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Bibersicher gepflanzt

Die vom Aussterben bedrohte Schwarzpappel bekommt in Raden ein Stück ihrer alten Heimat zurück.

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© Brühl

Von Manfred Müller

Raden. Der Wurzelballen der Schwarzpappel-Heister sollte schön mit Erde bedeckt sein, damit er nicht gleich austrocknet. Und bitte nicht zu fest antreten, damit das Regenwasser den lehmigen Boden auch zu Wurzeln der frisch gepflanzten Bäumchen durchdringen kann. Revierförster Gunther Schwarz sparte nicht mit Pflanztipps, als gestern symbolisch die letzten sechs Schwarzpappeln an den Rand des Röder-Auwaldes bei Raden gepflanzt wurden. Die Adressaten seiner Hinweise waren zwar auch Forstfachleute, aber im Umgang mit dem Spaten nicht mehr ganz so geübt.

Die 2000 Quadratmeter große Aufforstungsfläche ist der Abschluss eines sächsischen Projekts zur Rettung der vom Aussterben bedrohten Schwarzpappel. Deshalb legten der Direktor der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) Dietmar Kammerschen und der Chef des Forstbezirkes Dresden Dr. Markus Biernath selbst mit Hand an. Insgesamt 125 Bäume sind in den vergangenen Tagen an den Nordrand des Röder-Auwaldes gepflanzt worden. „Der Standort ist ideal“, sagt Kammerschen. „Er verfügt über einen hohen Grundwasserstand, genau wie die Schwarzpappel es braucht. Und er bekommt in der Mittagszeit Schatten vom angrenzenden Waldgebiet.“ Das sei besonders in trockenen Sommerperioden wichtig - zumindest so lange, wie die Wurzeln noch keine direkte Verbindung zum Grundwasser haben.

Früher gnadenlos abgeholzt

Die Schwarzpappel war früher in den deutschen Flussauen weit verbreitet. Dann rückte die Landwirtschaft immer näher an die Ufer heran, und die Bäume störten beim Pflanzenbau und beim Weidebetrieb. Weil sie mit ihrem weichen Holz auch forstwirtschaftlich keine große Bedeutung hatten, wurden sie gnadenlos abgeholzt. Dabei sind sie eine Charakterbaumart der Weiden-Pappelwälder in Flussnähe und ein bedeutender Lebensraum für Käfer, Schmetterlinge und Vögel.

Seit 2012 kümmert sich deshalb der Staatsbetrieb Sachsenforst zusammen mit dem Naturschutzbund (Nabu) verstärkt um die Rettung von Populus nigra, wie sie auf Lateinisch heißt. In der Röderregion hat sich - nomen est omen - der Straucher Revierförster Gunther Schwarz der Schwarzpappel angenommen. Auf seine Initiative hin stellte die LaNU einen Standort zur Verfügung, auf dem die Bäume gut gedeihen können. Es grenzt unmittelbar an das europäische Flora-Fauna-Habitat (FFH) „Röderaue und Teiche unterhalb Großenhain“, ein Schutzgebiet von europäischer Bedeutung, das dadurch noch ein Stück aufgewertet wird.

Außerdem soll die Radener Schwarzpappel-Pflanzung als eine Art „Kreißsaal“ für weitere Aufforstungen dienen. „Wir haben das Saatgut von den letzten elf reinrassigen Schwarzpappeln in Leutewitz bei Riesa gewonnen“, erklärt Gunther Schwarz. Dann wurden Pflanzen drei Jahre lang in einer Baumschule aufgezogen. Als so genannte Initialpflanzung sollen sie nun Nachwuchs für andere Aufforstungen produzieren. Schwarzpappeln werden bis zu 150 Jahre alt, und es gibt bei dieser Baumart männliche und weibliche Exemplare. „Wir haben darauf geachtet dass sie geschlechtermäßig schön durchmischt stehen - in einem Abstand von etwa vier Metern“, sagt der Revierförster. Damit die jungen Bäume wirklich eine Chance zum Aufwachsen haben, mussten sie mit einem Wildzaun gesichert werden. Nicht nur, um den Verbiss durch Rehe und Hirsche zu verhindern, sondern auch, um den Biber fernzuhalten. Für den sei die Schwarzpappel ein Leibgericht, weiß Gunther Schwarz.

Regelmäßige Kontrollgänge

In der Röderaue kommen die großen Nager ziemlich häufig vor. Deshalb muss der Zaun im unteren Bereich sehr engmaschig sein und außerdem noch mit dicken Rasensoden gesichert werden. In den nächsten Monaten will Schwarz regelmäßig Kontrollgänge machen, damit sich nicht doch irgendein Tier darunter durchgräbt und damit ein Schlupfloch für die Biber schafft. Das dürfte dem Revierförster nicht allzu schwerfallen – sein Büro befindet sich gleich nebenan im Dorf Raden.