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Bilder wecken Erinnerungen

In der Kirche gibt es eine Fotoausstellung und weihnachtliche Orgelmusik. Den Besucher gefällt das.

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© André Braun

Von Helene Krause

Grünlichtenberg. Musik tönt durch die Kirche in Grünlichtenberg. Besucher betrachten die zahlreichen Fotos an den Wänden. Die Kirchgemeinde hat am ersten Weihnachtsfeiertag zu einer Fotoausstellung mit weihnachtlicher Orgelmusik eingeladen.

Es ist die dritte Ausstellung, die die Gemeinde organisiert. Schon 2014 gab es am ersten Weihnachtsfeiertag eine Fotoausstellung. Die war noch ohne Musik. Zur Ausstellung im vergangenen Jahr spielte Michael Kreskowsky auf der Orgel Weihnachtslieder. Er ist Mitglied der Kirchgemeinde St. Nicolai in Grünlichtenberg. Während die Bilder in den vergangenen Jahren historische Postkarten und Kirchenansichten aus Grünlichtenberg sowie Gruppenbilder von Konfirmationen, der Schule, der Feuerwehr und dem Kindergarten zeigten, gibt es in diesem Jahr Szenen aus dem Gemeindeleben oder von Gebäuden und Personen zu sehen.

Die Fotos zeigen die Ortsteile Höckendorf, Reichenbach, Ehrenberg und Grünlichtenberg. Alle Bilder hat Kreskowsky in mehr als 20 Jahren gesammelt. Knapp 150 Fotos hängen diesmal in der Kirche.

Unter anderem gibt es bei der Fotoausstellung Bilder vom Dorfarzt, vom Schuster und der Milchkontrolleurin zu sehen. Ein Bild zeigt König Friedrich August III., der 1910 in Grünlichtenberg Station machte. Er war auf einer Landpartie nach Ehrenberg, Kriebstein und Waldheim unterwegs. Andere Bilder erinnern an den Jahrmarkt in Grünlichtenberg oder an die alten Gasthöfe, den Dorfkonsum oder andere Gebäude. Auch Satellitenbilder von 1983 sind zu sehen.

Inka Bolling aus Leisnig und Birgit Baumgärtle aus Waldheim haben von der Veranstaltung im Kirchenblatt gelesen. Beide sind das erste Mal in der Grünlichtenberger Kirche. Maik und Ines Hebenstreit wohnen in Schönberg. „Die Fotos sind immer schön“, sagt Ines Hebenstreit. „Wir waren schon im vergangenen Jahr hier. Wir kennen viele Personen, die auf den Fotos zu sehen sind und die es nicht mehr gibt.“ Damit meint sie die Milchkontrolleurin Margot Schirmer, den Feuerwehrchef und den ehemaligen Schuster. Ines Hebenstreit verrät, dass ihre Mutter aus Grünlichtenberg stammt.

Mit im Kirchenvorstand ist Gerald Fritzsche aus Höckendorf. „Ich habe heute Dienst und muss hier aufpassen“, sagt er. Besonders freut es ihn, dass ein Bild von seinem Gehöft in der Ausstellung zu sehen ist. „So gibt es auch aus den kleinem Ort Höckendorf etwas zu entdecken“, meint er. Er erzählt, dass bisher nur zwei Bilder von Gehöften aus dem Ort gefunden worden sind. Zu sehen sind weiterhin Fotos von der Höckendorfer Schule und vom Festumzug zum Schulfest des Ortes. Auf dem führt der damalige Bürgermeister einen Ochsenkarren an.

Uwe und Andrea Zimmermann wohnen in Grünlichtenberg. „Wir waren gestern zur Christmette hier“, erzählt Uwe Zimmermann. „Da wurde die Ausstellung vorgestellt. Es sind viele Fotos von älteren Menschen dabei, die ich noch gekannt habe.“ Deswegen wollte er sich die Ausstellung anschauen. Er erzählt, dass seine Mutter Verkäuferin im Grünlichtenberger Dorfkonsum war.

Des Weiteren ist die Göthel-Orgel ein Thema in der Ausstellung. Die wird zurzeit saniert. Die Grünlichtenberger haben einige der Orgelpfeifen in einer Ecke aufgestellt. Michael Kreskowsky berichtet, dass die Pfeifen zum 1. Juni 1917 für Kriegszwecke abgegeben werden mussten. 1936 erhielt die Kirche die Pfeifen zurück. Allerdings waren die nicht wie ursprünglich aus Zinn, sondern aus Zinkblech.

„Die Pfeifen werden wieder aus Zinn hergestellt“, sagt Kreskowsky. Weil die Orgel wegen der Sanierung ausgebaut ist, musiziert Christoph Günther aus Waldheim auf einer kleinen Orgel. Gespielt werden unter anderem die Pastorale aus dem Weihnachtskonzert von Arcangelo Corelli sowie weihnachtliche Lieder aus dem evangelischen Gesangbuch. Die Musik ertönt in einer Lautstärke, bei der sich die Besucher der Ausstellung auch unterhalten können. Michael Kreskowsky hofft, dass bei der Veranstaltung ein paar Spenden für die Orgelsanierung eingehen.

Auf die Idee gekommen, eine Fotoausstellung mit Orgelmusik zu organisieren, ist er vor zwei Jahren. Damals ging er am ersten Weihnachtsfeiertag mit seiner Familie, den Eltern und Großeltern sowie seinen Geschwistern spazieren. Sie kamen zu der Kirche. Er zeigte der Familie die Fotos. Dann spielte er ein wenig Musik. Der Familie gefiel das. Weitere Spaziergänger wurden durch die Musik angelockt. „Die Kirche soll offen bleiben“; sagt Michael Kreskowsky. „Wir können nicht Weihnachten das Lied ‚Macht hoch die Tür, die Tor macht weit‘ singen und schließen dann die Kirchentür.“