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Bienen feiern im Sommer Silvester

Der Radeberger Imker Manfred Lau freut sich über eine gute Honigernte. Und startet gerade ins neue Bienenjahr.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Radeberg. Am gestrigen Freitag war sozusagen Bienen-Silvester. Ab sofort bereiten also auch die Imker in Radeberg und Umgebung schon das neue Bienenjahr vor. „Die Honigernte war gut, wir sind zufrieden“, freut sich der Radeberger Imker Manfred Lau. Von Mai bis Juli schwärmten seine Bienenvölker jeden Tag aus. Auf Wiesen, in Wäldern und Feldern herrschte summender Hochbetrieb.

Raps, Kornblumen, Blatthonig von Akazien, Eichen, Linden – das Angebot war riesig. Eigentlich hatten die Imker auch noch mit Nektar aus den Obstplantagen gerechnet. Aber der Frost hat Schaden angerichtet, weiß der Radeberger. Dafür stand der Löwenzahn gut, fügt er aber lächelnd an. „Die Bienen konnten die Verluste also ausgleichen“, sagt Manfred Lau.

Wobei Bienen die Pollen natürlich eigentlich nicht für die Honigliebhaber sammeln, sondern für ihren eigenen Nachwuchs. Es ist also das Geschick des Imkers, dass beides möglich ist: Honig für die Kunden und ausreichend Futter für den Bienennachwuchs. „Es ist gut gelungen“, freut sich Manfred Lau. Durch die neue Brut sind die Völker zahlenmäßig sehr stark angewachsen. Die Völker haben deshalb begonnen, neue Drohnen und Königinnen heranzuziehen. „Kurz bevor die erste Jung-Königin geschlüpft ist, kommt es zu innerer Unruhe im Volk“, beschreibt der Radeberger. Ist die erste Nachfolgerin geschlüpft, „gerät das Volk in Schwarmstimmung“. Kundschafterbienen fliegen aus.

Zarin schickte Studenten

Dass Bienen ein besonderes Nachrichtensystem haben, entdeckte übrigens der Münchner Biologe Karl von Frisch. 1973 erhielt er dafür den Nobelpreis. Wo sich interessante Nahrungsquellen befinden, teilen sich Bienen in einer Art Tanzsprache mit, in der sogar der Weg dorthin in Richtung und Entfernung beschrieben wird.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts greift der Mensch nun also ins Bienenleben ein. Ein sorbischer Pfarrer und Bienenzüchter namens Adam Gottlob Schirach hat das Bienenverhalten genau studiert und Möglichkeiten zu Domestizierung der wilden Bienen gefunden. 1761 war das, als er seine erste Abhandlung dazu veröffentlichte. Sogar die russische Zarin Katharina II. schickte Studenten zu ihm; und für diese jahrzehntelange Wissensvermittlung soll der „Bienenvater“ aus der Lausitz dann sogar eine jährliche Leibrente aus Russland bekommen haben …

Schirachs Entdeckungen gehören dabei nach wie vor zu den Grundlagen der Imkerei. Und auch der Radeberger Imker Manfred Lau greift auf einige davon bis heute zurück, verrät er. Und verrät auch, dass die Imker „in den Tagen zwischen dem 21. Juli und dem 1. August besonders gut aufpassen“. Denn, so weiß der Radeberger aus langjähriger Erfahrung, „in dieser Zeit gemachte Fehler schleppt man sonst im neuen Bienenjahr ständig mit sich herum …“

Der Radeberger ist dabei Mitglied im Langebrücker Imkerverein, weil es in Radeberg seit einigen Jahren keinen Verein mehr gibt. „Im Imkerverein funktioniert der Austausch von Erfahrungen wunderbar“, schwärmt Manfred Lau. Auch was die neuen Bienenseuchen betrifft, sind die Imker so stets auf dem Laufenden. Im Moment macht ihnen die amerikanische Faulbrut Sorgen. In Dresden sind deshalb bereits sechs Sperrbezirke eingerichtet worden, um die weitere Ausbreitung zu verhindern. „Ein wichtiges Thema“, sagt Manfred Lau. Eines, das dann das gute Bienenjahr doch ein wenig eintrübt.