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Bitte draußen warten

Der Nationalparkbahnhof Sebnitz ist nur eingeschränkt geöffnet – aus Furcht vor Vandalismus.

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© Marko Förster

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Willkommen in der Nationalparkregion“ steht auf einer Seite des Panoramabildes im erst kürzlich zum Nationalparkbahnhof getauften Sebnitzer Bahnhofs. Ringsum um alle Wände unterhalb des Glasdachs sind ausgewählte Attraktionen des Nationalparks gemalt, einem Rundumblick von einer Höhe bei Hinterhermsdorf nachempfunden. Doch betrachten können Besucher das neue 360-Grad-Panorama derzeit maximal durch die Scheibe der verschlossenen Eingangstür. Die Bahnhofshalle ist zu. Ein ausgehängter Zettel liefert den Grund: „Wir machen Urlaub“, ist darauf gedruckt. Damit sind nicht etwa die Lokführer und Schaffner von Nationalparkbahn und Städtebahn gemeint – die Züge rollen unverändert –, sondern die Mitarbeiter der Bäckerei-Filiale im Bahnhof, die während der zweiwöchigen Winterferien ihre wohlverdiente Erholungspause genießen.

Sehenswertes Panorama: die Nationalparkchefs Pavel Benda und Dietrich Butter, Blumenmädchen Vanessa Blume, der Sebnitzer OB Mike Ruckh und Landrat Michael Geisler bei der Einweihung des Nationalparkbahnhofs (v.l.n.r.).
Sehenswertes Panorama: die Nationalparkchefs Pavel Benda und Dietrich Butter, Blumenmädchen Vanessa Blume, der Sebnitzer OB Mike Ruckh und Landrat Michael Geisler bei der Einweihung des Nationalparkbahnhofs (v.l.n.r.). © Marko Förster

Nur: Wenn die Bäckerei nicht offen hat, bleibt auch der Bahnhof zu. Schon bei der Ankündigung der Bahnhofstaufe hatte es auf der Facebookseite der SZ Sebnitz entsprechende Kommentare gegeben: „… und dann wäre es doch ganz toll, wenn man am Wochenende auch durch das Bahnhofsgebäude gehen könnte, und nicht drumherum“, schrieb eine Nutzerin. „Ja, das stimmt. Was ist das für ein Bahnhof, wenn man nicht rein kann …“, kommentierte ein anderer Nutzer. Tatsächlich ist der Bahnhof wochentags in der Regel nur von sieben bis 15 oder 16 Uhr geöffnet, sonnabends nur bis 10 Uhr. Später am Nachmittag und sonntags bleibt die Halle zu. Das steht gerade im Winter dem ursprünglichen Zweck eines Wartesaals entgegen.

Dafür, dass die Fahrgäste in der Kälte stehen müssen, gibt es einen Grund: drohender Vandalismus. In der aufwendig sanierten Bahnhofshalle stehen unter anderen Glasvitrinen und historische Ausstellungsstücke. Um diese vor Beschädigungen zu schützen, sei es erforderlich, dass während der Öffnungszeiten immer jemand im Bahnhof anwesend ist, erklärt Kerstin Nicklisch von der Pressestelle der Stadt Sebnitz, die das Gebäude vor Jahren gekauft hat. Dies wird über die eingemietete Bäckerei gewährleistet. Deren Angestellte schließen den Bahnhof morgens auf und nachmittags wieder zu. Dementsprechend richten sich die Öffnungszeiten des Wartesaals nach denen der Bäckerei. „Das ist die derzeit günstigste und bedarfsgerechteste Lösung“, sagt die Stadtsprecherin.

Nationalparkchef Dietrich Butter hatte zur Einweihung des Nationalparkbahnhofs Sebnitz Anfang Februar angeregt, die Öffnungszeiten zu verlängern. An einer weiteren Belebung des Bahnhofs wolle man gemeinsam arbeiten. „Überlegungen zu längeren Öffnungszeiten des Bahnhofes liegen uns derzeit noch nicht vor“, heißt es aus dem Sebnitzer Rathaus. Die Voraussetzungen dafür seien beispielsweise verlängerte Öffnungszeiten der Bäckerei oder ein potenzieller Pächter der Gastronomie im Bahnhofsgebäude.