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Bizarrer Streit um Schindlers Liste

Für die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ist Oskar Schindlers Liste ein zentrales Dokument. Auf ihr stehen die Namen von mehr als 1 000 geretteten Juden.

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© dpa

Von Alexandra Rojkov und Christina Sticht

Er rettete mehr als 1 200 Menschen das Leben: Während des Zweiten Weltkriegs forderte der deutsche Industrielle Oskar Schindler jüdische KZ-Häftlinge zur Arbeit in seiner Fabrik an und bewahrte sie so vor dem Tod. Seine Geschichte war lange weitgehend unbekannt – bis Regisseur Steven Spielberg in den 1990er-Jahren den Film „Schindlers Liste“ drehte. Aus einem Mann, der aus dem Krieg Gewinn gemacht hatte, wurde ein Held.

Ein Zeugnis von Schindlers Verdienst ist in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ausgestellt: Hinter Glas sind dort Faksimiles der Namenslisten zu bewundern, die Schindler einst erstellte. Eine Kopie aus jener Zeit wird im Archiv aufbewahrt. Die Gedenkstätte in Israel ist überzeugt: Nirgendwo könnten die historischen Dokumente besser aufgehoben sein als in Yad Vashem. Die Argentinierin Erika Rosenberg sieht dies anders.

Rosenberg ist Nachlassverwalterin und Erbin von Schindlers 2001 gestorbener Ehefrau Emilie. Sie will die Herausgabe der Dokumente einklagen: Die Listen seien nach Israel „geschmuggelt“ worden, sagte Rosenbergs Anwalt. Sollte es zu einem Prozess kommen, stünde Schindlers Leben nach seiner Rückkehr von Argentinien nach Deutschland 1958 im Fokus. Emilie Schindler blieb in Südamerika. Eine zentrale Rolle spielt der Kontakt zum Ehepaar Staehr aus Hildesheim. Der damals 62-Jährige Schindler begann 1970 eine von deren Ehemann geduldete Liebesbeziehung mit Annemarie Staehr.

Schindler starb 1974 völlig mittellos in Hildesheim. 1999 fand Staehrs Sohn nach dem Tod seines Vaters Schindlers Koffer mit zahlreichen Dokumenten – darunter die berühmte Liste – auf dem Dachboden und übergab ihn Journalisten. Emilie Schindler ging damals gerichtlich gegen die Zeitung vor und erhielt 2001 – kurz vor ihrem Tod – 25 000 D-Mark für die Veröffentlichung der Dokumente. Erika Rosenberg genügt das nicht. Sie will die Dokumente zurück. (dpa)