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Blütenkönigin beim Apfelfest

Im Montessori-Kinderhaus war am Freitag Apfelfest. Zwei Frauen machten es zu einem besonderen Ereignis für alle.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Ponickau. Eine sächsische Blütenkönigin wie Janett I. muss nicht nur schön anzusehen sein. Sie muss auch intellektuell ordentlich was draufhaben. Wie anders kann sie sonst in einem Kinderhaus über die Symbolik des Apfels – von den Märchen über Liebesbräuche bis zur Gravitationstheorie und ihren Erfinder Isaak Newton – erzählen? Nun, die Eltern und Großeltern haben bei diesem Exkurs sicher etwas dazugelernt. Die Blütenkönigin aus Dresden wird den Ponickauern deshalb bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben.

Clea (5) und Paulina (4) (v.li.) sind ganz entzückt über die leckeren Äpfel.
Clea (5) und Paulina (4) (v.li.) sind ganz entzückt über die leckeren Äpfel. © Anne Hübschmann
Anna aus Tansania scherzt mit Sesil (4).
Anna aus Tansania scherzt mit Sesil (4). © Anne Hübschmann

Kita-Leiterin Silvia Reiche wird das freuen. Denn das gestrige Apfelfest sollte ein Höhepunkt im Jahreslauf der Einrichtung sein. Und vielleicht zur Tradition werden. Im Kita-Garten stehen schließlich vier schöne Apfelbäume. „Auch der Elternrat hat beim Vorbereiten und Organisieren kräftig unterstützt“, sagt Silvia Reiche. So betreuten die Eltern zahlreiche Stationen wie die Saftpresse, die sich das Kinderhaus angeschafft hat. „Denn es muss ja nicht immer nur Apfelmus sein“, so die Mitarbeiter.

Eine weitere Frau bereicherte ihrerseits das Fest mit einer ganz eigenen Farbe. Anna Peter Majwa kommt aus Tansania, aus den Bergen am Kilimandscharo. Sie hat ein großes Kreuz und den Hals und eine in Afrika moderne Kunsthaarfrisur. Mit sieben weiteren Kindererzieherinnen schaute sie sich in sächsischen Montessori-Einrichtungen um und lernte die Kinder in Ponickau kennen. „Hier gibt es schöne große Kirchen und viele Kindereinrichtungen“, sagt die 46-Jährige. Der Betreuungsschlüssel hat sie sehr beeindruckt. In ihrer Heimat kümmert sich eine Erzieherin um etwa 50 Kinder. „Hier bringt man dem Nachwuchs großen Respekt entgegen, die Jüngsten werden optimal betreut“, meint Anna auf Kisuaheli – Diakonie-Geschäftsführer Hans-Georg Müller kann fließend übersetzen.

Im Januar waren Silvia Reiche, ihre Stellvertreterin Martina Schober und Hans-Georg Müller selbst in Tansania. Bei dem Austausch ging es darum, voneinander zu lernen, Erfahrungen weiterzugeben. „In Tansania gehören die Kindereinrichtungen zu den Kirchen, und Montessori ist stark im Kommen“, so Geschäftsführer Müller. Die afrikanischen Einrichtungen dort hätten genau dasselbe Spielzeug zum „Selbermachen“ wie hier, erzählt Silvia Reiche. Und was die Ponickauer noch gelernt haben: Ruhiger zu werden, die Natur zu genießen. Pole, pole – langsam, langsam heißt das in der Landessprache.

In Tansania gehen die Kinder mittags nach Hause, nachdem sie ihren Maisbrei gegessen haben. Die Kinder dort sind christlich, so wie auch ihre Familien. Doch da es mit dem Englischen nicht weit her ist, wurden Freiwillige wie Johanna Hirsch aus Friedewald zum Dolmetschen gewonnen. So bekommt das Ponickauer Apfelfest einen internationalen Farbtupfer. Mit Annette Heinrich vom Landhandel Blochwitz, die Äpfel verkauft, und Podologe Ralf Frenzel aus Dresden, der Apfelsorten bestimmt, haben die Familien kompetente Apfelkenner vor sich. Die Kinder können Kerne stecken und die Becher mit nach Hause nehmen.