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Böhmische Köstlichkeiten auf dem Wochenmarkt

Dáša und Petr Najman aus Bilý Kostel bieten jeden Mittwoch in Zittau viele Produkte aus der Heimat an. Dabei begann das Paar einst bescheiden.

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© Rafael Sampedro

Von Rolf Hill

Händler aus dem Dreiländereck sind beim Wochenmarkt jeden Mittwoch in Zittaus Innenstadt noch eher selten anzutreffen. Eine Ausnahme bilden Petr Najman und seine Frau Dáša aus Bilý Kostel nad Nisou (Weißkirchen), die inzwischen seit vier Jahren dabei sind.

Begonnen hat alles bei den Vorbereitungen zum 4. Samsmarkt 2013. „Ich hatte davon im Internet gelesen und überlegt, ob das nicht was für uns sein könnte“, sagt die 45-jährige Dáša. So fragte sie per E-Mail beim IHI Zittau als Veranstalter an. „Und es hat gleich geklappt.“ Der Markt habe ihrem Mann und ihr so viel Spaß gemacht, dass sich beide entschlossen, nun regelmäßig mit ihren Erzeugnissen nach Zittau zu kommen – zur Freude von Marktmeister Andreas Sigl, der ihnen half, vorab alle nötigen Formalitäten zu klären. „Er ist längst unser Freund“, versichert sie. „Wir haben es bis heute nie bereut“, ergänzt der 50-jährige Petr. Wenn das Händler-Paar nun alles, einschließlich der Frische-, Weihnachts- und sonstigen Märkte zusammenzähle, sei es bestimmt schon 250 Mal da gewesen, schätzt er ein. So hätte man heute nicht nur ein gutes Verhältnis zu den anderen Händlern, sondern längst auch einen festen Kundenkreis.

Beide Najmans stammen ursprünglich aus Hrádek nad Nisou (Grottau). Während Petrs Familie weiter in der Nachbarstadt wohnte, zog Dáša, die gerade 18 Jahre alt war, mit ihren Eltern nach Prag. Sie schmunzelt: „Mitten in das Herz, an den Wenzelsplatz.“ Doch es zog sie auch immer wieder zu den Freundinnen der Kindheit und Jugend. So auch 1993, wo sie eher zufällig ihren Mann traf. Es muss zwischen beiden gleich gefunkt haben, denn ein halbes Jahr später war sie schon hier und wurde seine Frau. Kurze Zeit danach fanden sie auch ihr neues Heim am Ortsrand von Bilý Kostel nad Nisou. „Das Häuschen gehörte meiner Familie“, erzählt Petr. „Aber die nutzten das immer nur im Urlaub oder an den Wochenenden. Für uns war es ein Glücksfall.“ Er habe damals in Liberec (Reichenberg) in einem Betrieb als Fräser gearbeitet, das sei ein bisschen eintönig gewesen, räumt Petr ein. Außerdem habe der 50-Jährige schon immer gern sein eigener Herr sein wollen. So wagte er 1995 den Schritt in die Selbstständigkeit. Der Neuanfang begann mit einem bescheidenen Verkaufsstand am Rande ihres Dorfes. Hier kamen immer sehr viele Touristen vorbei, da diese Straße zu jener Zeit die einzige Verbindung in Richtung Liberec und weiter ins Isergebirge und Böhmische Paradies war. Besonders auf der Rückfahrt hielten deutsche Autofahrer an, um etwas zu kaufen – Zigaretten, Becherovka und Süßigkeiten. Trotzdem war es natürlich ein hartes Brot, damit eine Familie zu ernähren, zumal 1996 Söhnchen Petr zur Welt kam. Doch sie bissen sich durch.

Inzwischen hatten die Najmans von Petrs alter Tante das Haus recht günstig kaufen können. Nun gingen sie mit Dášas Vater daran, es völlig umzubauen und zu modernisieren. Drei gut ausgestattete Fremdenzimmer entstanden – Grundlage für die heutige „Penzion Petr“. Ein weiterer spezieller Raum ist das „Honigzimmer“, denn seit 15 Jahren ist Petr leidenschaftlicher Imker. Dabei hatte das nie zuvor jemand aus der Familie gemacht. Er musste sich also alles selbst aneignen. „Wir hatten den großen Garten und ringsum Wald“, erklärt er. „Das waren schon zwei wichtige Voraussetzungen“. Heute stehen am Rande der Blumenbeete neben dem Haus Bienenstöcke mit 30 Völkern. Weitere 15 befinden sich wenige Hundert Meter entfernt auf dem Gelände eines ehemaligen Kiesplatzes am Waldrand. So gehört der eigene Honig zum Hauptangebot der Najmans auf dem Zittauer Markt. Daneben finden sich Met und diverse kosmetische Produkte, die Dáša selbst herstellt. Zur Palette gehören auch böhmische Knödel mit und ohne Obstfüllung. Bei besonderen Anlässen erweitern Najmans ihren Stand um einen Imbiss. „Die gegrillten Würste gibt es nirgendwo zu kaufen“, verrät Petr Najman. „Die macht uns ein privater Fleischer nach einem streng gehüteten Familienrezept.“ Dazu ein frisch gezapftes „Dvanáctka“, und die Welt sehe gleich viel freundlicher aus.