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Borkenkäfer hat sich satt gefressen

Anderswo wird der Schädling bekämpft, im Nationalpark ist er willkommen. Es war ein gutes Jahr für den Landschaftsgestalter.

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© Norbert Millauer

Von Nancy Riegel

Bad Schandau. Nicht alle Mitarbeiter im Nationalpark Sächsische Schweiz werden bezahlt. Es gibt auch Helfer, die machen die Arbeit ganz freiwillig. So auch der Fichtenborkenkäfer, auch Buchdrucker genannt. In diesem Jahr hat das Insekt wieder ganze Arbeit geleistet und rund 5 000 Kubikmeter Holz zerfressen, vor allem am Kleinen Winterberg oder am Hochhübel in der Nähe vom Zeughaus. Das sind rund 2 000 Kubikmeter mehr als im Jahr 2015. Was anderswo als hoher wirtschaftlicher Schaden gesehen wird, freut die Nationalparkverwaltung.

Immerhin sorgt der kleine, schwarze Käfer durch seinen Heißhunger dafür, dass alte Bäume absterben und damit Platz für neue machen. Der Wald wird bunter, Fichtenmonokulturen werden durchmischt, zum Beispiel mit Buchen und Eichen. „Sobald die Fichten kahl sind, setzt kräftiges Waldwachstum mit verschiedensten Baumarten ein, die ohne Unterstützung durch den Menschen den Naturwald von morgen entstehen lassen“, erklärt Hanspeter Mayr vom Nationalpark das Prinzip.

Eine wünschenswerte Entwicklung, immerhin sollen rund 75 Prozent des Nationalparks bis zum Jahr 2030 als naturnah gelten. Bisher trifft dies nur auf etwas mehr als die Hälfte der Fläche zu.

Abstand halten

In den letzten Tagen haben Waldarbeiter die letzten der 39 Borkenkäferfallen eingelagert. Seit April kontrollierten Mitarbeiter wöchentlich die Fallen, um einen Überblick über die Population des Tieres zu bekommen. Waren vor zehn Jahren rund 10 000 Kubikmeter Holz befallen, waren es in dieser Saison nur etwa halb so viele. Trotzdem war es ein gutes Jahr für den nur etwa Streichholzkopf-großen Schädling, was vor allem am trockenen Wetter lag.

Für den Nationalpark ist der Buchdrucker also keine wirkliche Gefahr, jedenfalls nicht in der Ruhezone. Außerhalb dieser wird der Schädling kritischer beobachtet, denn auf umliegende Privatforste darf er nicht übergreifen. Befalle Bäume werden deshalb schnellstmöglich entfernt. Laut Hanspeter Mayr waren es in diesem Jahr 168 Kubikmeter Fichte, die aus dem Wald gebracht wurden. 500 Meter Abstand muss ein vom Borkenkäfer befallenes Gebiet zum nächsten privaten Grundstück haben, lautet die Faustregel. Bisher musste noch kein Nationalpark-Nachbar entschädigt werden, weil der Buchdrucker bei ihm Einzug gehalten hat.

Dass die Touristen und Anwohner der Sächsischen Schweiz den Schädling kritischer betrachten als die Nationalparkverwaltung, kann Hanspeter Mayr verstehen. „Das gewohnte Waldbild wird durch die abgestorbenen Stämme schnell verändert“, sagt er. Trotzdem werden diese in der Ruhezone auch in Zukunft liegengelassen, damit sich der Borkenkäfer wieder als Landschaftsgestalter austoben kann.