Merken

„Bloß gut, ich hab nicht Nein gesagt“

Roland Kaiser über seinen Geburtstag, den Tourauftakt in Riesa, guten Wein aus Meißen und warum er seinen Echo behält.

Teilen
Folgen
NEU!
© Arvid Müller

Von Kathrin Schade

Elbland. Die über 40-jährige Karriere von Roland Kaiser ist so facettenreich wie faszinierend. Seit Jahrzehnten begeistert er sein Publikum – vor allem in Sachsen. Der Sommer bietet gleich mehrere Möglichkeiten, den Wahl-Münsteraner live und mit Band bei seinen Open-Air-Konzerten zu erleben. Sei es in Chemnitz, Kamenz oder Berlin, wo Roland Kaiser zum ersten Mal auf der legendären Waldbühne gastieren wird und sich damit einen Lebenstraum erfüllt. Am ersten und zweiten Wochenende im August erwartet die Fans außerdem die 15. Kaisermania vor der einmalig schönen Kulisse der Dresdner Altstadt. Darauf folgt schließlich die Krönung des Jahres: die große Arena-Tournee, deren Start im November in Riesa ist. Die SZ traf den Grandseigneur des deutschen Schlagers in Radebeul – entspannt und gut gelaunt bei einem Latte macchiato.

Impressionen mit dem Kaiser

Roland Kaiser und Maite Kelly im Duett. Ihr gemeinsamer Song  „Warum hast du nicht nein gesagt“ ist längst zu einem Evergreen geworden  und zählt bei jedem seiner Konzerte zum musikalischen Programm.
Roland Kaiser und Maite Kelly im Duett. Ihr gemeinsamer Song „Warum hast du nicht nein gesagt“ ist längst zu einem Evergreen geworden und zählt bei jedem seiner Konzerte zum musikalischen Programm.
Seine Konzerte – wie hier bei der Kaisermania am Elbufer in Dresden, die sich inzwischen deutschlandweit zum größten Schlager-Event entwickelt hat – empfindet der Sänger als Vergnügen, nicht als Arbeit.
Seine Konzerte – wie hier bei der Kaisermania am Elbufer in Dresden, die sich inzwischen deutschlandweit zum größten Schlager-Event entwickelt hat – empfindet der Sänger als Vergnügen, nicht als Arbeit.
OB Dirk Hilbert überreichte im Oktober 2017 Roland Kaiser die Ehrenmedaille der Landeshauptstadt und ehrte sein soziales Engagement.
OB Dirk Hilbert überreichte im Oktober 2017 Roland Kaiser die Ehrenmedaille der Landeshauptstadt und ehrte sein soziales Engagement.

Herr Kaiser, erst einmal herzlichen Glückwunsch nachträglich zum 66. Geburtstag!

Vielen Dank.

Kaiserliche Termine

16. Juni, 15.30 Uhr, im DDV-Stadion Dresden bei der Schlagernacht in Dresden dabei

28. Juli, 20 Uhr, Open-Air-Konzert in der Kaiser-Arena am Hartmannsplatz in Chemnitz

30. Juni, 20 Uhr auf der Hutbergbühne in Kamenz

3. und 4. August, 20 Uhr, Kaisermania am Dresdner Elbufer

10. und 11. August, 20 Uhr, Kaisermania am Dresdner Elbufer

31. August, 20 Uhr, auf der Hutbergbühne Kamenz

15. November, 20 Uhr, Arena-Tourauftakt in der Sachsenarena Riesa

1 / 7

Haben Sie Ihren Ehrentag am 10. Mai groß gefeiert? Mit einem Schnäpschen auf die Schnapszahl oder gar mit „sieben Fässern Wein ...“?

Nein, gar nicht. Ich feiere nie Geburtstag. Das hängt damit zusammen, dass ich nicht gern im Mittelpunkt stehe. Ich möchte auch nie so ein großes Brimborium um meine Person haben. Sondern, ich genieße den Tag stets mit meiner Frau und den Kindern.

Apropos Wein. Wir sind hier in den Radebeuler Weinbergen. Haben Sie schon den Sachsenwein gekostet?

Natürlich. Ich bin ja nicht das erste Mal hier. Ich finde nicht nur die Dresdner Eierschecke köstlich. Auch der Meißner Weißwein ist besser, als die meisten Menschen glauben. Ein wirklich guter Tropfen, keine Frage. Allerdings bin ich kein so ausgiebiger Genießer des Weines.

Und kennen Sie die Riesaer Nudeln?

