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Blaumachen in Moritzburg

Auf der Erlebnisplantage geht das Blaubeeren-Sammeln in die letzte Runde. Doch die Anlage hat viel mehr zu bieten als leckere Früchte.

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© SZ/Sven Görner

Von Sven Görner

Moritzburg. Montagnachmittag auf dem Feld gegenüber von Bad Sonnenland. Vor der Erlebnisplantage ist kaum noch ein freier Parkplatz zu finden. Am Zaun und auf der großen Wiese stehen die Autos dicht an dicht. Viele kommen aus Dresden und natürlich dem Landkreis Meißen. Einige Besucher sind aber auch von weiter her angereist, wie die Nummernschilder aus Freiberg, Bautzen, Hoyerswerda, dem Elbe-Elster-Kreis verraten. Sogar Niederländer sind darunter.

Von der Plantage weht Kinderlachen herüber. Das kommt vom Strohlabyrinth gleich neben dem Eingang zur Selbstpflücke. Gut zwei Dutzend Mädchen und Jungen tollen ausgelassen auf und zwischen den Strohballen herum, die seit dem Ferienbeginn vor fünf Wochen schon etwas an Farbe und Form eingebüßt haben.

Dicht an dicht stehen die Heidelbeersträucher in ihren großen Töpfen. Von hieraus ist die gesamte Fläche nicht zu überschauen. Gut 11 000 Stück wachsen mittlerweile in Reichenberg, wie Elizabeth Schöne vom Spargelhof Ponickau sagt. Im Jahr 2000 hatte ihr Vater Holger Schöne zum ersten Mal Irrwege in ein Maisfeld geschnitten. Damit fing alles an. Schon zwei Jahre später kamen dann die ersten Heidelbeeren dazu. Mittlerweile können auch Brombeeren, Himbeeren und Johannisbeeren gepflückt werden.

Rot-weißes Absperrband weist den Weg durch die unzähligen Reihen der fast mannshohen Sträucher. Das ist nötig, um zielsicher dorthin zu kommen, wo gerade geerntet werden soll. Immerhin gibt es auf der Plantage drei verschiedene Sorten Kulturheidelbeeren, die nacheinander reif werden. Gerade werden die späten Beeren gepflückt. „Die Elisabeth ist etwas säuerlicher als die anderen.“ Bei guten Bedingungen könne sie bis Ende August geerntet werden. „Dieses Jahr stimmt das Wetter bisher“, sagt Elizabeth Schöne. Aber entscheidend für die laufende Ernte sind der letzte Sommer und Winter. „Im Vorjahr war es sehr heiß und trocken. Da sind viele Triebspitzen verbrannt. Darum wird wohl schon Mitte August mit der Heidelbeerente Schluss sein.“

In Sichtweite, aber trotzdem nicht erreichbar, hängen jede Menge dicke blaue Beeren. Also weiter an jetzt gelben Bändern und Wildzäunen entlang. Endlich ist eine der offenen Reihen erreicht. Aber hier hängen fast nur unreife grüne und rote Beeren. „Blau sollten sie schon sein“, sagt eine Oma, die mit ihrer Enkelin die Sträucher begutachtet. Eine Frau mit zwei prall gefüllten Körbchen aus Karton in den Händen kommt ihnen entgegen. „Sie müssen dort runter gehen, wo die Fahne weht“, ruft sie, „dort gibt es ganz viel zu pflücken.“ Und tatsächlich – hier ist das Blaubeeren-Eldorado. An vielen Sträuchern biegen sich Zweige, so voll hängen sie mit herrlich reifen Früchten. Schnell zwei, drei gepflückt und in den Mund gesteckt. Lecker! Und von wegen säuerlich. Die ein bis zwei Cent großen Beeren sind die reinsten Fruchtzucker-Bomben.

Auch eine kleine Gruppe aus zwei Frauen und vier Jungs ist eifrig beim Pflücken. Kristin Krause und ihre Freundin nutzen die letzte Ferienwoche noch einmal zu einem Ausflug mit ihren Söhnen. Bei den Jungen haben die Beeren aber offenbar einen Dauertest zu bestehen. Trotzdem sind die kleinen Körbchen und Kunststoffeimerchen schon gut gefüllt. „Wir kommen ab und zu mal hierher“, sagt die Kesselsdorferin. Auch das Maisfeld-Labyrinth wird dabei manchmal erkundet. In diesem Jahr allerdings noch nicht. Dabei sind die Pflanzen besonders gut gewachsen. „Wir konnten das Labyrinth daher sogar schon zum Ferienstart eröffnen“, sagt Elizabeth Schöne. Die Maispflanzen sind nicht nur groß, sondern auch immer noch schön grün.

Kristin Krause schwört indes auf die Heidelbeeren-Ernte in der Erlebnisplantage. Und das hat gleich mehrere Gründe: „Hier lassen sich die Früchte nicht nur rückenschonend pflücken, sondern man braucht sich auch keine Sorgen um den Fuchsbandwurm machen.“ Und dann wartet nach der erfolgreichen Beerenjagd schließlich auch gleich noch eine Belohnung: „Der Blaubeerkuchen im Beerencafé gehört zum Besuch unbedingt mit dazu“, schwärmt Kristin Krause.

Das sehen wohl auch andere Besucher so. Denn viele machen sich gar nicht erst auf den Weg durch die Sträucher, sondern steuern gleich zielsicher die urigen und schattigen Sitzplätze des Cafés an. Die Kinder verschwinden derweil im Strohlabyrinth oder sind von den Tieren im kleinen Streichelgehege begeistert.

Verräterische Spuren an Fingern und Zähnen braucht man bei Kulturheidelbeeren übrigens so gut wie nicht zu befürchten. Denn anders als das Original im Wald haben diese helles Fruchtfleisch. Sie sind daher nicht so farbintensiv.