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Bis Dresden weltoffen ist

Das lose Bündnis „Dresden für alle“ ist jetzt ein festes Netzwerk. Und plant neue Aktionen.

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© Christian Juppe

Von Andreas Weller

Mit dem Sternlauf als erstes großes und wahrnehmbares Zeichen gegen Pegida hat alles begonnen. Damals, am 8. Dezember, gingen rund 9 000 Dresdner auf die Straße, um zu zeigen, dass die „Spaziergänge“ der Asylkritiker nicht die Haltung der gesamten Stadt widerspiegeln.

Bilder von der "Tolerade"

In Dresden hat am Sonnabend die erste „Tolerade“ stattgefunden.
In Dresden hat am Sonnabend die erste „Tolerade“ stattgefunden.

Einer der Aufrufer zu dem Sternlauf war Eric Hattke. Der Student wurde deshalb sogar bedroht. Was ihn aber nicht abschreckte. Stattdessen entwickelte sich das Bündnis „Dresden für alle“ als loser Zusammenschluss vieler Dresdner, Vereine und Organisationen, die für Weltoffenheit und Toleranz eintreten. Das hat unter anderem das große Konzert „offen und bunt“ und die Bürgerkonferenz von der Initiative „weltoffenes Dresden“ unterstützt, und auch die humoristische Angsthasenaktion.

Hattke ist seit Beginn Sprecher des Bündnisses. Jetzt stellt sich „Dresden für alle“ neu auf. „Wir wollen vor allem für etwas stehen“, sagt Hattke. Dafür, dass sich Dresdner engagieren, dass Dresden eine Stadt ist, in der alle willkommen sind und noch viel mehr. Und das Bündnis will alle ansprechen. Auch die, die montags bei Pegida mitlaufen oder gegen Asylunterkünfte auf die Straße gehen. „Wir wollen diese Leute in Gesprächsrunden holen“, sagt die Co-Sprecherin des Bündnisses, Gabriele Feyler. „Der erste Schritt ist, sie ernst zu nehmen.“ Die Leute sollen sehen, dass sie sich einbringen können und versucht wird, Lösungen für ihre Probleme zu finden. „Eben Demokratie“, so Feyler.

Das Netzwerk hat sich jetzt konstituiert. Darin sind rund 70 Vereine, Verbände und auch politische Organisationen vertreten. Der Netzwerkrat besteht aus 20 Personen, die das Generelle planen. In Arbeitsgruppen sollen sich ganz viele Dresdner einbringen. Es sollen weiterhin Aktionen unterstützt werden. So ist „Dresden für alle“ neuer Schirmherr des Christopher Street Day, dem Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern in der Stadt. Das Netzwerk sieht es als seine Aufgabe, Helfer zusammenzubringen. Beispielsweise Initiativen in Stadtteilen, die bereits Asylbewerbern Unterstützung bieten, mit neuen Projekten. „Das soll auch auf ganz vielen anderen Ebenen funktionieren“, so Hattke. Dazu können ebenso Schulhofschlichter oder Demokratieprojekte an Schulen zählen.

Neben dem Bündeln der Kräfte und der Unterstützung von bereits vorhandenen Ideen, arbeitet das Netzwerk an einer Koordinationsplattform. Ende Mai soll das Projekt in Betrieb gehen. Dabei handelt es sich um eine Internetseite und eine Ausgabe für Smartphones. In zehn Sprachen werden dort dann Hilfsangebote und -gesuche dargestellt und zusammengebracht. Auf einer Karte können die Nutzer genau sehen, was es wo gibt. Das geht von Dresdnern, die gemeinsames Kochen mit Flüchtlingen anbieten über Beratungsstellen, Sprachkurse bis zu Möbeln, die Dresdner für Asylbewerber bereithalten. Alle Angebote werden vorher selbstverständlich geprüft.

„Einzelne Aspekte daraus gibt es bereits“, so Hattke. „Aber nicht auf einer Plattform.“ Das Netzwerk hat sich beispielsweise mit dem Sozialamt abgestimmt, weil es dem nicht die Arbeit abnehmen, es aber unterstützen möchte.

Für die, die sich bei „Dresden für alle“ organisieren, sei Pegida Impuls gewesen. Die „Spaziergänge“, die Stimmung, die dadurch entstanden sei und der schlechte Ruf, in den Dresden geraten ist, haben es befördert, das Netzwerk zu bilden und in organisierte Form zu bringen. Ähnliche Initiativen gibt es in Würzburg und Jena. Das Netzwerk mache keine Politik und bewege sich auf dem Boden des Grundgesetzes.

www.dresdenfueralle.de