Merken

Borkenkäfer fressen sich durch

Die Zahl der befallenen Bäume in der Sächsischen Schweiz hat sich zum Vorjahr verdoppelt. Der Nationalpark reagiert unterschiedlich auf Befall.

Teilen
Folgen
NEU!
© dpa

Sächsische Schweiz. Borkenkäfer sind in den Wäldern Sachsens gegenwärtig wieder auf dem Vormarsch. Aufgrund der für die Käfer günstigen Witterungsbedingungen sind bislang etwa doppelt so viele Bäume wie im Vorjahr betroffen. „Im Hügelland und in den unteren Berglagen verlassen in diesen Tagen bereits die ersten Nachkommen der Borkenkäfer aus dem Frühjahr ihre Brutbäume“, erklärt Lutz-Florian Otto, zuständiger Referatsleiter beim Staatsbetrieb Sachsenforst.

Waldbesitzer sind aufgefordert, ihre Bestände auf Befall zu kontrollieren. „Der kann verlässlich anhand der kleinen Einbohrlöcher und des ausgeworfenen Bohrmehls erkannt werden“, so Otto. Die Larven zerstören durch den Fraß unter der Borke die Lebensadern der Bäume. Um die Vermehrung der meist streichholzkopf-großen Käfer in den Bäumen zu verhindern, sollten diese bei einem Befall schnellstmöglich gefällt und entrindet oder abtransportiert werden.

Das gilt jedoch nicht für den Nationalpark Sächsische Schweiz. Hier gilt der Grundsatz: Natur Natur sein lassen. Das bedeutet, dass befallene Bäume im Wald belassen werden. Das hat zur Folge, dass sich der Borkenkäfer hier besonders gut ausbreiten kann. Ein intensives Monitoring hat das bereits bestätigt. Im Ruhebereich des Nationalparks ist auf etwa der Hälfte der Gesamtfläche das Wirken der Borkenkäfer ein wesentlicher Teil der natürlichen Waldentwicklung, heißt es vom Sachsenforst. Hier ist der Borkenkäfer kein Schädling, sondern Gestalter.

Durch das Absterben insbesondere von Fichten, die nicht zu den ursprünglichen Baumarten der Sächsischen Schweiz gehören, wird die Entstehung stabiler Naturwälder gefördert, heißt es. Besonders deutlich werden die Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf einer rund 13 Hektar großen Waldfläche auf dem Kleinen Winterberg am Reitsteig. Die abgestorbenen Fichten werden dort zum Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, Pilzen und Moosen. Gleichzeitig sind sie Nährstoff für nachwachsende Pflanzen. Die neu entstehenden, strukturreichen und stabilen Mischwälder können dem Borkenkäfer nicht mehr zum Opfer fallen, heißt es.

Damit sich der derzeit starke Befall nicht auf angrenzende, bewirtschaftete Flächen überträgt, hat der Nationalpark einige Vorkehrungen getroffen. „Der Nationalpark gehört zu den am intensivsten überwachten Wäldern im Freistaat“, erklärt Dietrich Butter, der Leiter der Nationalparkverwaltung. Mithilfe spezieller Lockstoff-Fallen wird die Aktivität der Borkenkäfer kontinuierlich überwacht. „Befallsherde außerhalb des Ruhebereiches, insbesondere an den Rändern des Nationalparks und in der Nähe von privaten Waldflächen, werden umgehend beseitigt“, erklärt Butter. Dieser sogenannte Pflegebereich umfasst derzeit etwa 46 Prozent der Waldflächen im Nationalpark. (SZ)