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Bombardier streicht 900 Jobs

Damit fällt jede vierte Stelle in der Oberlausitz weg. Die Betriebsräte werfen dem Unternehmen Missmanagement vor.

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© Uwe Soeder

Bautzen. Fassungslosigkeit in den Bombardier-Werken in Görlitz und Bautzen: Das Unternehmen will an beiden Standorten insgesamt 930 Stellen streichen – 700 in Görlitz und 230 in Bautzen. Die Mitarbeiter haben das am Donnerstag auf Belegschaftsversammlungen erfahren, die die Betriebsräte einberufen hatten, um den seit Tagen schwelenden Gerüchten ein Ende zu bereiten. Das gesamte Bombardier-Management tagt derweil in Kanada und verhandelt zur weiteren Unternehmensstrategie.

Um die Strategie vor allem geht es auch in Görlitz und Bautzen. Betriebsräte und IG Metall werfen der Unternehmensleitung von Bombardier Transportation schwere Management-Fehler vor, die für das schlechte Finanzergebnis der Unternehmensgruppe in Deutschland verantwortlich seien. Neben Fehlentscheidungen in den Prozessabläufen kritisieren die Betriebsräte vor allem auch Entscheidungen, Teile der Produktion in Billiglohnländer auszulagern, wo zwar preiswerter, aber auch qualitativ minderwertiger gearbeitet wird. „Schon über Jahre hinweg haben wir die Missstände aus unserer Sicht immer wieder aufgezeigt“, sagt Bautzens Betriebsratsvorsitzender Gerd Kaczmarek.

Widerstand und Gegenstrategie

Es gebe zudem keine erkennbare Strategie für die Zukunft der beiden Standorte. Zwar hatten die Bombardier-Mitarbeiter in Bautzen und Görlitz vor wenigen Wochen erfahren, dass die beiden Standorte innerhalb der nächsten drei Jahre zu einem Werk verschmelzen sollen, mit einem derart großen Stellenabbau hatte aber niemand gerechnet. Die Oberlausitz trägt damit die größte Last der insgesamt für ganz Deutschland angekündigten Streichungen von 1 430 Jobs.

„Der geplante Stellenabbau ist in unseren Augen eine kurzfristige Hau-Ruck-Aktion, die definitiv nicht nötig ist“, sagt Ostsachsens IG Metall-Chef Jan Otto. „Wir werden uns das so nicht gefallen lassen“, sagt er und kündigt Protestaktionen an. Betriebsräte und Gewerkschaft wollen zudem ein Konzept mit einer Gegenstrategie zu den Stellenstreichungen vorlegen.

Von einem „schweren Schlag für die Region“ spricht Stefan Brangs, Arbeits-Staatssekretär im Sächsischen Wirtschaftsministerium. „Wir erwarten von Bombardier ein belastbares Zukunftskonzept des Konzerns“, so Brangs, der selbst Oberlausitzer ist. „Es gehe um sehr gut ausgebildete Fachkräfte. „Dieser Trumpf darf nicht leichtfertig verspielt werden.“ Man werde mit dem Unternehmen Gespräche führen, kündigt er an.

Gegenwärtig hat das Bombardier-Werk in Görlitz 2 500 Beschäftigte, das Werk in Bautzen 1 200. Unter den Mitarbeitern sind rund 1 000 Leiharbeitskräfte, die von den Kürzungsplänen am stärksten betroffen sind.