Merken

Bölleranschlag im Silvesterrausch

Zwei Männer haben in einer Bankfiliale in Lohmen einen illegalen Megakracher gezündet. Dafür wurde sie nun verurteilt.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Stephan Klingbeil

Pirna/Lohmen. Ein großer Knall, Fensterscheiben zerbersten, Rauch qualmt aus der Lohmener Filiale der Volksbank: In der Silvesternacht 2012/13 sorgt ein illegaler Knallkörper der Marke Delova Rana für eine gewaltige Detonation. Bei der Explosion entstehen laut ersten Schätzungen Schäden im Vorraum und am Gebäude von mehr als 11 000 Euro. Eine Überwachungskamera filmte die Explosion – und die vermeintlichen Täter. Der 28-jährige Ringo H. aus Lohmen und der vier Jahre jüngere Bastian P. aus Pirna mussten sich gestern vor dem Amtsgericht Pirna wegen des Vorfalls verantworten. Beide Männer sind geständig, bereuen die Tat. Sie sprechen von „jugendlichem Leichtsinn“, „einer großen Dummheit“ im Suff.

200 Knaller im Rucksack

Ringo H. hatte seine Knaller im Internet bestellt. Während der Vernehmung bei der Polizei habe er gesagt: „Ich wusste, dass das Zeug verboten ist, hab’ es aber gekauft, weil deutsche Knaller nicht so laut sind.“ Die Polizisten, die den betrunkenen Angeklagten eine Dreiviertelstunde nach der Explosion, um 1.30 Uhr, in Lohmen aufgriffen, fanden in dessen Rucksack rund 200 gefährliche Knaller. Auch diese Böller aus Tschechien trugen nicht das in Deutschland erforderliche Prüfsiegel der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM).

„Wir kamen in der Silvesternacht von einer Feier, trafen uns mit anderen in Lohmen“, so Zerspanungstechniker H., der zur Tatzeit mindestens 2,6 Promille Alkohol im Blut hatte. 40 bis 50 Leute hätten damals in der Nähe der Filiale gefeiert. H. hätte zunächst eine rauchende Fackel gefunden, diese dann in den Vorraum der Bank geworfen. Daraufhin eilte offenbar Bastian P. mit einem seiner Kracher der Marke Delova Rana hinterher. Den Monsterböller hatte er auf eine leere Feuerwerksbatterie gestellt. „Ich hatte gehofft, dass das Papier zerfetzt wird“, erklärt Gießereimechaniker Bastian P. Stattdessen folgte der laute Knall.

Gefährlich wie eine Handgranate

„Es ging alles so schnell“, ergänzt Ringo H. „Wir wussten doch nicht, dass dabei so ein Schaden entsteht.“ Laut einem Sprengstoffexperten der Polizei kann man einen Böller der Marke Delova Rana mit einer Handgranate vergleichen. Die Grammmengen des sogenannten Blitzknallsatzes seien bei beiden ähnlich groß. Diese betragen demnach rund das Hundertfache der 0,5 Gramm, die bei Knallern hierzulande zugelassen seien. Das Gericht äußert indes Zweifel, ob es sich bei der Tat nicht doch um einen Vorsatz gehandelt hat. Denn der Pirnaer P. hatte vor jenem Silvesterabend über die Internetplattform Facebook ein „legendäres“ Feuerwerk angekündigt, das „die Einsatzkräfte“ erblassen lassen würde. Das Gericht geht davon aus, dass die zwei bisher nicht vorbestraften Männer durchaus gewusst hätten, was sie mit ihrer Aktion anrichten würden. Von einer Fahrlässigkeit könne man nicht reden. Der Alkoholkonsum tauge ebenfalls nicht, um sich herauszureden.

Bei seinem Urteil ging das Gericht dennoch von einem minderschweren Fall aus. Bastian P. wurde wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der Lohmener H. außerdem wegen Besitzes von über 200 illegalen Böllern zu insgesamt sieben Monaten Gefängnis – auf Bewährung. Zudem müssen beide den Schaden in Raten begleichen und je 100 Stunden gemeinnützige Arbeit in der Lohmener Verwaltung ableisten. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.