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Anwohner sauer über Straßenschäden

Viereinhalb Wochen nutzten viele Autofahrer Schleichwege, weil die B 98 gesperrt war. Das hat in Putzkau und Neukirch Spuren hinterlassen.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Putzkau / Neukirch. Fahrbahnabsenkungen, bröckelnder Asphalt, zugefahrene Entwässerungsgräben: Anwohner der Neukircher Straße in Putzkau klagen nach viereinhalb Wochen inoffizieller Umleitungsstrecke für die gesperrte B 98 über Schäden auf ihrer Straße. Um die gefährlichsten Stellen zu markieren, ließ die Gemeinde Schmölln-Putzkau Warnbaken aufstellen. Bürgermeister Achim Wünsche (parteilos) bestätigt auf Anfrage: Es gab in der Bauzeit zahlreiche Beschwerden von Anwohnern. Wegen rücksichtslosen Fahrens, zu hoher Geschwindigkeit – und Straßenschäden.

Eine dieser Beschwerden kam von Rainer Kühn. „Die Abwassergräben werden zugedrückt, sodass das Regenwasser der Straße auf meine Flächen überläuft und meine verrohrte Zufahrt zum Grundstück Absenkungen aufweist, die den Verdacht auf Rohrbruch zulassen“, schrieb er an den Bürgermeister. Und nicht nur er fragt: Werden die Schäden im Nachhinein behoben? Oder werden sich die Behörden gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben, „bis der Bürger dann wieder der Dumme ist und auf den Kosten sitzen bleibt?“ Zurzeit sieht es ganz danach aus.

Mit Fotos dokumentiert

Wegen der Bauarbeiten auf der B 98 hatte das Landratsamt eine Umleitung über Neustadt und Steinigtwolmsdorf ausgeschildert. „Es gibt keine Alternativstrecken“, erklärte Gernot Schweitzer, Pressesprecher der Kreisverwaltung, vor Baubeginn mit Blick auf Leistungsfähigkeit und Sicherheit der Umleitung.

Trotzdem war klar, dass viele Ortskundige den kürzeren Schleichweg über die Hübelschenkhäuser nehmen werden. Die Gemeinden Neukirch und Putzkau bauten vor, indem sie ein Durchfahrtsverbot für Lkw erließen und die Geschwindigkeit auf 30 km/h begrenzten. Den Durchgangsverkehr konnten sie damit aber nicht generell verhindern. Eine Straßensperrung mit dem Verweis „Für Anlieger frei“ sei auf der rund drei Kilometer langen Strecke nicht durchsetzbar gewesen, sagte Achim Wünsche.

Mit Blick auf die zu erwartenden Schäden erstellte die Gemeinde Schmölln-Putzkau vorab eine Fotodokumentation zur Neukircher Straße und der Straße an den Hübelschenkhäusern. Damit wolle man jetzt über den Landkreis beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) erwirken, dass es Geld für die Schadensregulierung gibt, sagt Achim Wünsche. In einer Schätzung geht die Gemeinde von 6 000 bis 7 000 Euro aus. Eine Summe, die wahrscheinlich nur reichen würde, die größten Gefahrenstellen zu entschärfen. Nur Kies und Splitt an den Fahrbahnrändern aufzuschütten, wie in der Vergangenheit, wird diesmal nicht reichen, sagt Rainer Kühn. Dazu seien die Schäden zu groß.

Zuschuss nicht sicher

Ob Schmölln-Putzkau den erhofften Zuschuss bekommt, ist nicht sicher. Für Straßenschäden auf Schleichwegen könne das Lasuv über das Budget der Baumaßnahme keinen Ausgleich leisten, das sei rechtlich nicht möglich, sagte die Sprecherin des Landesamtes Isabel Siebert.

Allerdings steht den Kommunen und dem Landkreis der Zugang zur Kommunalstraßenförderung offen. Der Freistaat Sachsen fördert bis zur 80 Prozent der Kosten für Instandhaltungs-, Erhaltungs- und Ausbaumaßnahmen. Auf dieses Förderprogramm verweist auch Sabine Rötschke, Sprecherin des Landratsamtes. Städte und Gemeinden können bis zum 1. September Anträge für die Förderperiode 2018 bis 22 stellen. „Der Bedarf ist im Allgemeinen hoch. Grundlage einer Förderung ist eine Genehmigungsplanung. Hier muss aber der Antragsteller in Vorleistung gehen“, so Sabine Rötschke.

Bei all dem hätte es auf dem Schleichweg zwischen Putzkau und Neukirch noch schlimmer kommen können. Bistra Bau schaffte die Deckenerneuerung auf der B 98 in viereinhalb statt in sechs Wochen, wie es geplant war. Für Rainer Kühn und seine Nachbarn eine gute Nachricht. Der Putzkauer hofft auf eine Einigung. Die Grundstückseinfahrt sei Sache des Eigentümers, sagt Achim Wünsche. Straßenentwässerung sei eine Aufgabe der Gemeinde, hält Rainer Kühn dem entgegen. Und er fügt kompromisswillig hinzu: „Ich bin bereit, mich an den Kosten zu beteiligen.“