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Biblische Bilder in Sebnitz

Eine Sonderausstellung im Sebnitzer Heimatmuseum setzt Gemälde aus der Stadtkirche in neues Licht. So waren sie noch nie zu sehen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Seit 1688 schmücken Gemälde die Emporen der Sebnitzer Peter-Pauls-Kirche. Doch so detailgenau, wie es jetzt möglich wird, konnte sie seitdem kaum jemand betrachten. Insgesamt 55 Motive hat der Maler Johann Gottfried Burchardy auf den Brüstungen der zweigeschossigen Emporen verewigt, sie zeigen biblische Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Jetzt wurden sie zum ersten Mal überhaupt komplett fotografisch festgehalten. Eine neue Sonderausstellung im Sebnitzer Heimatmuseum zeigt das Ergebnis und erklärt den Ursprung der Bilder.

Den Anlass dafür gibt das kommende Reformationsjubiläum. Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine berühmten Thesen. Die evangelische Kirche hat die zehn Jahre vor dem 500. Jahrestag dieses Ereignisses zur Lutherdekade ausgerufen. 2015 lautet das Thema „Reformation – Bild und Bibel“. Also kam Museumsleiter Robert Rösler der Gedanke, die Gemälde aus der Sebnitzer Stadtkirche näher zu untersuchen. Gemeinsam mit Juliane Hanzig, die seit dem Sommer neu im Museum arbeitet, konzipierte er eine Ausstellung, die der Entwicklung biblischer Bildmotive nachspürt.

„Der Erfolg der Reformation ist eng mit der Erfindung des Buchdrucks verbunden“, erklärt Historiker Rösler. Luthers Anliegen war es, dem Volk die Bibel zugänglich zu machen. Mit dem aufkommenden Buchdruck konnten Informationen auf einmal viel schneller vervielfältigt und verbreitet werden. Das geschah unter anderem mit illustrierten Flugblättern, denn Bilder sind eindrucksvoll und leicht verständlich. Bald war – zumindest für die wohlhabenderen Haushalte – eine eigene Bibel erschwinglich. Und diese Bibeln waren dann auch illustriert. Weit verbreitet waren Illustrationen auch in den Kirchgebäuden. Viele wurden flächendeckend mit biblischen Szenen bemalt – so wie die Sebnitzer Kirche.

470 Jahre alte Bibel zu sehen

Die neue Sonderausstellung im Heimatmuseum stellt ausgewählte Motive der Emporengemälde nun den dazugehörenden Bibelversen gegenüber. Die Besucher erfahren, welche Szenen auf den Gemälden dargestellt sind und können die entsprechende Bibelstelle direkt darunter nachlesen. „Die Texte beschreiben, was das Bild zeigt“, sagt Museumsmitarbeiterin Juliane Hanzig. Doch nicht nur das. Für die allermeisten Sebnitzer dürfte es die erste Chance überhaupt sein, die Motive aus der Nähe zu betrachten. Die Originale sind Jahrhunderte alt und verblasst. Im schummrigen Kirchenschiff befinden sie sich auf zwei Geschossen hoch über den Bänken.

Für die Sonderausstellung wurden die Gemälde nach dem Abfotografieren auf großformatige Drucke gebracht. Die Farben sind aufgearbeitet und alle Bilder gut ausgeleuchtet. Zwei Motive sind extra auf Glas aufgezogen. „So waren sie noch nie zu sehen“, sagt Juliane Hanzig. Allein das Fotografieren war ein großer Aufwand. Fotograf Andreas Süß kletterte dazu auf Bühnen und Leitern, die Emporen musste speziell ausgeleuchtet werden. Dabei wurden teils große Schäden sichtbar. Die Bilder wurden bei Arbeiten in der Kirche nicht geschont. Aber mit der Fotodokumentation ist jetzt eine gute Vorlage für eine zukünftige Restauration entstanden, erklärt Museumschef Robert Rösler. Für die Ausstellung haben die Museumsleute rund 15 Motive ausgewählt. Noch vor Weihnachten soll eine Broschüre erscheinen, in der alle 55 Emporengemälde abgedruckt sind.

Ursprünge in Sebnitzer Kirche

Die Bilder sind nur eine Hälfte der Ausstellung. Die zweite sind die Bibeln. Zum ersten Mal holt das Heimatmuseum für die Sonderschau alle in seinem Besitz befindlichen historischen Bibeln aus dem Depot. Die Älteste stammt von 1545 und ist mit 470 Jahren nur unwesentlich jünger als die Reformation. In den Bibeln sind die Ausstellungsmacher Juliane Hanzig und Robert Rösler auch auf die Ursprünge der Motive in der Sebnitzer Kirche gestoßen. Es gibt Vorläufer, welche der Maler Burchardy fast eins zu eins übernommen hat – für die damalige Zeit durchaus üblich. Welche das sind, können die Besucher ab sofort im Heimatmuseum herausfinden.

Die Sonderausstellung „Seid Gott zu Ehren – Eine Ausstellung zur Lutherdekade 2015“ ist seit Sonnabend im Heimatmuseum Sebnitz zu sehen. Sie läuft bis zum 7. Februar. Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr.