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Bischofswerda feiert

Weit über 1 000 Besucher kommen zur Ü-30-Party ins Bischofswerdaer Kulturhaus. Sie steht auch für einen Neuanfang des Hauses.

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© Steffen Unger

Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Die beiden jungen Frauen sehen in ihren gepunkteten Kleidern aus, als wären sie einer Zeitschrift aus den 60er Jahren entsprungen. Den ganzen Abend warten sie schon auf den Auftritt der Firebirds. Kurz vor Zehn betritt die Rock ’n’ Roll-Band am Sonnabendabend dann die Bühne im Kulturhaus Bischofswerda und geht gleich in die Vollen. Die beiden Frauen sind mit die Ersten auf der Tanzfläche. Und die füllt sich schnell. Eine tolle Lichtshow begleitet den Auftritt der Kultband.

Bilder von der Schiebocker Ü-30-Party

Bischofswerda feiert wieder im Kulturhaus. Es ist die erste große Veranstaltung seit über einem halben Jahr. Die letzte war die Ü-30-Party im April, organisiert von Patrick Hofmann von Vegastar und Andreas Thomas von ATeams. Jetzt sind es wieder die beiden erfahrenen Partymacher mit ihren Teams, die den Abend ausrichten, den die SZ präsentiert. Es ist die vierte ultimative Ü-30-Party dieser Art in Bischofswerda.

Dass sie wie geplant stattfinden kann, ist nach der Insolvenz der früheren Kulturhaus-Betreibergesellschaft, nach monatelanger Schließung des Hauses und einem Einbruch, bei dem die Täter hohen Schaden hinterließen, nicht selbstverständlich. Der Eingangsbereich ist Sonnabendabend schon außen gelb und rot beleuchtet. In den beiden Sälen und im Restaurant leuchten die Scheinwerfer, drehen sich die Discokugeln. Im Haus ist es warm. Seit vergangenem Mittwoch wird das Kulturaus wieder beheizt. Gerade das war die große Sorge von Andreas Thomas und Patrick Hofmann. Der Insolvenzverwalter habe ihnen vor einigen Wochen zwar zusichern können, dass sie die Schlüssel bekommen und die Party stattfinden kann, nicht aber, dass an diesem Abend die Heizung laufen wird. Aufgrund ausstehender Zahlungen hatte die Enso die Gasversorgung unterbrochen. „Es war nicht nur damit getan, den Schalter umzulegen. Die ganze Heizung musste überprüft und neu abgenommen werden“, sagt Andreas Thomas.

Vor vier Wochen war er nach langer Zeit das erste Mal wieder im Kulturhaus. Damals waren die Einbruchsschäden vom Juli noch allgegenwärtig. Das aus Feuerlöschern verstreute Pulver war im ganzen Erdgeschoss verteilt: im Saal, im Foyer, in der Küche, in Büroräumen. Im großen Saal, der geflutet worden war, hatte sich das Parkett bis zu einen halben Meter hochgehoben. Dass davon am Sonnabend nichts mehr zu sehen ist, gleicht einem Wunder. Zu danken ist es der Selbsthilfe Bischofswerdaer Bürger, wie zum Beispiel Axel von Gahlen. Auf Rat eines Fachmannes stellten sie einige Wochen lang schwere Gegenstände auf das feuchte Parkett – und schafften es wirklich, dass die Tanzfläche im großen Saal wieder glatt wird. Eine Reinigungsfirma beseitigte das Pulver aus den Feuerlöschern. Die Küche, sagen Insider, sei jetzt so sauber, wie lange nicht mehr. Trotz aller Bemühungen: Es gelang nicht, den letzten Feinstaub aus allen Ritzen zu bekommen. Reste sind noch immer auf den Fußböden zu sehen.

Die Partygäste am Sonnabend stört das nicht. Sie genießen den Abend. „Abtanzen, Musik hören, Freunde treffen, Spaß haben“, sagt Marcel Böhnisch zu seinen Erwartungen an die Party. Mit den Worten „Tolle Leistung!“ quittiert seine Partnerin Sandra Neumann die Bemühungen der Veranstalter und ihrer Helfer, dass die Party in Bischofswerda stattfinden kann. In der Zeit, als die Wiederinbetriebnahme der Heizung noch in der Schwebe war, hatten ATeams und Vegastar auch nach Alternativen geschaut. Die hätte man in der Region gefunden, aber zu schlechteren räumlichen Bedingungen als in Bischofswerda. „Hier gibt es drei Floors. Andere Häuser bieten zwei Floors, manche nur einen“, sagt Patrick Hofmann. Tanz auf drei Ebenen ermöglicht Vielfalt. Neben der Liveband The Firebirds gestalten das DJ-Duo Robert & Hagen, Hot Bananas, die DNA-Beachboys und DJ Anton, alias Ronny Scholze das Programm. Künstler der Region, die wiederum ihr Publikum nach Bischofswerda mitbringen, wobei die meisten Partygäste an diesem Abend aus der Stadt und dem näheren Umland kommen.

800 Karten waren schon im Vorverkauf weg. Mehrere Hundert werden an der Abendkasse gekauft. Die Veranstalter rechneten damit, dass die Besucherzahl von anderthalb tausend im April auch an diesem Abend wieder erreicht werden kann. Neben der Party zieht auch das Interesse am Haus. „Gut, dass es im Kulti weiter geht. Es gehört zu Bischofswerda“, sagt Besucherin Martina Große.

Die Ü-30-Party steht aus Sicht der Veranstalter für einen Neuanfang im Kulturhaus – mit einem neuen Eigentümer. Mit dem haben Andreas Thomas und Patrick Hofmann bereits in den vergangenen Wochen gut zusammengearbeitet. Ebenso mit dem Insolvenzverwalter. Dietrich Schulz, Geschäftsführer der Gesellschaft HM Projekt UG in Dresden, war am Sonnabend unter den Gästen. Die Gesellschaft wird neuer Eigentümer des Kulturhauses. Dietrich Schulz erlebte die Party und war von den Möglichkeiten des Hauses begeistert, sagte Axel von Gahlen am Sonntag der SZ. Der HM-Projekt-Geschäftsführer habe nach der Party ihm gegenüber gesagt, die Entscheidung, das Kulturhaus zu kaufen, sei völlig richtig gewesen, so Axel von Gahlen.