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Böhlaer Kinderbasar hat Kultstatus

Wenn im Haus der Freiwilligen Feuerwehr ab dem frühen Morgen gewerkelt wird, ist es wieder soweit: Trödelzeit!

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Böhla. Er ist natürlich nicht der Einzige. Und sicherlich auch nicht der Allergrößte und der Luxuriöseste schon gar nicht. Aber dennoch erfreut sich der Kindersachen- und Spielzeugbasar in Böhla-Bahnhof seit nunmehr zwölf Jahren nicht nur wachsender Beliebtheit.

Mehr noch. Der Umschlagplatz für Kleider, T-Shirts, Jacken und Hosen ist inzwischen zum Mekka für die suchende Mutter und den preisbewussten Vater geworden. Wenn zweimal im Jahr gut über einhundert Verkäufer ihre Sachen anbieten, pilgern Schnäppchenjäger sogar aus Dresden, Meißen oder Elsterwerda in den Priestewitzer Ortsteil.

Vorbei sind die Zeiten, in denen hinter zwei Biertischen lediglich zwölf Muttis ihre ausrangierten Sachen feilboten. Mittlerweile strömt eine wahre Fangemeinde nach Böhla, um ja nicht zu verpassen, was jeweils Anfang März und im September zu günstigen Preisen verkauft wird. „Als wir damals angefangen haben, dachte ich nie, dass sich der Basar mal so entwickeln würde“, bekennt Annegret Dörschel und lacht.

Die 46-Jährige ist sozusagen die Mutter und Erfinderin des Marktes. Ihr und Freundin Anja Noack ist es zu verdanken, dass Mädchen flotte Röcke und Jungen coole Bermudas bald ihr Eigen nennen dürfen – zu Spottpreisen, vergleicht man diese mit jenen, die in den herkömmlichen Geschäften bezahlt werden müssen. Dass es nicht ganz unerheblich ist, wie viel Geld Eltern für die Kleidung ihrer ständig wachsenden Sprösslinge ausgeben, weiß Annegret Dörschel selbst aus eigener Erfahrung. Als sie den ersten Basar organisiert hat, war die dreifache Mutter gerade mit ihrem Sohn schwanger. „Die Kinder tragen oftmals ihre Kleidung gar nicht ab. Es ist schade, sie einfach wegzugeben, obgleich man dafür doch noch etwas Geld zum Kauf größerer Sachen bekommen kann“, erklärt Annegret Dörschel.

Gut ein Drittel der über 3 500 Teile würde bis zum Sonnabendmittag 14 Uhr den Besitzer wechseln. Was übrig bliebe, werde wieder abgeholt oder ginge auch schon mal zum Deutschen Roten Kreuz. „Bei aller Freude am Kaufen und Verkaufen darf man nämlich wirklich nicht unterschätzen, wie viele Menschen aus finanziellen Gründen heutzutage darauf angewiesen sind, Kinderkleidung nur für einen Obolus oder gespendet zu bekommen“, gibt Annegret Dörschel zu bedenken. Wie die Sozialpädagogin betont, sei dieser Gesichtspunkt für sie und ihre Helferinnen jedes Mal ein ganz wichtiger. Spielzeug und Kinderkleidung zum kleinen Preis, der glücklich mache, aber im Portemonnaie nicht wehtue – darum ginge es.

Bis es so weit ist, haben sie und ihre Mitstreiterinnen jedoch noch einiges zu tun. Schließlich wird immer am Donnerstag vor den Basaren aufgebaut. Dann stehen fast zehn Frauen des Vereins „Lustige Tausendfüßler“ bereits am frühen Morgen vor dem Haus der Freiwilligen Feuerwehr. Drinnen warten nicht nur Kannen mit frisch gekochten Kaffee, sondern Kisten voller Bekleidung in Größe 56 bis 176. Dazu noch Holzspielzeug, Bücher und einige kleine Fahrzeuge. Verkäufer aus Priestewitz, Großenhain und Umgebung haben prall gefüllte Kartons abgegeben.

Keine Frage, hier muss vor dem Beginn des Verkaufs am Freitag um 8 Uhr noch viel sortiert werden. Schließlich sollen all jene, die ein oder mehrere Stücke mit nach Hause tragen wollen, sich nicht erst durch Berge von Angeboten wühlen müssen. Nein, Ordnung ist auch in Böhla-Bahnhof der Schlüssel für jahrelangen Erfolg. Zu bewundern wieder in den kommenden zwei Tagen.

Der Basar findet am Freitag, 2. März, von 8 bis 18 Uhr und Sonnabend, 3. März, von 9 bis 14 Uhr in Böhla Bahnhof, Poststraße 11a, statt.