Wir waren erst kürzlich vor den Proben zur Carmen-Nebel-Show in der Nudelfabrik. Der Exkurs durch die Geschichte der Teigwaren war sehr interessant. Beeindruckt war ich von der Vielfalt der Verkaufsideen im Nudelgeschäft, und natürlich habe ich auch dort im Restaurant Nudeln gegessen. Lecker.

Sachsen scheint in diesem Jahr eine „kaiserliche“ Hochburg zu sein. Sie gastieren in Chemnitz, Kamenz, Dresden, Riesa, Leipzig. Lieben Sie Sachsen sehr?

Ich bin schon auch in vielen anderen Städten Deutschlands mit meinen Konzerten, nicht nur in Sachsen. Aber dass ich hier so eine riesige, großartige und auch junge Fangemeinde habe, das ehrt mich. Gerade die Kaisermania in Dresden, die sich inzwischen deutschlandweit zum größten Schlager-Event entwickelt hat, ist und bleibt ein Phänomen. Und ich habe aufgehört, ergründen zu wollen, warum das so ist.

Viele Ihrer Lieder sind beliebte Evergreens geworden, wie „Joana“, „Santa Maria“ „Extreme“, „Ich glaub’, es geht schon wieder los“ oder „Warum hast du nicht nein gesagt“. Hätten Sie gedacht, dass das Duett mit Maite Kelly solch ein Erfolg wird?

Dass der Song kommerziell ist, wusste ich sofort. Eines Morgens ruft mich Frau Kelly an und sagt: Ich habe da was geschrieben, eine schöne Geschichte mit Augenzwinkern. Hast du kurz Zeit, um sie dir anzuhören? Und in der Tat, es ist wirklich einer der wenigen großen Hits der letzten Jahre geworden. Es ist ein großes Geschenk, so etwas zu haben. Bloß gut, ich hab’ nicht Nein gesagt, in diesem Fall.

Wie viel Prozent Ihrer Lieder sind von Roland Kaiser?

Beim aktuellen Album sind es etwa 20 Prozent – textlich. Denn ich bin ja kein Komponist, sondern Texter.

Und woher nehmen Sie die Ideen dafür?

Das Leben ist so facettenreich. Man muss nur wachen Geistes und mit offenen Augen durchs Leben gehen und das entdecken, über das noch nicht geschrieben wurde. Für mich selbst zu schreiben habe ich 1978 angefangen. „Schach Matt“ war mein erster Text. Jetzt habe ich mir vorgenommen, für mich vorerst gar nicht mehr zu texten.

Warum das?

Weil ich der Meinung bin, dass ich zu nah dran bin. Ich möchte jetzt junge Leute ranlassen, die vieles anders sehen, Worte benutzen, die ich vielleicht nie benutzen würde. Obwohl ich schon langsam lockerer werde. Von diesen jungen Köpfen erhoffe ich mir einen frischen Wind. Ich bin aber sehr offen dafür, für Kollegen zu schreiben, so wie früher für Peter Maffay, Milva, Karat, Nana Mouskouri ... Darauf freue ich mich schon.

Den Sommer-Open-Airs folgt die große Arena-Tour. Deren Auftakt ist am 15. November in Riesa. Warum gerade dort?

Dafür gibt es keinen besonderen Grund. Ich bin ja nicht das erste Mal in Riesa. Umso mehr freue ich mich, nach 2015 und 2017 hier wieder Gast sein zu dürfen, gemeinsam mit den Riesaern die Premiere der Tournee zu feiern.

Wird es ein Rückblick auf Ihre 44-jährige Karriere? Oder präsentieren Sie Ihr 26. Studioalbum „Stromaufwärts – Kaiser singt Kaiser“?

Beides. Ich verspreche, es wird abwechslungsreich, bleibt aber unverwechselbar Kaiser. Es war für mich eine sehr bewegende Reise zurück an die Quellen meiner musikalischen Laufbahn – immer stromaufwärts. Ich spiele meine Stücke ja bereits live oft in neuen Arrangements, denn ich möchte meinem Publikum immer wieder Neues, Überraschendes bieten und nicht immer nur das, was erfolgreich war, wiederholen.

Meine Titel jetzt noch einmal ganz neu für das aktuelle Album zu erleben, war unglaublich inspirierend für mich. Songs wie „Dich zu lieben“, „Alles was du willst“, „Joana“ und natürlich „Santa Maria“ wurden in ein modernes Soundgewand gepackt, mit Orchesterbegleitung. Da kommt „Manchmal möchte ich schon mit dir“ im Bossa-Nova-Rhythmus daher, „Schach Matt“ als gefühlvolle Ballade, „Santa Maria“ mit Country-Klängen oder „Ich glaub’, es geht schon wieder los“ als Dance-Version. Ich hoffe und wünsche, dass es dem Publikum gefällt.

