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Eine Schneise für neue Gasleitung

Ontras baut zwei Jahre lang zwischen Lauchhammer und Strehla. Dafür will sich das Unternehmen revanchieren.

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© Ontras

Von Antje Steglich

Die Bauarbeiten an der Ferngasleitung 12 zwischen Lauchhammer und Strehla (die SZ berichtete) werden nicht zu übersehen sein. Um die Rohre, die mindestens einen Meter tief im Boden vergraben liegen, erneuern beziehungsweise sanieren zu können, ist schweres Gerät erforderlich, sagt Ontras-Sprecher Ralf Borschinsky. Dafür brauche man Platz. Der Baustreifen werde in der Regel 17 bis 18 Meter breit sein, in Waldgebieten mindestens 14 Meter – und das über eine Strecke von 45 Kilometern.

Gebaut werde 2020 und 2021 in Etappen, kündigt Ralf Borschinsky an, die Versorgung werde über die gesamte Bauzeit sichergestellt. Die genauen Kosten für das Vorhaben stehen noch nicht fest. In der Regel müsse man bei der Verlegung einer neuen Gasleitung aber mit einer Million Euro pro Kilometer rechnen. Bereits in diesem Sommer werden die Vorarbeiten beginnen. So werde die genaue Trasse, die übrigens auch für Laien anhand der gelben Hinweisschilder nachvollziehbar ist, vermessen und beräumt. Danach werde ein mehrere Meter breiter Streifen Mutterboden über die gesamte Länge der Trasse abgetragen und sogenannte Suchschnitte vom Landesamt für Archäologie gesetzt. Zwar wurden die Flächen schon einmal während der Verlegung der Leitung Mitte der 1950er Jahre abgesucht, sagt Ralf Borschinsky, „aber es gibt heute ganz andere Möglichkeiten. Und die Archäologie hatte damals auch einen anderen Stellenwert.“

Während die Grabungsteams nach historischen Schätzen suchen, will Ontras das Planfeststellungsverfahren vorantreiben und parallel bereits auf die Suche nach Lagerplätzen für die 18 Meter langen Rohre aus Spezialstahl gehen. Momentan bestehe die Ferngasleitung 12 noch aus einem „wilden Sammelsurium“ unterschiedlicher Rohre. Mit dem Neubau sollen die auf ein Durchmesser von 40 und 50 Zentimeter vereinheitlicht werden.

Dadurch könne nicht nur der Druck in der Leitung von bislang 16 auf 25 Bar erhöht und damit mehr Gas transportiert werden. Wesentlicher Vorteil ist auch, dass die Rohre dann „gemolcht“ werden – also quasi mit einem kleinen fahrenden Roboter untersucht werden können. Das werde planmäßig alle zehn bis 15 Jahre gemacht, alle fünf Jahre wird die Trasse begangen, jeden Monat mit dem Hubschrauber abgeflogen – und rund um die Uhr von der Zentrale in Leipzig überwacht.

Die Ferngasleitung 12, die über Flächen von Gröditz, der Röderaue, Wülknitz, Zeithain, Riesa und Strehla verläuft, ist die eine große Gasleitung für die Region. Sie transportiert unter anderem auch das Gas für die Kunden von Enso oder den Riesaer Stadtwerken. Woher das kommt, kann man nicht genau sagen, sagt Ralf Borschinsky. Ontras biete den Platz im Rohr wie fast alle europäischen Netzbetreiber auf der Plattform Prisma an. „Da ist es tagesaktuell völlig unterschiedlich, woher das Gas kommt.“ Klar sei allerdings, dass in der Ferngasleitung 12 auch Biogas transportiert wird. Im südbrandeburgischen Gröden betreibt Ontras nämlich eine von 22 Biogasanlagen.

Schon ein halbes Jahr nach Bauende soll von der riesigen Schneise übrigens nichts mehr zu sehen sein, verspricht der Ontras-Sprecher. Noch fünf Jahre nach dem Bau würde es dafür vor Ort eine ökologische Baubegleitung geben. Ganz in Vergessenheit geraten will das Unternehmen allerdings nicht. „Wir wollen nicht nur als Bauende in Erinnerung bleiben, die Ärger machen. Wir engagieren uns auch“, sagt Ralf Borschinsky. So will Ontras gemeinnützige und nachhaltige Projekte vor Ort unterstützen. Dafür werde es demnächst eine Bewerbungsrunde geben.