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Blutspur bis zur Muschelminna

Ein 26-jähriger Libyer malte Hakenkreuze und hat wohl auch den Brunnen auf dem Postplatz in Görlitz beschmiert.

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© SZ/Matthias Klaus

Von Matthias Klaus

Kalk oder Marmor? Das ist hier die Frage. Es ist Marmor. Aus dem Material bestehen die vier Figuren, die sich um die bronzene Muschelminna auf dem Görlitzer Postplatz gruppieren. Seit Mittwoch sind Fischer, Jäger, Nymphe und Nixe allerdings nicht mehr so schön anzusehen wie vor ein paar Tagen. Rote Flecken verunstalten die Figuren. Farbe oder Blut? Es ist Letzteres. Ein Fall für den Spezialreiniger. „Auf jeden Fall benötigen wir erst einmal die entsprechende Technik vor Ort, um den Brunnen zu säubern“, sagt Volker Stanke, Chef des gleichnamigen Unternehmens aus Neugersdorf. Das hat den Auftrag, die Muschelminna wieder auf Vordermann zu bringen.

Blut oder Farbe im Brunnen? Es ist Blut.
Blut oder Farbe im Brunnen? Es ist Blut. © Stadtverwaltung

Ob Blut oder Farbe auf Kalk oder Marmor – für den Experten Volker Stanke ist das kein so großer Unterschied. „Wenn die Temperatur mitspielt, gibt es keine Probleme“, sagt er. Allerdings ist seine Firma derzeit gut gebucht. Wann Volker Stanke mit der Spezialtechnik der Muschelminna zu Leibe rücken wird, ist am Donnerstagnachmittag noch offen. „Wir bemühen uns, den Auftrag so schnell wie möglich zu erledigen“, sagt der Firmenchef.

Wie es überhaupt zu der Farb- oder Blutattacke auf die Muschelminna kommen konnte – das versucht derweil gerade die Polizei herauszufinden. Fest steht derzeit dieses: Am Mittwochabend, gegen 20 Uhr, wurde die Polizei zu einem Wohnhaus an der Schillerstraße gerufen. „Offenbar nach einer familiären Auseinandersetzung hatte ein 26-jähriger Mann eine Tür eingeschlagen und sich dabei an einer Hand verletzt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizeidirektion.

Mit Blut habe der Mann aus Libyen dann ein Hakenkreuz an eine Wand des Treppenhauses geschmiert. Dasselbe Symbol wurde von ihm dann auch an einer Schaufensterscheibe an der Berliner Straße verewigt. „Am Donnerstagmittag informierte der Städtische Betriebshof die Polizei, dass auch die Muschelminna am Postplatz Blutspuren davongetragen hatte“, teilt die Polizeidirektion Görlitz mit. Das Dezernat Staatsschutz habe die Ermittlungen zum Vorwurf der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole aufgenommen. Ob der 26-jährige Libyer auch für die Sachbeschädigung an der bekannten Brunnenfigur verantwortlich war, wird zu prüfen sein, hieß es gestern Nachmittag noch von der Polizei. Und ob es tatsächlich Blut ist, was an den Marmorfiguren gefunden wurde, das sollte ein DNA-Test ergeben. Inzwischen ist der erfolgt und bestätigt. Die Stadt habe die Freigabe von der Polizei, das Blut entfernen zu lassen, teilt Stadt-Sprecherin Sylvia Otto mit. Da es sich um Blut handelt und nicht klar ist, ob die Person Krankheiten oder Infektionen hatte, kann nicht einfach losgeputzt werden, sondern es ist sinnvoll, einen Spezialisten zu beauftragen, heißt es aus dem Rathaus.

Mit Blutspuren kennt sich die Spezialreinigungsfirma aus Neugersdorf jedenfalls aus. Immerhin mussten die Kollegen schon zu Putz-Einsätzen an Tatorten ran. „Das Problem ist tatsächlich jetzt, dass wir unsere Technik so schnell wie möglich nach Görlitz bringen“, sagt Firmenchef Volker Stanke.