Sie sind ein Entertainer, der sich sozial engagiert: für benachteiligte Menschen, für Kinder. Woher rührt das?

Das liegt sicher an meiner Biografie. Ich bin bei einer Pflegemutter groß geworden, die Raumpflegerin war. Sie hat mir vermittelt, welche Werte wirklich wichtig sind im Leben. So wurde ich ein sozialpolitisch fühlender und denkender Mensch. Mir gehen Ungerechtigkeiten zutiefst gegen den Strich.

Nicht viele Künstler mischen sich in die Politik ein. Sie als SPD-Mitglied schon. Beispielsweise warben Sie 2015 in Dresden auf einer Anti-Pegida-Aktion um Verständnis für Flüchtlinge ....

Ja klar, und das sollte auch jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe nun einmal den Wunsch, mich zu bestimmten Dingen, die mich stören, zu äußern, das auch öffentlich.

Selbst wenn ich dabei Gefahr laufe, Fans zu verlieren, die da sagen: Wenn der Kaiser so eine Meinung vertritt, dann meide ich seine Konzerte. Ich habe damals lediglich mit deutlichen Worten für ein tolerantes Dresden werben wollen, weil ich dieser Stadt viel zu verdanken habe.

Was sagen Sie zum Eklat um den Musikpreis Echo? Bei dem Streit um die Rapper Kollegah und Farid Bang ging es um deren Album, das als antisemitisch kritisiert wurde. Zahlreiche Künstler hatten daraufhin aus Protest ihre Echos zurückgegeben. Werden Sie das auch?

Ich bin in diesem Fall ja gar nicht betroffen. Bei der Echo-Verleihung im April 2016 erhielt ich den Echo als Würdigung für mein soziales Engagement, nicht für Liedkunst. Ich finde aber, dass wir in einem Land leben, in dem wir eine kollektive Verantwortung, eine kollektive Scham haben sollten. Und die Form einer solchen Unterhaltung gar nicht erst bedienen.

Wie wichtig waren für Sie die „Ausflüge“ in andere Genres, zum Beispiel in die Filmbranche mit der Tatort-Schauspielrolle oder als Buchautor?

Das waren sehr angenehme Erfahrungen, eher dem Zufall geschuldet. Mein Buch „Atempause – alles ist möglich“ ist eher als Ratgeber und Mutmacher für alle jene gedacht, die an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) erkrankt sind. Es ist ja längst kein Geheimnis mehr, dass ich knapp 20 Jahre an dieser Krankheit gelitten habe und mir aufgrund dessen im Jahr 2010 eine Lunge transplantiert worden ist – und ich dadurch nun vollständig geheilt bin.

Und wie kam es zu Ihrem Schauspieler-Debüt in der Tatort-Serie „Summ, Summ, Summ“, in der Sie den Schlagerstar Roman König spielten, und die übrigens eine Rekordeinschaltquote von 12,8 Millionen Zuschauer hatte?

Ich hatte irgendwann einmal einen Autoren kennengelernt und so aus Jux gesagt: Falls ihr mal jemanden braucht, ich als großer Tatort-Fan würde gern einmal bei einer Folge mit durchs Bild laufen. Aber dass es dann so eine Episodenhauptrolle werden würde, war gar nicht von mir gewollt, und ich hatte damit in keiner Weise gerechnet. Als ich dann aber das Drehbuch gelesen habe, fand ich es sofort toll, sehr ironisch. Es hat mir großen Spaß gemacht, war allerdings keine schauspielerische Glanzleistung von mir. (lacht)

Würden Sie es wieder tun?

Nein, das ist nicht meine Welt. Meine Berufung ist es, Konzerte zu spielen, Tonträger herzustellen, zu texten – eben Musik zu machen. Ich genieße es und es ehrt mich sehr, wenn das Publikum mitsingt, mir zujubelt, wenn die Leute Party zu meiner Musik machen.

Haben Sie nach so vielen Jahren Bühnenerfahrung noch Lampenfieber?

Mein Lampenfieber ist der Vorfreude auf meine Auftritte gewichen. Eben, weil mir mein Job als Sänger so viel Spaß macht.

Tritt eines Ihrer Kinder in Vaters Fußstapfen?

Nein.

Wo wohnen Sie eigentlich?

In Münster oder in unserem Haus auf Sylt.

Haben Sie schon einmal über einen Abschied von der Bühne nachgedacht?

Daran verschwende ich keinen Gedanken, denn es gibt nur das Publikum und meinen Schöpfer, die mich abwählen können. So lange das nicht passiert, mache ich weiter.