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Bischofswerdas neue Fabrik

Der Verbandsmittelhersteller Temedia nimmt die erste Maschine in Betrieb. Ein Neustart auf dem Hero-Gelände.

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Von Ingolf Reinsch und Gabriele Nass

Routiniert packen Katja Zaubitzer und ihre Kolleginnen in eine Folie, was in einen Auto-Verbandskasten gehört: Binden, Kompressen, Gummihandschuhe, eine Schere… Im Takt weniger Sekunden rückt das Band ein Stück weiter. Ein Automat schweißt alles ein, ehe andere Mitarbeiter die Päckchen in Verbandstaschen verstauen. An diesem Tag sind es Taschen mit einem aufgedruckten dreizackigen Stern, die in Bischofswerda gefüllt und für den Versand an ein Mercedes-Werk vorbereitet werden. 5 000 Taschen werden die neun Frauen und ihr männlicher Kollege in dieser Schicht packen.

Jeder Griff sitzt bei Katja Zaubitzer. Sie füllt mit ihren Kolleginnen Verbandstaschen für Autos. Temedia liefert diese an alle deutschen Fahrzeughersteller, vertreibt sie aber auch unter der Marke des Mutterunternehmens, der Holthaus Medical GmbH.
Jeder Griff sitzt bei Katja Zaubitzer. Sie füllt mit ihren Kolleginnen Verbandstaschen für Autos. Temedia liefert diese an alle deutschen Fahrzeughersteller, vertreibt sie aber auch unter der Marke des Mutterunternehmens, der Holthaus Medical GmbH. © Thorsten Eckert
Blick ins Lager. Die Beleuchtung reagiert auf Bewegungsmelder.
Blick ins Lager. Die Beleuchtung reagiert auf Bewegungsmelder. © Thorsten Eckert
Temedia zeigt Flagge. Das Firmenschild an der Belmsdorfer Straße.
Temedia zeigt Flagge. Das Firmenschild an der Belmsdorfer Straße. © Thorsten Eckert
Erinnerung an die Dresdener Herrenmode: Eine Mitarbeiterin überprüfte in der damals neuen Lagerhalle die Qualität angelieferter Stoffe. Das Foto wurde 2001 aufgenommen. Jetzt richtet hier die Temedia GmbH ihre Produktion ein.
Erinnerung an die Dresdener Herrenmode: Eine Mitarbeiterin überprüfte in der damals neuen Lagerhalle die Qualität angelieferter Stoffe. Das Foto wurde 2001 aufgenommen. Jetzt richtet hier die Temedia GmbH ihre Produktion ein. © Uwe Soeder

In diesem Saal hatte die Ende 2012 geschlossene Dresdener Herrenmode GmbH Stoffe und Anzüge gelagert. Jetzt steht hier die erste Maschine der Temedia GmbH in Bischofswerda. Rund 200 weitere Anlagen werden bis zum Jahresende von Großröhrsdorf und Schönbachumgesetzt. Die meisten der rund 80 Mitarbeiter kommen mit nach Bischofswerda. „Wir freuen uns darüber, denn unsere Beschäftigten sind eingearbeitet und wissen, wie die Maschinen und Betriebsabläufe funktionieren“, sagt Geschäftsführer Alexander Holthaus.

Effektive Wege innerhalb des Werkes

Um Wege zu verkürzen, führt Temedia seine beiden Standorte in Bischofswerda zusammen. Doch es geht dabei nicht nur um die rund 50 Kilometer, die Großröhrsdorf und Schönbach voneinander trennen, sondern auch um effektive Wege innerhalb des Werkes. Die großen Hallen der früheren Herrenmode bieten dafür optimale Bedingungen. Das einstige Rohwarenlager bietet auf drei Etagen jeweils 3 000 Quadratmeter Produktionsfläche. Hinzu kommen weitere 2 000 Quadratmeter Lagerfläche im benachbarten Gebäude. Die Temedia GmbH mietet beide Hallen vom Grundstückseigentümer, dem Mutterunternehmen der Herrenmode in Hof.

„Wir haben sehr viel Zeit investiert, um die ideale Raumausstattung zu finden“, sagt Alexander Holthaus während eines Betriebsrundganges. Das Obergeschoss ist lichtdurchflutet. Im hinteren Teil stehen 22 Webmaschinen noch auf Paletten. Temedia kaufte sie von einem befreundeten Unternehmen. In den nächsten zwei Wochen werden auch diese Maschinen angeschlossen. Dann wird in Bischofswerda auch gewebt – das Rohmaterial für Verbandsbinden, das ab der zweiten Jahreshälfte auch im selben Haus zum Endprodukt veredelt wird

Neue Büroräume geplant

Sobald die neuen Webmaschinen laufen, wird das Unternehmen beginnen, die Webtechnik aus Schönbach nach Bischofswerda umzusetzen. 80 bis 100 Webmaschinen werden später in einer Reihe hintereinanderstehen. In einer zweiten Reihe daneben werden 16 größere Raschelmaschinen – eine spezielle Form des Webens – Platz finden; in einer dritten Reihe noch größere Webautomaten für Spezialbinden.

Am anderen Ende des Obergeschosses stehen nagelneue Bürostühle, noch in Folie verpackt. Hier werden Trockenbauer demnächst beginnen, Büroräume abzutrennen. Im unteren Geschoss sind unterdessen die Gebäudereiniger am Wirken, um den Fußboden des einstigen Lagers blitzblank zu kriegen. Hier werden ab dem zweiten Halbjahr Verbandsbinden, Kompressen und Verbandspäckchen hergestellt, zum Teil in Reinstraumqualität. „Hygiene und Sauberkeit stehen in unserer Branche obenan“, sagt Alexander Holthaus. – Ein ganzes Jahr nimmt sich Temedia Zeit für den Umzug. Denn die Produktion läuft bei vollen Auftragsbüchern weiter. Im November war begonnen worden, das Lager einzurichten. Auf bis zu vier Etagen können Paletten gestapelt werden. Die ehemalige Konfektionslagerhalle wurde dafür entkernt und neu ausgestattet – unter anderem mit LED-Licht mit Bewegungsmeldern. Fährt der Gabelstapler in einen Gang zwischen den Regalen, schaltet sich dort das Licht automatisch ein. Das Temedia-Mutterunternehmen, die Holthaus Medical GmbH & Co. KG in Remscheid, investiert einen siebenstelligen Betrag in den Umzug, darunter auch in neue Technik und einen großen Pausenraum. „Wir wollen durch den Umzug auch die Bedingungen für unsere Mitarbeiter verbessern“, sagt Alexander Holthaus.

www.holthaus.eu