Mit Spürhunden hat die Polizei am Mittwoch die Dresdner Innenstadt durchkämmt. Auf der Flucht sind zwei Räuber mit Schmuck, vermutlich im Wert von Tausenden Euro. Sie hatten um 10.30 Uhr das Juwelier-Geschäft „Leicht“ im Taschenbergpalais betreten. Kurz nachdem sie drinnen waren, maskierten sie ihre Gesichter mit Schals. Während einer die beiden Mitarbeiterinnen mit einer Pistole bedrohte, räumte der zweite die Schaufenster und eine Vitrine leer. Bevor die Männer das Geschäft verließen, versprühten sie Reizgas. Danach flüchteten sie Richtung Postplatz.
„Das ist ein schwerer Schlag“, sagt Geschäftsführer Georg Leicht. Es ist bereits der zweite Raubüberfall innerhalb eines Jahres. Auch beim letzten Mai kamen die Täter am helllichten Tag, bedrohten die Mitarbeiter mit einer Pistole und versprühten Reizgas. Noch immer fehlt von ihnen, den Uhren und dem Schmuck jede Spur. Eine Klingel müssen Kunden nicht drücken, um ins Geschäft gelassen zu werden. In der Leicht-Filiale an der Frauenkirche gibt es diese Sicherheitsmaßnahme. „Wir hatten das wirklich nicht erwartet“, sagt der Juwelier. „Der belebte Standort ist bisher als extrem sicher eingestuft worden, die Tat im vergangenen Jahr als untypisch.“
Ob eine Glocke den Überfall überhaupt hätte verhindern können, ist für Leicht fraglich. „Das heißt ja nicht, dass wir Kunden nicht hereinlassen“, sagt er. Das sei eher eine psychologische Sicherheitsmaßnahme, die Diebe abschrecken soll. So eine Klingel könne auch zu einer Gefahr werden. Nämlich dann, wenn Täter drin sind und das Gefühl bekommen, eingesperrt zu sein. „Sonst sind wir auf dem neusten Stand, haben Panzerglas verbaut und Kameras installiert.“ Diese sollen nun helfen, die Räuber zu fassen. Am Nachmittag veröffentlichte die Polizei Bilder des Überfalls.
Die Beamten räumen allerdings ein, dass trotz Videoaufzeichnung vom Überfall im letzten Jahr bis heute keine Tatverdächtigen gefunden wurden. „Es ist unklar, ob es dieselben Täter sind, aber Parallelen zum Überfall am Mittwoch sind offenkundig“, so Polizeisprecher Marko Laske. Die Täter gingen nicht nur gleich vor. Sie hatten es auch auf dieselbe Marke Uhren einer sächsischen Manufaktur abgesehen, so Leicht. „Das ist ein Rätsel und ungewöhnlich.“ Der Geschäftsführer will nicht ausschließen, dass es dieselben Täter waren. Doch er befürchtet, dass sich die Schmuckdiebe von damals mit anderen über ihren Coup ausgetauscht haben könnten.
Wie hoch der Schaden genau ist, konnte Georg Leicht am Mittwoch nicht sagen. Er will am Donnerstag nach Dresden kommen und eine Schätzung vornehmen. „Aber ich vermute, dass die Höhe beträchtlich sein wird.“ Die „Leicht Juweliere GmbH“ hat ihren Sitz in Pforzheim. Weitere Läden betreibt das Unternehmen in Berlin, Hamburg, München und Köln. Beim Dresdner Semperopernball stiftet „Leicht“ Exemplare des St. Georg-Ordens, mit dem schon Königin Silvia von Schweden, Roger Moore und Hans-Dietrich Genscher ausgezeichnet wurden. „Trotz des Schadens, ich bin furchtbar erleichtert, dass es meinen Mitarbeiterinnen doch gut geht.“ Sie hatten zunächst über Reizungen der Atemwege geklagt und mussten vor Ort medizinisch betreut werden. „Wir sind mit dem Schrecken davongekommen“, sagt eine Mitarbeiterin. Am Nachmittag hatte sie bereits begonnen, das Geschäft aufzuräumen. Es soll die nächsten ein, zwei Tage geschlossen bleiben.
Inzwischen hat die Polizei eine Beschreibung der Täter veröffentlicht. Einer ist etwa 35 Jahre alt, etwa 1,80 bis 1,90 Meter groß und eher schlank. Er trug eine dunkle Jacke sowie schwarze Hosen und Schuhe. Zudem hatte er eine Mütze mit drei weißen Streifen auf und sprach akzentfrei deutsch. Sein Komplize war mit einer blauen Jeans und einer dunklen längeren Jacke bekleidet. Die Ermittler suchen Zeugen, welche die beschriebenen Männer möglicherweise beobachtet haben und Hinweise zur Fluchtrichtung machen können. Informationen nimmt die Polizei entgegen unter Telefon 4832233.
Juwelier Georg Leicht hofft, dass durch den erneuten Überfall sein Geschäft nicht gemieden wird. Die Auswirkungen der Tat im vergangenen Jahr seien groß gewesen, sagt er.