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Botanik-Krieg gegen Bärenklau und Beifuß-Ambrosia

Einige Arten sind in der Stadt kaum noch zu beherrschen. Um sie zu bekämpfen, ist Durchhaltevermögen nötig.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Sie kamen als Raritäten und ausgewählte Schönheiten ins Land – heute machen sie uns das Leben schwer: eingewanderte Pflanzen. Seit Christoph Kolumbus’ Entdeckung der Neuen Welt kommen sie aus Afrika und Asien zu uns. Aber bleiben wir fair, nicht alle von ihnen verdrängen die heimische Flora. Neun von zehn Arten haben ihre Nische in Dresden gefunden und schmücken Gärten und Parks wie der Sommerflieder. Doch es gibt Arten, die sich fast ungehindert und ungewollt vermehren.

Bestes Beispiel ist der Japanische Staudenknöterich, der insbesondere an den Loschwitzer Elbwiesen und Elbhängen wuchert. Die bis zu vier Meter hohe Pflanze macht es anderen schwer, weil es unter ihren Blättern schnell an Licht und Platz fehlt. Sie vermehrt sich durch Wurzelausläufer ungebremst und wächst bis zu 25  Zentimeter an einem Tag. Gut zu sehen ist das an der Straßenbahnstrecke zwischen Nöthnitzer Straße und Westendring, wo regelrechte Knöterich-Wälder stehen. „Diese Pflanze macht uns enorm zu schaffen“, sagt Harald Wolf vom Umweltamt. Denn der im 19. Jahrhundert als Zierpflanze eingeführte Knöterich ist schwer zu bekämpfen.

Ein kurzes Wurzelstück reicht aus, um ganze Flächen zuwuchern zu lassen. Der bis zu zwei Meter tief steckende Wurzelballen müsste ausgegraben werden. Weil das kaum möglich ist, wäre Chemie das Mittel der Wahl. Doch Dresden hat sich entschieden, darauf zu verzichten. „Ich kenne Versuche aus Hessen, wo man die Pflanzen abgemäht und dann für fünf Jahre Folien daraufgelegt hat. Danach war der Knöterich abgestorben, aber der Boden auch tot“, sagt Wolf. Andere haben die Pflanzenteile fünf Meter tief vergraben. „Mit permanentem Mähen, mindestens achtmal pro Saison, schwächen wir die Pflanze. Doch sie wird nicht ganz verschwinden“, sagt Wolf. Probates Mittel wäre, mit Baggern großflächig die Wurzeln auszugraben und alles zu verbrennen. Doch das werden sich die wenigsten Grundstücksbesitzer leisten können.

Für Menschen gefährlich

Immerhin gibt es auch gute Nachrichten im Kampf gegen ungeliebte Einwanderer-Pflanzen. Der aus dem Kaukasus stammende Riesenbärenklau, durch seine Größe von bis zu vier Metern auch als Herkulesstaude bekannt, hatte sich vor einigen Jahren massiv im Steinbruch an der Mordgrundbrücke ausgebreitet. „Schuld daran waren Dresdner, die ihre Pflanzenabfälle hier illegal abgeladen hatten“, sagt Harald Wolf. Da die Pflanze bis zu 30 000 Samen bildet, dauerte es nicht lange, bis das Gelände von ihr überwuchert war.

Doch im Gegensatz zum Knöterich ist der Riesenbärenklau gefährlich für Mensch und Tier. Sämtliche Teile enthalten Giftstoffe, die den natürlichen UV-Schutz der Haut außer Kraft setzen. Kommt Sonnenlicht auf die betroffene Stelle, führt das zu Verbrennungen oder Verätzungen. Die Verletzungen heilen nur langsam ab und können Narben hinterlassen. Inzwischen aber finden sich am Mordgrund nur noch sehr wenige Bärenklau-Pflanzen.

„In Zusammenarbeit mit dem Sachsenforst ist es uns hier durch regelmäßiges Mähen gelungen, den Bärenklau fast auszurotten“, sagt Wolf. Dazu muss man den Standort konsequent überwachen und Blütenbildung vermeiden. Schutzkleidung mit Brille ist beim Bekämpfen ebenso Plicht wie ein bedeckter Himmel. Wer sich nicht sicher ist, ob auf seinem Grundstück Riesenbärenklau oder der heimische und ungefährliche Wiesenbärenklau wächst, schaut zunächst nach der Größe. Die einheimische Pflanze wird maximal 1,50 Meter hoch und hat keine roten Flecken am Stängel wie der Einwanderer.

Ähnlich gefährlich wie der Bärenklau ist die Beifuß-Ambrosia, eingewandert aus Amerika. Diese spät blühende Art verschleudert bis in den November hinein Milliarden ihrer Pollen, die bis in die inneren Atemwege gelangen können, wo sie bei Allergikern schwere Reaktionen von Tränenfluss und Juckreiz bis hin zu Asthma auslösen. Viele von uns bringen sie selbst mit in den Garten: über Vogelfutter. Es gibt aber auch Mischungen ohne Ambrosia im Handel. Manche Hersteller veröffentlichen diese Hinweise auf den Packungen. „Findet man eine Pflanze, sollte man eine Plastetüte darüberstülpen, sie herausreißen und in den Müll werfen“, sagt Wolf. Ein großes Problem stellt die Ambrosia in Dresden jedoch nicht dar.

Nektargehalt lockt Bienen an

Anders das indische Springkraut aus dem Himalaja, das mit seinen hübschen rosafarbenen Blüten am Ufer der Prießnitz in der Heide wächst. In der Sächsischen Schweiz überwuchert es bereits ganze Täler. Wasser ist sein Element, denn darüber verbreiten sich seine bis zu 4 000 Samen pro Pflanze weit und zuverlässig. „Es verdrängt massiv andere Pflanzen.“, sagt Wolf. Durch seinen hohen Nektargehalt ist es für Bienen verlockender als einheimische Pflanzen, die dann nicht mehr bestäubt werden. Durch Einsätze von Naturschützern und der Umweltschule ist es an der Prießnitz gelungen, die Pflanze zurückzudrängen. „Aber wir brauchen Durchhaltevermögen“, sagt Harald Wolf.