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Bier von hier?

Wer in den Bergbauden der Region heimische Marken sucht, wird nicht überall fündig – eine Angebotsanalyse.

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© Rafael Sampedro

Von Anja Beutler und Nena Bartsch

Region. Der Anstieg auf den Hochwald macht durstig. Auch einer Wandergruppe mit Gästen aus Dresden, die vor einigen Wochen einen Ausflug ins Gebirge unternommen hat, geht es da nicht anders. Kein Wunder also, dass der hochgewachsene Dresdner Familienvater Ende 40 mit freudiger Erwartung einen Blick auf die Karte der Hochwaldbaude gleich an der tschechischen Grenze wirft. Seine Freude hält sich allerdings in Grenzen, als er auf altbekannte Namen stößt: Feldschlößchen und Erdinger finden sich hier. Biere, die man im Grunde überall trinken kann. „Ich hatte auf ein regionales Bier – zum Beispiel ein Landskron gehofft“, sagt der Mann, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, ein bisschen enttäuscht. Doch, wie sieht es bei Gaststätten im Zittauer Gebirge und auf den Bergen bis Löbau tatsächlich aus? In einer Umfrage bei einigen ausgewählten Restaurants haben wir nach Biersorten und Hintergründen gefragt:

Wie viele Berggaststätten haben einheimisches Bier im Repertoire?

Der Großteil der befragten Gaststätten bietet mindestens eine heimische Biersorte an, viele sogar zwei. Dabei entpuppte sich Eibauer als die beliebteste Marke vor Bergquell und Landskron. Alle drei Biermarken aus dem Landkreis hat allerdings nur eine Gaststätte im Repertoire: das Berghotel Rotstein im Löbauer Ortsteil Dolgowitz. Lediglich vier der insgesamt 17 befragten Gasthöfe haben kein Bier aus dem Landkreis auf der Karte. Die Wirte selbst ziehen allerdings oft nicht so enge Grenzen: Für die meisten zählt auch das Dresdener Feldschlösschen zu regionalen Bieren. Bei der Frage: „Bieten Sie regionales Bier an?“, folgte oft die Antwort: „Ja klar, Eibauer und Feldschlößchen“.

Was ist für die Wirte eigentlich bei der Wahl der Sorte ausschlaggebend?

Die Wirte, die heimische Biersorten anbieten, haben meist den Tourismus im Blick: „Uns ist es wichtig, Regionales im Sortiment zu haben, da Touristen gerne auch etwas probieren möchten“, erzählen die Geschäftsführer des Berggasthofes Nonnenfelsen, die Gebrüder Heinrich. Auch Ines Mehlert, die Inhaberin der Breitebergbaude in Hainewalde, ist das regionale Angebot sehr wichtig: „Ich habe hier mein Geschäft, wieso sollte ich da auf regionale Produkte verzichten?“, sagt sie. Deshalb bestellt sie alle Getränke von heimischen Händlern – neben Bier auch Alkoholfreies. Bei ihren Gästen hat sie damit gute Erfahrungen gemacht.

Warum verzichten manche Wirte auf Bier aus dem Landkreis?

Wirte, die auf die Biersorten aus dem Landkreis verzichten, haben auch für ihre Entscheidung triftige Gründe. Meist liegt es an den Angeboten der Brauereien selbst, ob sich die Wirte für ihre Produkte entscheiden. Die Hochwaldbaude in Oybin bietet beispielsweise weder Eibauer noch Landskron oder Bergquell an, weil sich diese Brauereien weder gemeldet noch Angebote gemacht haben. „Wir müssen deren Bier ja nicht verkaufen“, sagt Inhaber Thorsten Grundmann. Andere Wirte berichten davon, dass sie sich von einer heimischen Biersorte getrennt haben, weil die frühere Zusammenarbeit nicht ganz zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen sei. Auch die sehr unterschiedlichen Finanzierungs- und Vertragsangebote spielen in der Entscheidung für oder gegen ein Bier eine wichtige Rolle.

Wie stark sind Biersorten aus den Nachbarländern vertreten?

Die Präsenz ausländischer Sorten ist vergleichsweise gering. Lediglich eine Gaststätte hat derzeit auch tschechisches Bier im Angebot: Svijany heißt es und kommt aus Prisovice, berichtet das Team der Kammbaude. Man sei zufrieden mit der Wahl der Biersorten, heißt es auf Nachfrage. Durch die grenznahe Lage der Baude ist tschechisches Bier im doppelten Sinne naheliegend. Denn Prisovice liegt in der Region Liberec, also gar nicht mal so weit entfernt. Im Grunde könnte man es somit als heimisches Bier zählen.

Was sagen die Brauereien zu ihrer Präsenz in der Region?

Mit welcher Brauerei die Wirte ins Geschäft kommen, hänge immer ganz von der finanziellen Lage der Gastwirte ab, schätzt der Chef der Löbauer Bergquell Brauerei, Steffen Dittmar, ein: „Das ist ganz klar. Vieles liegt an der finanziellen Unterstützung der großen Marken für den Wirt.“ Doch der Trend zum Regionalen nehme weiter zu, bewertet er seine Beobachtungen der vergangenen Jahre. Das sehe man auch daran, dass auf Volksfesten im Kreis kaum noch Bierstände mit auswärtigen, überregionalen Marken stünden. Gerade da merke man den lokalen Anteil, der heimischen Brauereien. „Für mich persönlich gehört ein regionales Getränk in Gaststätten einfach dazu“, betont Dittmar, der auch Chef des Sächsischen Brauerbundes ist. Sowohl die Eibauer Brauerei als auch die Landkronbrauerei wollten sich zu dem Thema auf Nachfrage nicht äußern. Das sei auch ein Stück weit Geschäftsgeheimnis, hieß es aus Eibau.