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„Bin kein Monarchist, sondern ein Demokrat“

Der Hauschef der Wettiner hat eine sehr spezielle Meinung zur möglichen Anwartschaft auf die polnische Krone.

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© Thomas Lehmann

Von Peter Anderson

Moritzburg. Redakteur Michael Walach hat „genug von dieser Demokratie.“ Das teilt er den Lesern des polnischen Magazins Polonia Christiana gleich in der Überschrift mit. Die „aggressive Rhetorik“ im Parlament, „körperliche und verbale Angriffe“ der Abgeordneten gegeneinander und „Straßenkämpfe“ – all dies lastet der Journalist dem parlamentarischen System an. Auch einen Ausweg präsentiert Walach in einem kürzlich erschienenen Beitrag für Polonia Christiana: Ein starkes und wohlhabendes Polen sei nur durch die Rückkehr zur katholischen Monarchie zu erreichen.

Daniel Prinz von Sachsen käme als Nachfahre des Herrscherhauses für einen möglichen polnischen Königstitel infrage.
Daniel Prinz von Sachsen käme als Nachfahre des Herrscherhauses für einen möglichen polnischen Königstitel infrage. © Sebastian Schultz

Bei Walachs Leitartikel handelt es sich nicht etwa um ein Stück aus einer Satirezeitschrift. Polonia Christiana ist eines der Sprachrohre des einflussreichen katholischen Kulturvereins Piotr Skarga, benannt nach einer der führenden Persönlichkeiten der Gegenreformation Ende des 16. Jahrhunderts. Der Jesuit Skarga trat für eine starke Königsmacht auf Kosten des Sejms, der Magnaten und des Kleinadels ein.

Neben dem Kulturverein Piotr Skarga macht sich in Polen eine Reihe weiterer Verbände und Institutionen für eine Restaurierung der Monarchie stark. Zu ihnen zählt die 1989 in Breslau gegründete Organisation der polnischen Monarchisten. In einem Interview mit der Zeitung Nowy Dziennik führte deren Vorsitzender Adrian Nikiel jüngst seine Lieblingsvariante vom Übergang des Präsidial-Systems zur Königsherrschaft aus. Seiner Ansicht nach sollte dies in einem fließenden und geordneten Prozess geschehen, eng abgestimmt mit der Europäischen Union. Der künftige polnische Herrscher müsse ein Traditionalist und katholisch sein, betonte Nikiel.

Widerhall finden solche Vorstöße auf der englischsprachigen Internet-Plattform Royalcentral.co.uk. Eigenen Angaben zufolge handelt es sich dabei um die beliebteste unabhängige Quelle für Neuigkeiten aus gekrönten Häusern. Eine halbe Million mal pro Monat wird die Seite geklickt. In seinem Artikel über monarchistische Planspiele in Polen bringt Royal-Central-Mitarbeiter Oskar Aanmoen Sachsens früheres Königshaus der Wettiner als einen der Anwärter auf die polnische Krone ins Spiel. Seit dem Aussterben der männlichen Linie des Fürstengeschlechts der Jagiellonen wurde die Königswürde in Polen über eine Wahl durch Adelsvertreter vergeben. Insgesamt acht Familien des europäischen Adels stellten zwischen 1573 und 1795 polnische Könige. Den Wettinern gelang es, mit August dem Starken erstmals 1697 einen der Ihren in der Krakauer Wawel-Kathedrale krönen zu lassen. Auch sein Sohn herrschte als August III. ab 1734 und bis zu seinem Tod 1763 über Polen. Neben den Wettinern würden nach Angaben von Royalcentral.co.uk auch die früheren polnischen Königsgeschlechter Poniatowski und Leszczynski als Thronanwärter infrage kommen. Diese seien jedoch weit weniger gut organisiert als die Wettiner und in der monarchistischen Bewegung kaum aktiv, heißt es auf der Internet-Plattform.

Dem Moritzburger Wettiner Daniel Prinz von Sachsen und Hauschef sind die Pläne, Polen wieder in ein Königreich zu verwandeln, durchaus bekannt. Er stehe dem jedoch „sehr zurückhaltend gegenüber“, so der 42-Jährige. Er selbst sei kein Monarchist, sondern ein Demokrat mit Geschichtsbewusstsein. Vor dem Hintergrund dieser Aussagen und der aktuell wenig deutschfreundlichen Stimmung in der polnischen Politik erscheint eine Krönung des Wettiners kaum wahrscheinlich. Allerdings ist noch nicht absehbar, ob der jüngste Moritzburger Wettiner-Spross Gero Friedrich Johann die Ansichten seines Vaters als Erwachsener einmal teilen wird. Der junge Prinz durfte im April seinen zweiten Geburtstag feiern.