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Bienen-Seuche greift um sich

Die Völker von über 60 Imkern sind von der Amerikanischen Faulbrut befallen. Das erfordert drastische Maßnahmen.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Gerade zwei Tage alt ist der jüngste Fall. Beim Bienenvolk eines Mobschatzer Imkers wurde die Amerikanische Faulbrut nachgewiesen. Er ist nur einer von über 60 betroffenen Imkern in Dresden, die mit der Seuche kämpfen. Vor allem im Westen der Stadt greift die Krankheit um sich. Nachgewiesen wurde sie kürzlich an diversen Standorten in Cossebaude sowie in Briesnitz. Acht Sperrbezirke gibt es. „Wir können jetzt schon sagen, dass viele diese Imker auch 2018 mit Einschränkungen leben müssen“, sagt Lutz Meißner, Abteilungsleiter Tierschutz und Tierseuchenbekämpfung im Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt der Stadt. Konkret heißt das, dass ihre Bienenvölker nicht wandern dürfen, Verkäufe und Käufe von Völkern aus und in diese hinein sind verboten. „Kein Material darf die betroffenen Bienenstände verlassen bis die Sperrbezirke aufgehoben werden“, sagt Meißner.

Der Erreger der Bienenseuche ist ein sporenbildendes Bakterium, das äußerst überlebensfähig ist. Er befällt die Brut der Bienen. Diese stirbt größtenteils, die Zahl der Bienen im Volk wird immer geringer, bis es nicht mehr die notwendige Stärke aufweist, um zu überwintern. Ein Drama für die Imker. Denn oft müssen auch Völker getötet werden, wenn der Befall nachgewiesen ist.

Zusätzliche Arbeit durch die Seuche hat auch das Veterinäramt. Der Amtstierarzt muss mit einem Kollegen sämtliche Völker, die im Sperrgebiet ansässig sind, untersuchen und beproben. Außerdem gelten strenge Regeln: Nur der Imker, der Tierarzt und Bienensachverständige dürfen zu den Bienenständen, damit möglichst keine Sporen übertragen werden. Denn diese können mehrere Jahrzehnte überdauern, sind hitzeresistent und daher äußerst schwer zu bekämpfen. Für Menschen ist die Faulbrut allerdings ungefährlich, Honig kann bedenkenlos verzehrt werden, sagt Meißner. Allerdings sind Honigreste in offenen Gläsern für Bienen ein Problem. Denn auch über diesen Weg können Sporen übertragen werden. „Gerade in futterarmen Zeiten finden die Bienen jeden Rest Honig“, sagt der Amtstierarzt.

Allerdings können die Imker selbst viel tun, um die Krankheit zumindest einzudämmen. Hygiene auf dem Bienenstand spielt dabei die entscheidende Rolle. „Die Waben müssen jährlich gewechselt werden, das macht aber längst nicht jeder Imker“, sagt Meißner. Wer mehrere Bienenstandorte betreibt, sollte für alle separate Werkzeuge und Schutzkleidung parat haben, um keine Sporen zu transportieren. Jede leere Bienenwohnung müsse absolut dicht verschlossen sein. Und auch die Angewohnheit mancher Imker, die Drohnenbrut für Vögel zum Fressen auszulegen, sei kontraproduktiv. „Eigentlich gibt es klare Anzeichen dafür, dass ein Volk befallen ist“, sagt der Amtstierarzt und zeigt eine Wabe mit der Krankheit. Während er mit einem Streichholz in eine verdeckelte Brutzelle sticht, holt er eine fadenziehende Masse heraus. Auch einzelne stehen gebliebene Brutzellen und eingefallene Deckel von Brutzellen sind Anzeichen der Faulbrut. „Der Befall muss sofort gemeldet werden“, sagt Meißner.

„Wir werden sicher fünf, sechs Jahre brauchen, um die Krankheit und ihre Folgen zu überwinden. Dafür haben wir uns ohne öffentliche Unterstützung ein Bienengesundheitsmobil angeschafft“, sagt Tino Lorz, der Chef des Dresdner Imkervereins. Über 500 Imker gibt es in der Stadt. Sie können mithilfe der Gerätschaften im Mobil die Beuten ausbrennen und die Rahmen, in denen die Bienen die Waben anlegen, mit Ätznatronlauge behandeln. All dies ist erforderlich, um die Sporen zu bekämpfen.

Im Dresdner Osten hat der Kampf schon Erfolge gezeigt. Dort gibt es lediglich noch einen Fall kurz vor der Mordgrundbrücke. Allerdings sind jetzt auch die Hellerberge betroffen. Woher die Krankheit nach Dresden gekommen sei, wisse niemand, sagt Amtstierarzt Meißner.