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Blitzer auf dem Schleichweg

Seit die Meißner Straße vor Schloss Wackerbarth gesperrt ist, rasen viele Autofahrer durch ein Wohngebiet. Jetzt reagiert die Stadt.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Der Anblick war schon ein Schock: Anfang der Woche lag eine tote Katze vor der Einfahrt von Familie Radics. Überfahren. Seit ein paar Wochen ist in einem Teil von Niederlößnitz viel mehr Verkehr als sonst. Weil die Meißner Straße vor Schloss Wackerbarth ortseinwärts gesperrt ist, fahren viele Autos durch das Wohngebiet.

Eigentlich führt die offizielle Umleitung über die Kötitzer Straße. Doch etliche Fahrer nutzen einen Schleichweg über die Straße Am Jacobstein und die Ludwig-Richter-Allee. Zum Leidwesen der Anwohner. Vor allem, weil viele der Autofahrer zu schnell unterwegs seien, sagt Sebastian Radics. Im gesamten Gebiet gilt Tempo 30.

„Wir sind besorgt“, sagt der Radebeuler. In der Ludwig-Richter-Allee wohnten auch viele Kinder. „Wir wollen nicht, dass etwas passiert.“ Er hofft, dass sich mehr Autofahrer bewusst machen, dass sie eben nicht auf der Meißner Straße unterwegs sind.

Außerdem ist die Allee sehr eng, weil auf beiden Seiten Autos parken. Trotzdem schieben sich auch große Lastwagen hindurch. „Wir haben die Befürchtung, dass sich mal einer festfährt“, sagt der Anwohner. Die Straße sei für so viel Verkehr nicht ausgelegt.

Das sieht auch Thomas Pirrong so, der Am Jacobstein wohnt. Seine Familie ist ebenfalls von den vielen Autos nicht nur genervt, sondern ernsthaft darüber besorgt. „Es ist sehr belästigend und gefährlich“, sagt er. Anfang der Woche habe ihn ein Auto beinah angefahren, als er aus seinem Grundstück treten wollte. „Noch einen Schritt mehr und es hätte mich erfasst.“ Selbst über den Gehweg würden die Autos fahren.

Am meisten ärgert den Familienvater, dass manche Autofahrer keinerlei Einsicht zeigen. Als seine Frau neulich die Straße kehrte, sei sie sogar von einem Vorbeifahrenden angepöbelt wurden. „Er hat gesagt, sie soll von der Straße verschwinden“, sagt Pirrong. Auch einen Nachbar hat es schon getroffen. „Er wurde beleidigt, weil er einem anderen Autofahrer zu langsam gefahren ist. Dabei hat er sich an die vorgegebenen 30 gehalten.“ Das Aggressionspotenzial bei den Leuten sei hoch.

Die meisten der Raser hätten ein einheimisches Kennzeichen. „Nur wer sich auskennt, kann so schnell fahren“, sagt Pirrong. Bei der Stadt ist das Problem schon bekannt. Seit dieser Woche führe man in kurzen Abständen Geschwindigkeitsmessungen durch, sagt Ingolf Zill, Leiter der Verkehrsbehörde. Das soll die Autofahrer vom Rasen abhalten.

Lkws sollen gar nicht mehr durch die engen Nebenstraßen rollen. Nach der Zufahrt zum Schloss Wackerbarth wird ein Verkehrsschild aufgestellt, das Lastwagen die Weiterfahrt über Am Jacobstein verbietet. Die Straßen generell nur noch für Anlieger freizugeben, gehe aber nicht, sagt Zill. Die Anordnung sei in den letzten Jahren durch verschiedene Rechtssprechungen aufgeweicht worden. Das bedeutet: Jeder, der vorgibt ein Anliegen zu haben, könnte trotzdem durch die Straßen fahren.

Bei der Stadt hofft man, dass sich zukünftig mehr Autofahrer an die offizielle Umleitungsstrecke halten. Aus eigener Erfahrung sagt Zill, dass es über die Kötitzer Straße sogar schneller geht. Die Meißner Straße bleibt vor Schloss Wackerbarth noch mindestens bis Mitte August einseitig gesperrt.