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Blumen und Kräuter für die Küche

Marie Holz wird auf dem Weichaer Hof zur Köchin ausgebildet. Es ist ihr Traumberuf. Zum Tag der offenen Gärten hat sie etwas Besonderes vorbereitet.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Weicha. Dieser Garten am Herrenhaus in Weicha ist wahrlich idyllisch. Die Parkanlage des Weichaer Hofes mit einem alten Baumbestand, verschiedenen Anpflanzungen und Dekorationen lädt zum Verweilen ein. Der Blick reicht bis zum Oberlausitzer Bergland. Alles in allem lässt diese Anlage Urlaubsfeeling aufkommen. Doch nicht für Ingrid Laßmann und Marie Holz. Die beiden Frauen arbeiten in der Küche des Herrenhauses und nutzen den Garten für ihre Gerichte. Dafür gibt es Kräuter- und Blumenbeete. Am Sonntag beteiligen sich die Weichaer erstmals am Tag der offenen Gärten – zum Thema Natur, Kunst, Kulinarik.

Marie Holz freut sich auf diesen Tag. Dabei hat sie am Sonnabend selbst noch eine große Feier, denn sie wird 20. Das Buffet für die Feier bereitet sie ganz allein vor. Selbst wenn viele Gäste kommen, macht ihr das nichts aus, denn ihre eigene Familie umfasste schon die Eltern und acht Kinder. Mittlerweile sind daraus viel mehr Leute geworden, erzählt sie lächelnd. Sie ist schon zehnfache Tante, sagt sie stolz. Stolz ist sie auch, dass sie vor Kurzem ihre Ausbildung zum Beikoch erfolgreich bestanden hat.

Arbeit an Feiertagen macht ihr nichts aus

Nach dem Besuch einer Förderschule in Niesky, die sie mit der neunten Klasse abschloss. Nach einem Berufsvorbereitungsjahr hat sie dann die Ausbildung an der Berufsschule in Löbau begonnen. Und dann half der berühmte Zufall: Im dritten Lehrjahr absolvierte sie ein fünfmonatiges Praktikum. Von Gebelzig im Nachbarkreis Görlitz hat sie es nicht weit gehabt bis in den Weißenberger Ortsteil. Und dass sie da auch über die Feiertage zu Weihnachten arbeiten musste, das macht ihr nichts aus. „Es ist doch mein Traumberuf, da fällt mir das nicht schwer“, sagt Marie Holz und ihre blauen Augen strahlen.

Offene Gärten

Villa Weigang, Bautzen: Marktplatz der schönen Dinge, Weigangstraße 1

Künstlergarten in der Seidau: Seidauer Straße 34 und 36 in Bautzen

Kloster der Klarissen: Den Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi erleben, Klosterstraße 9 in Bautzen

Siedlungsgarten im Shabby-Chic: Ilona Marschner, Parsevalstraße 4 in Bautzen

Ort der Ruhe und Entspannung: Diakonie Bautzen, „Marthastift“, Karl-Liebknecht-Straße 14 in Bautzen

Gut Sommereichen: Familie Busch, Gut Sommereichen in Gaußig

Naturnahe Gartengestaltung im Dreiseitenhof: Familie Steglich, Hauptstraße 15 in Doberschau-Gaußig, OT Naundorf

Sonnenuhrenpfad Taubenheim: geführter Rundgang,Jürgen Walter, Treffpunkt: Sohlander Straße 31 (ehemals Ortsverwaltung) in Taubenheim

Ländliche Lebenskunst: Familie Roitsch, Schlungwitzer Straße 2F in Obergurig, OT Schwarznaußlitz

Vierklang: beschauliche Idylle im kleinen Garten, Burghart Jäckel, Großpostwitzer Straße 3 in Obergurig

Verschiedene Gartenzimmer in der Stadt: Familie Schindler, Zittauer Straße 9 in Wilthen

Soziokulturelles Zentrum Miltitz: Verein Steinleicht, Hauptstraße 9 in Nebelschütz

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Mittlerweile buchen viele Gäste der Ferienwohnungen Halbpension, auch da muss die Küche besetzt sein. Vor allem an den Wochenenden finden im Herrenhaus Feiern statt. Deshalb war Marie Holz sehr froh, dass Hagen Schmidt, einer der beiden Leiter des Gesamtensembles Weichaer Hof, sie gefragt hat, ob sie sich vorstellen kann, an ihre Ausbildung noch zwei Jahre ranzuhängen und Koch zu werden. Vorige Woche stieg sie im zweiten Lehrjahr ein. Mit einer Ausnahmegenehmigung, da sie ja eigentlich im Nachbarkreis lebt, darf sie in Bautzen die Ausbildung absolvieren. „Da kenne ich zum Glück schon jemand aus der ersten Ausbildung“, sagt Marie Holz.

In Weicha gefällt ihr vieles. „Die Kollegen sind nett und die Arbeit ist so abwechslungsreich“, sagt sie. Auch, dass sie viele Dinge ausprobieren kann. Das bestätigt auch Ingrid Laßmann. Auch sie hatte Glück, dass sie eine Stelle als Köchin in Weicha bekam. „Ich war gerade kurzzeitig arbeitslos und suchte nach einer neuen Stelle“, erinnert sie sich. Ihre Bewerbung hat sie auch ins Internet gestellt – und dort hat Hagen Schmidt sie gefunden. „Das war mein absoluter Glücksfall“, sagt die 59-Jährige.

Neue Veranstaltung an diesem Sonntag

Seit einem Jahr ist sie nun in der Küche im Herrenhaus und sagt: „Einen guten Chef und prima Kollegen, das findet man nicht so häufig.“ Und dass Marie Holz und Ingrid Laßmann so gut zusammenarbeiten, das liegt wohl an der Leidenschaft, die beide fürs Kochen empfinden. Beide wollten nur einen Beruf lernen und ausüben – den der Köchin. Ingrid Laßmann liebt es zum Beispiel, kalte Buffets zu dekorieren – mit Kräutern und Blumen.

Mit Kräutern zu experimentieren, das mag auch Marie Holz. Und nun kann die 20-Jährige viel von ihrer Kollegin lernen. „Aber die Marie ist jetzt schon gut“, sagt die vierfache Oma aus Bernstadt. Für die Ausbildung in der Küche ist dann noch der dritte Koch verantwortlich: Karlheinz Lorenz hat den Ausbilderschein. „Das ist für uns ein großes Glück, denn so kann Marie bei uns bleiben“, sagt Hagen Schmidt.

Er freut sich auf diesen Sonntag, wenn in dem kleinen Dorf wieder einmal eine neue Veranstaltung angeboten werden kann. „Wir verbinden bei uns ja auch Natur und Kunst, haben im Herrenhaus kleine Kunstausstellungen“, sagt Schmidt. Mittlerweile fragen Künstler schon an, ob sie hier ausstellen dürfen. Horst Seidelmann, dessen Bilder zurzeit zu sehen sind, ist am Sonntagnachmittag vor Ort. Außerdem sind Metalldekorationen der Firma Arttec Design aus Königswartha zu sehen. Um 14 Uhr liest Denkmalpflegerin Christa Kämpfe über die Naturoase Gröditzer Skala. Andrea Zeidler gibt eine Malereivorführung. Und natürlich wird es auch etwas zu essen geben. Die beiden Frauen bereiten Möhren-Ingwer-Suppe, selbst zubereitete Linguine, also schmale Bandnudeln, mit Champignon-Rahm und Schweinemedaillon mit Rosmarinkartoffeln vor. Als Nachtisch gibt es Bauernhof-Eis.