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Blaues Wunder aus Görlitz rollt durch Indonesien

Unter den Produkten des Görlitzer Waggonbaus sind einige echte Exoten.

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© F. Schulz

Unter den Produkten des Görlitzer Waggonbaus sind auch einige Exoten. So wurden zum Beispiel vor 50 Jahren verschiedene Wagengattungen für die Indonesischen Staatsbahnen PNKA gebaut. Der Bahnverkehr läuft in Indonesien auf den großen Inseln Java und Sumatra, allerdings auf Gleisen einer Spurweite von lediglich 1.067 mm, also kaum breiter als bei der Görlitzer Straßenbahn. Die im VEB Waggonbau Görlitz gebauten vierachsigen Wagen waren für Einsätze vorgesehen, die man hierzulande gar nicht kennt: Nachtexpress á la Schmalspur. Die Görlitzer lieferten dafür sieben Schlafwagen 1. Klasse, zehn Schlafwagen 2. Klasse, vier Speisewagen sowie sieben Maschinen-Gepäckwagen.

In den Nachtexpresszügen setzte die PNKA Stewardessen und Stewards in eleganten Uniformen ein.
In den Nachtexpresszügen setzte die PNKA Stewardessen und Stewards in eleganten Uniformen ein. © Sammlung Wolfgang Theurich

Die PNKA bildete aus diesen 28 Wagen drei Nachtexpresszüge. Zudem wurde von jeder der vier Wagengattungen ein Wagen in Reserve gehalten.

Die Schlafwagen 1. Klasse verfügen über 13 Abteile mit je zwei 2 Schlafplätzen, zwei Toiletten und einen Mittelgang. Der Grundriss der 2. Klasse zeigt zwölf Abteile mit je drei Schlafplätzen sowie zwei Toiletten und einem Seitengang. Im Speisewagen können 48 Fahrgäste an zwölf Tischen Platz nehmen. Die Wagen wurden über die Häfen in Rostock und Wismar verschifft. Die Überführung von Görlitz bis zu den Häfen erfolgte mit den Original-Schmalspur-Drehgestellen, denen Konsolen der Normalspur (1.435 mm) untergesetzt wurden. Die Görlitzer Waggonbauer übergaben die Wagen nach allen nötigen Probefahrten (Bild links: 1967 nahe Jakarta) vor Ort in Bandung, dem Sitz der Indonesischen Staatsbahnen. In den Nachtexpresszügen setzte die PNKA Stewardessen und Stewards in eleganten Uniformen ein (Bild rechts). Die Wagen verkehrten wegen der blauen Lackierung unter dem Namen „Bima“ nach dem Wort „biru malam“ (nachtblau) zwischen der Hauptstadt Jakarta, Yogyakarta und der Hafenstadt Surabaya. Seit Indienststellung sind diese Nachtexpresszüge bei Personal wie Fahrgästen gleichermaßen beliebt – und rollen noch heute. (wt)