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Bildungsmesse mit Besucherrekord

Auf der Karrierestart warben Unternehmen um Nachwuchs. Und räumten Vorurteile aus.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Kochen ist ihre Leidenschaft. Warum also nicht das Hobby zum Beruf machen. Celine Molle aus Weinböhla nutzt an diesem Sonnabend in der Dresdner Messe die Möglichkeit, sich über die Ausbildung zur Köchin zu informieren. Mehr als 33 000 Besucher waren an den drei vergangenen Tagen auf der Messe Karrierestart in den Hallen des Ostrageheges unterwegs. Das sind gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr, teilt Ines Kurze vom Veranstalter Ortec mit.

Celine Molle trifft am Stand des Dresdner Hilton Hotels einen Kochlehrling im ersten Ausbildungsjahr. Inan-Felix Özmen hat sich nach seinem Studium als Bauingenieur für diese Lehre entschieden. „Meine Familie arbeitet in der Gastronomie, und Kochen macht mir einfach Spaß“, sagt der 21-Jährige. 2012 verschlug es den jungen Mann mit türkischen Wurzeln von Hoyerswerda nach Dresden. Im Hilton lässt er sich nun zum Fachmann in der Großküche ausbilden. Allerdings steht Özmen nicht nur am Herd. Während seiner Ausbildung lernt er unter anderem auch, Caterings für Veranstaltungen zu organisieren. Seine nächste Station ist das hauseigene Edelrestaurant Rossini, eine von sechs gastronomischen Einrichtungen im Dresdner Hilton an der Frauenkirche. Für ihn war es wichtig, die Kochlehre in der Hotelbranche zu absolvieren. Das rät er auch der 14-jährigen Celine Molle. „In der Hotellerie wird sehr genau auf die Arbeitszeiten geachtet“, sagt er. Das sei in kleineren Betrieben durchaus anders. Das bestätigt auch Andrea Hanschmann, die seit 2002 als Personaldirektorin im Hilton arbeitet. „Unsere Branche hat einen schlechten Ruf“, sagt die 40-Jährige. Das merke sie auch in den Gesprächen mit Eltern, die sich auf der Messe bei ihr informieren. Schlechte Bezahlung, keine geregelten Arbeitszeiten mit Überstunden und Wochenenddiensten, schwere, körperliche Arbeit – das seien die häufigsten Vorurteile, die sie zu hören bekomme.

Andrea Hanschmann will damit aufräumen. „Unsere Angestellten werden nach Tarif bezahlt. Das Einstiegsgehalt nach der Lehre sind etwa 1 650 Euro brutto.“ Zudem achte sie darauf, dass sich der Einsatz ihrer Mitarbeiter an den Wochenenden in Grenzen hält. Hanschmann räumt ein, dass das in kleinen Restaurants und Hotels sicherlich nicht immer möglich ist. „Da sind wir mit unserem großen Hotel deutlich im Vorteil.“ Dennoch rät sie jedem Interessierten vor der Ausbildung zu einem Praktikum während der Schulzeit. „Vor der Lehre sollten die Schüler schon wissen, worauf sie sich einlassen.“

Wenn sie ihr Praktikum absolviert hat und ihr die Arbeit gefällt, will Celine Molle im August 2018 ihre Ausbildung zur Köchin beginnen. Der Austausch mit Koch-Azubi Inan-Felix Özmen hat sie in ihrem Wunsch bestärkt. Dennoch besucht sie am Sonnabend noch einige andere der insgesamt 500 Aussteller, die sich auf der Karrierestart vorstellten. Betriebe und Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handwerk, Medizin und Pflege, Dienstleistung, Medien und Handel warben in den vier Messehallen um den Nachwuchs.

Diese Möglichkeit nutzt auch Andrea Hanschmann gern. Zwar spüre sie noch keine Auswirkungen des Fachkräftemangels. „Wir haben jedes Jahr deutlich mehr Bewerber als Ausbildungsstellen.“ Trotzdem sei die Messe auch eine Chance, Werbung für die gesamte Branche zu machen. Davon profitierten auch kleinere Betriebe.