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Biker mit Herzschrittmacher

Auf seinem Motorrad fühlt sich der 81-jährige Alfons Köckritz frei. Er kennt viele Rennen und hat fast jedes Zweirad schon besessen.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Alfons Köckritz sagt selbst, dass er einen Knall hat. Normal ist das nicht, was er in seinem Alter so treibt. „Aber wenn ich mir den Helm überstülpe und mich auf meine Honda setze, ist das meine freie Welt. Dann hau ich ab“, schmunzelt der 81-jährige Beiersdorfer. Bis Weinböhla und Coswig fährt er an Sonntagen bei Sonnenschein. Dann kommt er zu Muttern zurück.

Dass Alfons Köckritz einen Herzschrittmacher trägt, weil seine „Pumpe“ nicht mehr so stark ist, hindert ihn nicht an seiner Leidenschaft. Denn die treibt ihn schon um, seit er 18 ist.

Sein Onkel Albert Schulze hat ihm die Lust am Fahren in die Seele gepflanzt. „Das war der Wirt der Lauterbacher Kellerschänke. Er hat nach dem Krieg für das halbe Dorf Motorräder besorgt“, blickt der agile Beiersdorfer zurück. Auch Alfons bekam ein Sachsenmotorrad ab, seine erste Maschine. Mit der fuhr er witziger Weise 1949 selbst nach Großenhain, um dort den Führerschein zu machen. Er und Onkel Albert besuchten damals all die bekannten Motorradrennen: die Bernauer Schleife, die Dresdner Spinne, das Rennen in Hohenstein-Ernstthal, den Leipziger Stadtparkring, die Dessauer Schleife. Alfons Köckritz` Cousin Hermann ist selbst mitgefahren, Alfons selbst war lieber als Schlosser im Team. Er wollte es wohl nie drauf ankommen lassen. „Mein Onkel Alfred hat sich 1955 mit einem Lanz totgefahren“, erinnert sich der Zweiradfan.

Immer eine neue Maschine

Alfons Köckritz lernte Zimmermann und bekam 1954 mit 23 Jahren den Gewerbeschein für einen Fuhrbetrieb. Beruflich stieg er also auf den Lkw um. Doch sein Einkommen erlaubte es ihm, sich alle paar Jahre ein schickeres Motorrad als das vorherige zu leisten. Erst war es eine 250er NSU (Neckars-Ulm), dann eine 350er DKW (Dampfkraftwerk), später eine 350er Java. Alfons Köckritz blättert in seinem Fotoalbum und zeigt eine Aufnahme von Pfingsten 1956. Da ist er mit seiner Frau in Lederjacke und Motorradbrille auf der Java nach Wuppertal gefahren.

Köckritz war immer schon eher der Mann fürs Technische als für allzu große Geschwindigkeit. „Mein liebstes Fahrzeug“, sagt er, „war die DKW NZ.“ Die fuhr zwar nur maximal 110 Kilometer in der Stunde. „Aber die hatte schon Hinterradfederung“, schwärmt der Beiersdorfer.

Wollte er schnelle Rennen sehen, fuhr er nach Brno. „Ab 1973 war ich fast jedes Jahr dort, 30 Mal“, sagt er. Später zog es ihn auf den Nürburgring, nach Assen in Belgien oder Most in Tschechien. Jedes dieser Rennen hat er für sich dokumentiert. „Für mich ist das Historik“, meint Alfons Köckritz. Auch seine Familie hat er damit angesteckt. Seine Tochter heiratete in erster Ehe einen Profirennfahrer, sein Sohn Steffen (54) fuhr mit einer 125er Maschinen Rennen. Heute ist es Enkel Alexander Köckritz (25), der bei der Deutschen Supermoto-Meisterschaft Schlagzeilen macht.

Opa hilft im Supermoto-Team

Alfons Köckritz ist stolz auf Alexander und hilft mit, wenn Supermoto in Großenhain veranstaltet wird. Für Alexanders Training kann er so manchen Tipp geben. Schließlich schaut der Opa genau hin, wenn er Motorradrennen in Oschersleben oder auf dem Lausitzring besucht.

Für die Fans von Oldtimer-Zweirädern kann Alfons Köckritz eine DKW Baujahr 1936, eine 150er ES Baujahr 1975 oder ein Gespann ausstellen. Zur Landesgartenschau in Großenhain hat er das bereits gemacht. Die Haus- und eine Garage in Lauterbach erlauben es ihm, sechs Zweiradmaschinen unterzustellen. Für seinen Vater, der keine Beine mehr hatte, hatte der Beiersdorfer früher eine Kawasaki Bodenfräse mit Lufträdern umgebaut.

Eine Fahrt steht für den 81-jährigen noch aus: eine Ballonfahrt. Dazu wird er demnächst abheben.