Merken

Bombardier setzt auf Bautzen

Der Grundstein für eine neue Produktionshalle ist ein Signal der Hoffnung für die ganze Region.

Teilen
Folgen
© Uwe Soeder

Von Jana Ulbrich

Großer Bahnhof für allerneueste Bahnen: Sogar Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und ihr sächsischer Amtskollege Martin Dulig (SPD) sind am Donnerstagabend nach Bautzen gekommen, um auf dem Gelände des Bombardierwerks den Grundstein für den Bau einer neue Produktionshalle zu legen. Die Mitarbeiter der Spätschicht sind ebenfalls da. Sie haben freibekommen für den feierlichen Akt. Auch für sie ist das heute etwas Besonderes, sagen sie. „Das ist ein gutes Zeichen für uns“, findet Heiko Casper, 23, aus der Stellmacherei. Er macht sich jetzt keine Sorgen mehr um seinen Arbeitsplatz.

Die Bilder von der Grundsteinlegung

Es ist ein Grundstein für die Zukunft und ein Signal der Hoffnung für die ganze Region: Insgesamt 20 Millionen Euro will der Schienenfahrzeugbauer in den nächsten zwei Jahren in Bautzen investieren. Der Standort soll zum Kompetenzzentrum des Schienenfahrzeugbaus im gesamten Konzern werden: „Ein Meilenstein für das Unternehmen weltweit“, so sagt es Bombardier Deutschland-Chef Michael Fohrer. Industrie 4.0 heißt das Stichwort, nach dem in Bautzen künftig digital vernetzt produziert wird. „Wir werden hier die modernsten Bahnen nach den neuesten Technologien bauen“, sagt Fohrer.

Hoffen, dass Bombardier zu Sachsen steht

Entsprechend groß ist da die Euphorie an diesem Donnerstagabend auf der mehr als 8 000 Quadratmeter großen, steinigen Fläche, auf der die Halle jetzt gebaut wird. Von einem „Leuchtturm der Bahnindustrie“ spricht der Bombardier-Chef. Von einem „guten Signal für die Region“ spricht die Bundeswirtschaftsministerin, von einem „wichtigen Signal in Richtung Zukunft“ ihr sächsischer Amtskollege. Aber die beiden Minister sagen auch offen, was sie jetzt von Bombardier erwarten: Dass alle Kollegen hier auch in Zukunft weiterarbeiten können – auch im Schulterschluss mit den Kollegen in Görlitz. „Sachsen steht zu Bombardier“, sagt Martin Dulig, damit sei auch die Erwartung verbunden, dass Bombardier zu Sachsen steht.

Werkleiter Olaf Schmiedel versichert, dass das Engagement des Konzerns in Bautzen langfristig ist. So langfristig wie die Geschichte des Waggonbaus an diesem Standort. Alte Fotos, die Schmiedel neben der aktuellen SZ-Ausgabe in die Grundstein-Schatulle schiebt, zeugen davon. Und noch von etwas anderem wird die Schatulle einst zeugen: Von der Kraft und dem Willen der Bombardier-Werker. Es steckt jetzt auch ein schwarzes T-Shirt im Grundstein. „Bautzen packt’s an“ steht darauf. Das Hochwasser-T-Shirt, das sie alle getragen haben nach der verheerenden Flut im August 2010 ist mehr als ein Symbol.

Alles wird digital vernetzt

In der neuen Bautzener Halle werden künftig alle Produktionsprozesse – Logistik, Fertigung, Qualitätsmanagement und Testbetrieb – digital vernetzt sein. Die Produktion wird effizienter und flexibler. Ab Mitte nächsten Jahres wird die neue Halle Arbeitsplatz für 500 Mitarbeiter sein. Aber was wird mit den anderen? Was mit dem Bombardier-Werk in Görlitz?

Bisher arbeiten mehr 3 000 Menschen an den beiden Standorten, rund 2 000 in Görlitz und 1 150 in Bautzen. Im letzten Jahr hatte der Konzern einen umfangreichen Stellenabbau angekündigt, aber bisher noch keine konkreten Zahlen genannt. Deswegen jubelt auch Bautzens Betriebsrats-Chef Gerd Kaczmarek an diesem Donnerstagabend etwas verhaltener. Zwar freut auch er sich sehr darüber, dass die 170-jährige Waggonbautradition in Bautzen jetzt definitiv fortgeführt wird, aber noch sind da viele Fragen offen, weiß er. Am Nachmittag vor der Grundsteinlegung haben sich die Betriebsräte aus Bautzen und Görlitz deshalb erneut zu einem Spitzengespräch mit den Wirtschaftsministern von Bund und Land getroffen.

„Wir sind uns über das Zukunftskonzept mit der Bombardier-Leitung noch längst nicht einig“, sagt Kaczmarek. So wollen die Bautzener nicht nur Züge fertigbauen, sondern auch den Straßenbahnmarkt – ihre bisherige große Kompetenz – weiter behalten. „Wir wollen auch nicht nur ein Fertigungsstandort sondern auch ein Standort für Forschung und Entwicklung sein“, so der Betriebsrat.

Trotz aller offener Fragen aber überwiegt an diesem Donnerstagabend die Freude: Der Grundstein für die neue Produktionshalle ist ein Signal der Hoffnung für die ganze Region. Das wissen die Bautzener. Und sie wissen es zu schätzen.