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Blaues Wunder wird zur Staufalle

Nächstes Jahr beginnt der Stahlbau an der Loschwitzer Brücke. Dann fällt eine Fahrspur weg.

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© André Wirsig

Von Peter Hilbert

Das Blaue Wunder ist in die Jahre gekommen. Die 1893 übergebene Stahlbrücke muss umfassend saniert werden. Einen ersten kleinen Schritt konnte die Stadt am Donnerstag abschließen. Der elbaufwärts liegende Fußweg ist komplett saniert. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) und Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz gaben ihn am Nachmittag wieder frei. Für Kraftfahrer wird das nächste Jahr hart. Die dort geplanten Arbeiten haben für sie große Konsequenzen.

Der Sperrtest: Über ein halbes Jahr bleibt die Brücke ein Nadelöhr

Rund 45 Millionen Euro sind nötig, um das Blaue Wunder bis 2030 umfassend zu sanieren. Im nächsten Jahr werden verformte oder beschädigte Stahlteile erneuert, unter anderem die Geländer direkt neben der Straße und das Scheitelgelenk mit der Schwingungsbremse in der Brückenmitte. Die Arbeiten sollen Mitte April beginnen und Ende Oktober beendet werden. Koettnitz schließt nicht aus, dass sie länger dauern. Qualität gehe vor Schnelligkeit. Während dieser Zeit, also über ein halbes Jahr lang, bleibt die zweite Fahrspur in Richtung Blasewitz für Kraftfahrer gesperrt.

Bereits die Sanierungsarbeiten am elbaufwärts liegenden Fußweg 2015 und in diesem Jahr hatten sich jeweils um mehrere Wochen verzögert.

Die Auswirkungen: Stadt schließt kilometerlange Staus nicht aus

Der Baubürgermeister bezeichnete die Sperrung als „unfreiwilligen Verkehrsversuch“. Es gebe große Befürchtungen, dass es erhebliche Staus gebe, die kilometerlang sein können. Genau das wird in diesem halben Jahr beobachtet. Danach soll die Konsequenz gezogen werden, ob die dritte Fahrspur generell gesperrt bleibt oder nicht.

Bereits im Luftreinhalteplan der Stadt ist vorgesehen, dass eine Spur auf dem Blauen Wunder wegfällt. Damit soll die Umweltbelastung reduziert werden. Doch theoretische Planungen seien das eine, der Praxistest, wie sich die Sperrung real auswirkt, das andere, so der Bürgermeister.

Vor der Eröffnung der Waldschlößchenbrücke waren an Werktagen rund 33 000 Autos übers Blaue Wunder gefahren, jetzt sind es etwa 3 500 weniger. Dennoch bleibt die Loschwitzer Brücke eine der am stärksten befahrenen von Dresden. In Richtung Blasewitz rollen täglich etwa 13 000 Kraftfahrzeuge auf zwei Spuren. Für die wird es auf einem Streifen ganz eng.

Der Präzedenzfall: Drei Stunden im Stau wegen eines kaputten Gullys

Kraftfahrer, die täglich das Blaue Wunder nutzen, kennen lange Staus aus ihrer Praxis. Schon die kleinste Einengung hat fatale Folgen. An einen Zwischenfall vom 22. Dezember 2010 erinnern sich noch heute viele. Damals musste ein kaputter Kanaldeckel am Schillerplatz repariert werden, sodass in dem Bereich eine Spur in Richtung Blasewitz gesperrt wurde. Das führte zu einem Verkehrschaos, das den gesamten rechtselbischen Osten Dresdens lahmlegte. Autos stauten sich auf acht Kilometern zwischen Schillerplatz und dem Pillnitzer Schlosspark. Kraftfahrer standen drei Stunden und länger im Stau, nicht nur auf der Pillnitzer Landstraße, sondern auch auf der Schiller- und der Grundstraße.

Die Alternativen: Ausweichrouten werden stark belastet

Ausweichrouten gibt es nur wenige. Kraftfahrer aus dem Gebiet um Pirna können die dortige neue Elbebrücke nutzen. Ein kleines Schlupfloch bietet noch die Pillnitzer Autofähre.

Die große rechtselbische Alternative in Richtung Zentrum ist die Bautzner Straße beziehungsweise Landstraße. Über Pappritz und Gönnsdorf kann ein großer, sehr zeitaufwendiger Bogen geschlagen werden. Die direkte Verbindung vom Körnerplatz führt über die Grund- oder die Schillerstraße, die bei Staus am Blauen Wunder erfahrungsgemäß besonders belastet sind. Über diese Route kann die Waldschlößen- oder die Albertbrücke erreicht werden, um die Elbe zu überqueren.Kommentar