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Blitz entflammt Felsengasthaus

Am Mittwochabend setzte ein Blitz die Gaststätte auf dem Pfaffenstein in Brand. Ein Mann aus Königstein erstickte das Feuer.

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Von Jörg Stock

Das historische Felsgasthaus auf dem Pfaffenstein ist knapp einer Brandkatastrophe entronnen. Am Mittwochabend, gegen 19 Uhr, fing das einsame Gasthaus nach einem Blitzschlag Feuer. Die Wehren aus Pfaffendorf, Bad Schandau und Königstein eilten zu Hilfe. Doch ohne den Königsteiner Rainer Reichstein wäre das Haus vermutlich ein Haufen Brandschutt geworden. Er erstickte die Flammen, bevor die Wehrleute auf dem Berg ankamen.

Rainer Reichstein ist häufig auf dem Pfaffenstein. Er ist Chef der Schutzgemeinschaft Sächsische Schweiz, der das Gasthaus gehört. Reichstein hat im Haus ein kleines Museum mit Fossilien aus der Kreidezeit installiert. Daran arbeitet er gern abends, wenn alle weg sind. So auch am Mittwochabend.

Flammen wie am Christbaum

Es war wie eine Eingebung, sagt Reichstein. Als er merkt, dass die Lampen flackern, geht er vorsichtshalber mal ums Haus. Es herrscht Gewitterstimmung. Draußen fährt ihm der Schreck in die Knochen: Dort, wo das dicke Stromkabel ins Gebäude führt, züngeln Flammen. Die Isolierung brennt, hat die knacktrockene Holzhaut des Giebels entzündet. Schon schlagen die Flammen unters Dach. Alles geht sehr schnell, wie wenn ein Christbaum Feuer fängt.

Gasthauspächter Marcus Ziegler erhält in Dresden gegen halb acht Reichsteins Hilferuf: „Marcus, hier oben brennt’s!“ Ziegler fährt sofort los, borgt sich an der Aral-Tanke in Pirna noch schnell zwei Feuerlöscher, ruft die Feuerwehr an. Fast zeitgleich mit den Wehrleuten erreicht er den Pfaffenstein. Da ist das Feuer schon aus. Ein großer Löschangriff auf das Felsplateau bleibt den Einsatzkräften erspart.

Rainer Reichstein berichtet, wie er das Feuer niederkämpfte: vor allem mit einer nassen Tischdecke. Die schlug er wie eine Feuerpatsche immer wieder auf die Flammen. Fließend Wasser gab’s nicht mehr im Gasthaus. Der Stromausfall hatte die Pumpe lahmgelegt, die sonst das Wasser aus der Zisterne ins Gebäude befördert.

Seinen Einsatz bezahlte Rainer Reichstein mit einer geschwollenen Hand und Kratzern am Knie.In der Aufregung hat er gar nicht bemerkt, wie das passiert ist, sagt er. Hauptsache, das Gasthaus ist gerettet. Schon gestern Mittag war das Dach repariert. Die Feuerwehr hatte auf der Suche nach Glutnestern einige Stellen geöffnet. Auch die Elektrik ist wieder ganz, meldet Pächter Ziegler. Der Gasthausbetrieb läuft ganz normal weiter.

Marcus Ziegler rechnet mit etwa 10.000 Euro Schaden durch die Beinahekatastrophe. Auf jeden Fall werde man nun mit der Feuerwehr sprechen und einige Sachen „ertüchtigen“, sagt Ziegler. Er denkt an ein Notstromaggregat, eine leistungsfähige Pumpe und Kübelspritzen für die erste Brandbekämpfung. Ob teure Feuerlöschtechnik auf dem Fels etwas bringt, bezweifelt er. Wenn niemand den Brand entdeckt und handelt, nützt die beste Ausrüstung nichts.

Wieder hundert Jahre Ruhe?

Im Ernstfall wird die Feuerwehr also eine kilometerlange Schlauchleitung mit mehreren Verstärkerpumpen auf den Pfaffenstein legen müssen. Im Prinzip sind alle anderen Felsengasthäuser in der Sächsischen Schweiz ähnliche neuralgische Punkte für die Löscheinheiten. Immerhin: Beim Papststein ist die Distanz zum nächsten Wasseranschluss relativ gering. Auf den Winterberg kann man mit dem Löschfahrzeug fahren. Der Lilienstein hingegen ist wirklich nur über steile Treppen zu erreichen. Außer die Handfeuerlöscher einzusetzen, könne man im Brandfall nicht viel tun, sagten die dortigen Gaststättenpächter.

Auf dem Pfaffenstein hatte es seit dem Bau des Gasthauses 1891 nie gebrannt. Rainer Reichstein hofft, dass nun für die nächsten hundert Jahre wieder Ruhe ist.