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Böser Streit um eine Halle

Die Bürgermeisterin wird von Priestewitzer Gemeinderäten angegriffen. Von Amtsmissbrauch ist sogar die Rede.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Priestewitz. Für ein paar Minuten hatte die Stimmung etwas vom Elfmeterschießen. Aufgeheizt, kämpferisch und blank liegende Nerven, die allseits die Emotionen während der jüngsten Ratssitzung in Priestewitz hochkochen ließen. Der Grund: Ausgerechnet an diesem Mittwoch hatten Adolf Noppes und Arndt Geißler – beide teilen sich nicht nur die Führungsverantwortung beim TSV-Traktor Priestewitz, sondern sitzen für den Verein auch im Gemeinderat – den aktuellen Belegungsplan der Mehrzweckhalle zugestellt bekommen. Was die beiden engagierten Herren da lesen mussten, stimmte sie wenig froh. „Unsere eigenen Vereine müssen sich in die noch freien Zeiten reinquetschen, während die Sportler aus Niederau und Großenhain die freie Wahl hatten“, erklärt Arndt Geißler aufgebracht das Dilemma.

Susann Frentzen, Bürgermeisterin Priestewitz
Susann Frentzen, Bürgermeisterin Priestewitz © Klaus-Dieter Brühl
Adolf Noppes, Vorstand TSV Traktor Priestewitz
Adolf Noppes, Vorstand TSV Traktor Priestewitz © Klaus-Dieter Brühl

Wie er betont, sei das ganze Verfahren dieses Mal grundlegend fehlerhaft gelaufen. Im Gegensatz zu den Vorjahren, als der Hallenwart Peter Pocha gemeinsam mit den ortsansässigen Vereinen über die Belegung im September lediglich für das Winterhalbjahr beraten habe, sei ihnen dieses Mal regelrecht die Pistole auf die Brust gesetzt worden. „In einer E-Mail vom 1. Juli forderte uns die Verwaltung auf, wir sollten bis zum 5. Juli verbindlich die Belegung der Hallenzeiten für das komplette Schuljahr 2016/17 mitteilen“, erregt sich Armin Geißler. Aufgrund der gerade begonnenen Ferien habe man der eingeräumten Frist von ohnehin nur vier Tagen nicht nachkommen können. „Dies haben wir in einer Stellungnahme auch sofort signalisiert, aber keine Antwort erhalten.“

Stattdessen aber den ersten Entwurf eines Belegungsplanes. Einem Plan, in welchem entgegen jahrzehntelanger Praxis – die Vergabe erfolge seit 1993 immer nach denselben Grundsätzen – die Handballspieler aus Niederau und Großenhain bereits Trainingszeiten zugeordnet bekommen haben. „Wir stehen jetzt vor vollendeten Tatsachen. Und es ist eine Lüge, wenn Sie behaupten, uns rechtzeitig über die Änderung der kompletten Vergabepraxis in Kenntnis gesetzt zu haben.“

Vorwürfe, die die Verwaltungschefin so nicht auf sich sitzenlassen wollte. Abgesehen davon, dass sich die Halle im Eigentum der Gemeinde befände und diese den Belegungsplan im Rahmen des laufenden Geschäfts überhaupt nicht verpflichtet sei, mit Räten oder einem Verein abzustimmen. „Weiß ich gar nicht, wo überhaupt das Problem ist! Sie dramatisieren hier mehr als nötig, denn ihnen erwachsen keinerlei Nachteile! Und wir haben hier eine Halle, die wir allen zur Verfügung stellen wollen und eingedenk der Finanzlage finanziell auch müssen“, betonte Frentzen.

Herr Pocha sei während der Erarbeitung des bewussten Planes krank gewesen, und da er bei der Gemeinde angestellt ist, sei es ganz normal, wenn jemand anderer seine Aufgaben übernehme. Auch künftig werde der Hallenwart die Planung fortführen. Allerdings mit der Prämisse, dass Anträge für Belegungszeiten bis zum 10. Juli des laufenden Jahres schriftlich in der Verwaltung einzureichen seien. Und zwar von allen interessierten Nutzern, mit „ausgewogenem Augenmaß gegenüber örtlichen Vereinen“. Nur so erreiche man verwaltungsintern geordnete Verhältnisse sowie Planungssicherheit für alle Betroffenen.

Geordnete Verhältnisse, die der Vorstandsvorsitzende des TSV Priestewitz, Adolf Noppes, so nicht erkennen kann. „Wir haben immer einvernehmlich Lösungen mit anderen Vereinen gefunden. Seit Sie die Finger im Spiel haben, herrschen aber chaotische Zustände“, warf er der Gemeindespitze vor. Und mehr noch. Nach dem erbosten Zwischenruf von Gemeinderätin Manuela Schietzel, Susann Frentzen missbrauche ihr Amt, um ihrer handballspielenden Tochter gewissermaßen vor der Haustür bessere Bedingungen zu verschaffen, lief die Beratung völlig aus dem Ruder. „Bei ihnen piept es wohl! Das ist mehr als anmaßend von ihnen und mein Kind hat in dieser Debatte absolut nichts zu suchen“, rief die parteilose Kommunalpolitikerin völlig aufgebracht.

Zurück blieben indes nicht nur reichlich irritierte Ratsmitglieder, sondern offene Fragen. Geklärt werden sollen zumindest jene der Belegung in der kommenden Woche. Am Tisch von Adolf Noppes, mit Räten, bewusst ohne die Bürgermeisterin. Was für die restliche Aufklärung hilfreich sein dürfte, ist die Aussage des Großenhainer Handballchefs Günter Köster: „Wir haben viel zu viele Kinder und bekommen sie für das Training nicht unter. Da haben wir in Priestewitz gefragt und dort signalisierte man uns freie Kapazitäten.“