Merken

Bolzplatz abgerissen

Der Platz in Sörnewitz ist verschwunden, ohne dass vorher Ersatz geschaffen worden ist. Viele sind sauer.

Teilen
Folgen
NEU!
© Arvid Müller

Von Peggy Zill

Coswig. Er sei hemmungslos enttäuscht, sagt Axel Schmieder. Von der Stadtverwaltung und den Stadträten. Alle Versprechungen, die den Sörnewitzern im Vorfeld gemacht worden sind, seien nicht eingehalten worden. In der vergangenen Woche wurde der Bolzplatz in Sörnewitz abgerissen. „Dreimal sind wir durchs Dorf gerannt und haben Unterschriften für den Erhalt gesammelt. Schade um die Zeit“, so Schmieder.

Das erste Baugrundstück ist im Verwaltungsausschuss am Mittwochabend verkauft worden. Die Erschließungsarbeiten am Schulweg gehen vorwärts. So weit, dass das Sport- und Freizeitzentrum nun Platz für die Bagger machen musste. Und dass, obwohl es noch gar keinen neuen Platz für die Freizeitsportler gibt. Dabei hatte genau das die Stadtverwaltung versprochen. Daran erinnern will Axel Schmieder sie aber nicht. „Ich mache nix mehr. Sollen die doch reden und machen, was sie wollen“, sagt er enttäuscht.

Rückblick: Erst im Juni 2002 wurde die Freizeitanlage eröffnet – bezahlt aus Fördermitteln. Auf der Rollerbahn haben viele Kinder das Radeln gelernt, auf dem Spielfeld wurde regelmäßig Fuß- und Basketball gespielt und daneben standen die Tischtennisplatten. „Das war so ein schönes Ding“, schwärmt Axel Schmieder. In all den Jahren habe es keinen Vandalismus gegeben, große und kleinere Kinder hätten immer aufeinander Rücksicht genommen.

Doch irgendwann erhielt die Stadtverwaltung von den Stadträten den Auftrag, nach Bauland für Häuslebauer zu suchen. Sie fand es ausgerechnet am Schulweg in Sörnewitz und legte 2013 erstmals einen Bebauungsplan vor. Von den Sörnewitzern gab es sofort Protest, denn dass der Bolzplatz weichen soll, sahen sie nicht ein. Für Vorschläge, Wohnhäuser und Sportplatz unter einen Hut zu bekommen, fand sich keine Mehrheit.

Also sammelten die Sörnewitzer Unterschriften. Daraufhin wurde eine kleinere Version des Bolzplatzes am Rande der neuen Siedlung gebaut, dann war ein Platz am Kahlhügelweg im Gespräch und schließlich wurde der Sportplatz ganz aus dem Ort verbannt. Spielende Kinder und Wohnen passe nicht zusammen, hieß es aus der Verwaltung. In Neusörnewitz will die Stadt die ideale Lage gefunden haben. Aber bis kein Vertrag unterschrieben ist, verrät niemand, wo genau. Es wird nichts abgerissen, bis es etwas Neues gibt, sagte Bauamtschef Wolfgang Weimann im Frühjahr im Gespräch mit der SZ.

Unterdessen begannen im Sommer die Arbeiten am Schulweg. Zumindest am Wochenende, wenn keine Bauarbeiter zu sehen waren, war der Bolzplatz weiterhin gut besucht. Der erste Spatenstich für einen neuen Bolzplatz ließ aber weiter auf sich warten. Die Verhandlungen mit der Grundstückseigentümerin gestalten sich schwierig, erklärte der Oberbürgermeister Frank Neupold (parteilos) auf Nachfrage. Die Ersatzlösung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, teilte Stadtsprecherin Ulrike Tranberg vergangene Woche mit.

Stadträtin Marlies Förster wohnt zwar in Sörnewitz, ist aber nicht in der Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema beschäftigt. Von ihr stammt jedoch der Vorschlag, auf dem Gebiet der ehemaligen Elektrowärme in Neusörnewitz zu bauen. Dort sind zwar fast alle Grundstücke städtisch, nur ausgerechnet jenes, das sich aufgrund seiner Lage für den Bolzplatz eignet, eben nicht. Deshalb die Vertragsschwierigkeiten.

Dass sich bei dem Thema nichts bewegt, mache sie sauer, so Marlies Förster. Das Thema habe sie viele Nerven gekostet. „Es ist sehr bedauerlich, dass sich das so lange hinzieht“, sagt die Sörnewitzerin. Denn wenn neue Häuser gebaut werden, kommen sicherlich auch Kinder und die brauchen einen Platz, auf dem sie sich austoben können. Obwohl Förster befürchtet, dass die neue Anlage in Neusörnewitz nicht so gut angenommen wird, wie der alte Bolzplatz.

Immerhin wird es in der neuen Siedlung einen kleinen Spielplatz mit Sandkasten geben. Ein Ersatz für den Bolzplatz ist das nicht. „Die unendliche Geschichte geht weiter und ich glaube noch nicht an ein gutes Ende“, sagt Marlies Förster.