Von Tobias Winzer

Freital. Vor seinem geistigen Auge kann Felix Riedel das fertig sanierte Haus schon sehen. Stuck und Gesimse werden die Fassade zieren. Historisch anmutende Balkone sind angebaut. „Das ist ein schönes Eckhaus. Wir wollen es historisch aufwerten“, sagt der Geschäftsführer der Dresdner R & R Wohnbau. Mit seinem kleinen Unternehmen hat er das zuletzt leerstehende Gebäude an der Ecke Gitterseer Straße/Bannewitzer Straße im Zentrum des Freitaler Ortsteils Birkigt gekauft und saniert es mit seiner Baufirma selbst. Im Frühjahr haben die Bauarbeiten begonnen. Entstehen wird ein Haus mit vier Wohnungen – zwei großen Vier-Raum-Wohnungen und zwei kleineren Zwei-Zimmer-Wohnungen.

Dass es sich bei dem Haus um etwas Besonderes handelt, spürt Riedel an den Reaktionen der Nachbarn. „Sie freuen sich, dass hier endlich etwas passiert“, sagt der 35-Jährige. Errichtet um die Jahrhundertwende befand sich im Erdgeschoss des Hauses über Jahrzehnte der Kolonialwarenladen eines Max Schumanns. Der Schriftzug stand gut leserlich an der Fassade. Später, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, übernahm der Konsum das Ladengeschäft und richtete dort einen Tante-Emma-Laden ein. „Ich kann mich noch gut an die großen Sauerkrautfässer erinnern“, sagt Holger Stein, der in einem alten Hof schräg gegenüber wohnt und sich mit der Ortsgeschichte beschäftigt.

Der Laden sei ein Zentrum Birkigts gewesen. „Auf den drei oder vier Stufen vor dem Laden traf sich die Jugend des Ortes“, erinnert er sich. Nach der Wende und der Schließung des Konsums sei das Haus dann nicht mehr durchgehend genutzt worden, nur hin und wieder als Lager. „Es ist schön, dass es nun saniert wird“, sagt Stein. „Das Haus war noch ein kleiner optischer Makel im Ortsbild.“

Auch Bauherr Riedel freut sich über das Projekt. Im vergangenen Jahr hat Riedel bereits das verwahrloste Nachbarhaus sanieren und zu einem Einfamilienhaus umbauen lassen. Mit seinem 15-Mann-Unternehmen hat er viel Erfahrung in der Sanierung von Altbauten. Unter anderem war die Firma bei dem Umbau des Zeitenströmungs-Geländes in Dresdens Norden maßgeblich beteiligt. Das alte Konsum-Haus will Riedel als Eigentümer behalten und die Wohnungen vermieten. „Für die Rente“, wie er mit einem Lächeln sagt. Der Rohbau und Trockenbau ist bereits fertig, die Fassade wird gerade gedämmt. In dieser Woche beginnen die Dacharbeiten. Im Juli oder August soll das Gebäude in neuem Glanz erstrahlen.