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Bleibt Wohnen in Freital bezahlbar?

Die Nachfrage nach Wohnungen steigt. Das hat auch Folgen für Einkommensschwache, sagen Experten.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Freital. Es wird gebaut und gebaut und gebaut. Nachdem bis vor wenigen Jahren noch im großen Stil abgerissen wurde, entstehen in Freital derzeit so viele Wohnungen wie lange nicht mehr. Die ansässigen Großvermieter setzen vor allem auf den Bau von größerem Wohnraum. Nicht ohne Grund: Die Nachfrage nach Drei- und Vier-Raum-Wohnungen ist da, und mit ihr auch die Bereitschaft, dafür Kaltmieten um die acht Euro pro Quadratmeter zu zahlen. Doch was ist mit denjenigen, die sich solche Mieten nicht leisten können? Wird es auch für Einkommensschwache künftig genügend Wohnungen in Freital geben?

Im vergangenen Jahr hatte der Stadtrat die Verwaltung mit einer Analyse des Wohnungsmarktes beauftragt. Anlass war ein Antrag der Fraktion der Linken. Sie sieht einen wachsenden Bedarf an mietpreisgebundenen Wohnungen. Sozialwohnungen, wie sie auch genannt werden, sind mit staatlichen Mitteln geschaffene Wohnungen, deren Miete auf einen fixen Betrag festgelegt ist. Gedacht sind sie für jene, die auf dem freien Wohnungsmarkt keine bezahlbare Wohnung finden, etwa Langzeitarbeitslose. „Mit der steigenden Einwohnerzahl wird auch die Zahl der einkommensschwachen Familien zunehmen“, sagt Linken-Stadtrat Michael Richter. Freital sollte deshalb reagieren und die Chance auf Fördermittel nutzen, meint er. Ende 2016 hatte die Staatsregierung ein neues Förderprogramm beschlossen: Bis 2019 will der Freistaat den sozialen Wohnungsbau mit 140 Millionen Euro fördern. Bis zu 3 500 Wohnungen könnten so entstehen.

Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen (VDW) bestätigt einen wachsenden Bedarf an Sozialwohnungen – vor allem in Dresden und Leipzig. „Freital gehört zur Metropolregion Dresden und so gilt diese Aussage, zumindest mittel- bis langfristig, auch für Freital“, sagt Sprecher Alexander Müller. Zwar stünde in der Stadt trotz der Nähe zu Dresden und dem sinkenden Wohnungsleerstand noch ausreichend günstiger Wohnraum zur Verfügung. Allerdings ist der Freitaler Wohnungsmarkt aufgrund der steigenden Mieten in Dresden immer gefragter. „Damit nimmt auch in Freital die Konkurrenz, gerade um günstige Wohnungen, zu.“

Noch aber hält sich die Konkurrenz in Grenzen. Zumindest kann das für den Landkreis zuständige Jobcenter derzeit keine Probleme feststellen. Das Amt übernimmt für Arbeitslosengeld-II-Empfänger die Miete bis zu einer gewissen Grenze. So bekommt beispielsweise ein Ein-Personenhaushalt in Freital bis zu 293,28 Euro an monatlichen Mietkosten. Für einen Drei-Personenhaushalt, etwa für eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, zahlt das Jobcenter eine Bruttokaltmiete von bis zu 442,50 Euro. „Unsere Beobachtungen gehen dahin, dass immer noch entsprechender Wohnraum zu angemessenen Kosten zur Verfügung steht und Kunden in aller Regel fündig werden“, sagt Sprecherin Diana Scheumann. Langwieriger sei die Suche dagegen nach größeren Wohnungen.

Wird der Kostenrahmen eingehalten, übernimmt das Amt auch die Miete für eine Genossenschaftswohnung. Bei der Freitaler Wohnungsgenossenschaft Gewo etwa kommen immer wieder Anfragen, sagt Friederike Ebert vom Vorstand. „Es kommt natürlich darauf an, ob dann auch Wohnungen frei sind. Das können wir nicht garantieren.“ Der Leerstand bei der Gewo liegt derzeit bei 1,8 Prozent, die Kaltmiete im Schnitt bei 4,38 Euro pro Quadratmeter.

Die Stadt selbst sieht derzeit noch keinen Bedarf an Sozialwohnungen. Durch neu entstandene Eigenheimstandorte sei der Wohnungsmarkt entlastet worden, sagt Stadtsprecher Matthias Weigel. Außerdem kann Freital über die städtische Wohnungsgesellschaft (WGF) noch genügend Wohnraum bereitstellen. Ihr gehören 16 Prozent aller Wohnungen in Freital, die durchschnittliche Kaltmiete ist nach Aussagen der Stadt nur moderat gestiegen und liegt derzeit bei 4,71 Euro pro Quadratmeter. Vor allem in Deuben-Süden, Zauckerode, in Potschappel und der Schachtstraße gebe es Wohnungen mit sozialverträglichen Mieten. Die seien ohne Warteliste und meist schnell zu bekommen. Das soll auch so bleiben: Laut Geschäftsführung sollen das ausgewogene Verhältnis im Wohnungsbestand erhalten bleiben und die Mieten nur langsam steigen. „Bei anstehenden Planungen und bei der Geschäftstätigkeit der WGF sind die sozialen Belange zu berücksichtigen“, sagt Matthias Weigel.

Auch wenn es keine Prognosen über den künftigen Bedarf an Sozialwohnungen gibt – der Bau von mietpreisgebundenen Wohnungen ist vorerst jedenfalls kein Thema für Freital. Die Stadt erfüllt auch nicht die Kriterien, die mit dem neuen Förderprogramm des Freistaats verbunden sind. Mit sechs Prozent ist allein der Leerstand etwa noch zu hoch, sagt Weigel. Allerdings: Das Stadtentwicklungskonzept, das die Strategie zur zukünftigen Entwicklung Freitals enthält, soll ab diesem Jahr überarbeitet werden. Auch das Thema Wohnen spielt dabei eine Rolle.