlis weiterbetreiben – zumindest nicht zu den Bedingungen, die die Stadtwerke als Eigentümer an einen zukünftigen Pächter stellen. Das war das Ergebnis der Stadtratssitzung am Mittwochabend. Vier Bewerber sollten darin ihre Konzepte vorstellen. Zu Beginn: der Überraschungskandidat. Die Grüne Liga würde die Fläche gern renaturieren.

Der Vorschlag ist ganz bewusst unvereinbar mit dem Flugbetrieb – damit allerdings auch mit den Vergabekriterien. Kandidat Nummer zwei, Unternehmer Wolfgang Bothur aus Großenhain, ließ sich zunächst über die aus seiner Sicht schlechte Ausschreibung aus. Diese sei geschrieben, um Investoren abzuschrecken. „Man muss staunen, was in Riesa möglich ist“, sagte er. Statt die geforderten 60 000 Euro Pacht im Jahr für Grundstück, Gebäude und technische Anlagen möchte Bothur jeden Monat 12 000 Euro von der Stadt bekommen. Es gebe einen erheblichen Reparaturrückstau, die Flugplatz-Kneipe sei tot, außerdem steckten in den Vergabekriterien Knebelverträge, die „jeden Investor in den Konkurs treiben würden.“ Da müsse die Stadt schon einen dummen Millionär finden, der sich den Platz unter diesen Umständen ans Bein binde. Als Alternativangebot würde Bothur den Platz für einmalig 150 000 Euro kaufen.

„Verkauf ist keine Option“

Die derzeit auf dem Flugplatz aktiven Flieger Traub und Eger wollten ihr Angebot im Stadtrat nicht vorstellen. Laut Peter Traub halten sie aber dran fest. Nach SZ-Infos sind allerdings auch sie nicht bereit, die jährliche Mindestpacht zu zahlen.

Der Letzte im Bunde, ein Bieter aus Döbeln, hatte Interesse und stellte sich in der Sitzung auch kurz vor, gab dann aber bekannt, dass er doch kein Angebot abgeben wolle. „Die Ausschreibungsunterlagen sind nicht seriös.“ Er habe trotz mehrfacher Nachfrage keine weiteren sachlichen Informationen über den Flugplatz bekommen. „Ich bin Geschäftsmann, aber auf dieser Basis kann ich nicht kalkulieren.“

Oberbürgermeister Marco Müller (CDU), der gleichzeitig Vorsitzender des Stadtwerke-Aufsichtsrates ist, bezeichnete die geringe Bieter-Ausbeute als bedauerlich. „Ich werde beim Landkreis und im Ministerium nachfragen, ob dort die Bereitschaft besteht, das Defizit zu übernehmen“, sagte er der SZ.

Auf Bothurs Angebot, den Flugplatz zu kaufen, werde Müller nicht eingehen. „Der Stadtratsbeschluss aus dem Dezember verlangt, einen neuen Betreiber des Verkehrslandeplatzes auf Pachtbasis zu suchen.“ Auch aus Sicht der Stadtwerke kommt das nicht infrage.

Stadtwerke-Chef René Röthig sieht sich in seiner Haltung, den Flugplatz nicht weiter zu betreiben, bestätigt. „Angesichts der Ergebnisse der deutschlandweiten Ausschreibung, der Erfahrungen der Esam als langjähriger Betreiber sowie insbesondere der Ergebnisse der Prüfung durch den Sächsischen Rechnungshof, kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die wirtschaftliche Betreibung als Verkehrslandeplatz nicht möglich ist.“

Starts und Landungen ´nur noch bis Ende März

Uta Knebel, Fraktionschefin der Linken, hält den Verkauf inzwischen für die einzige Chance, den Flugbetrieb noch zu erhalten. „Wir können nicht erwarten, dass uns ein Pächter ein Zuschussgeschäft abnimmt und zusätzlich noch Geld von ihm verlangen.“ Mit dem Verkauf hätten die Stadtwerke auf einen Schlag ein Problem weniger. „Wenn der Platz wirklich so defizitär ist, dann sollte man doch froh sein, wenn man ihn los ist“, so Knebel. Aus ihrer Sicht gebe der Beschluss aus dem Dezember durchaus den Verkauf des Platzes her.

Für den Flugplatz tickt nun die Uhr: Starten und landen können die Flieger voraussichtlich nur noch bis Ende des Monats. Ab April ist die Stadtwerke-Tochter Esam, die auch die Flugleiter vor Ort beschäftigt, von der Betriebspflicht entbunden. Verstreicht die halbjährige Übergangszeit, erlischt die behördliche Genehmigung für den Flugplatz – diese danach noch einmal wiederzubekommen, gilt als nahezu unmöglich.

Von einem Aus in Göhlis betroffen sind neben den Hobbyfliegern, die Flugleiter sowie Investoren wie Hennig Stein, der auf dem Gelände eine Flugschule aufgebaut er. Er hat bereits angekündigt, die Stadtwerke auf Schadenersatz zu verklagen, sollte der Flugbetrieb eingestellt werden. Anders als zunächst von ihm angekündigt, hatte Stein kein Angebot abgegeben, den Platz selbst weiter zu betreiben.

Über alle weiteren Schritte in Sachen Flugplatz wird sich nun der Aufsichtsrat der Stadtwerke verständigen.