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Biber-Paradies im Altelbarm

Als Ausgleich zum Bau der Waldschlößchenbrücke wurde das Ufergebiet in Dresden-Zschieren renaturiert. Hier sind jetzt auch seltene Tiere zu Hause.

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© SZ/Peter Hilbert, Jürgen Loesel

Von Sophie Arlet

Selbst an einem ungemütlichen Februartag bietet das Zschierener Elbufer einen idyllischen Anblick. Fische, Vögel und Säugetiere haben an dem alten Elbarm inzwischen ein Zuhause gefunden, unter anderem ist hier eine Biberfamilie heimisch geworden. „In den letzten zwei Jahren haben sich hier außerdem 22 Fisch- und 18 Libellenarten angesiedelt“, sagt Harald Wolf vom Umweltamt. Er hat die Wiederherstellung des gut einen Kilometer langen Elbarms geplant und begleitet.

Zwei Jahre lang haben die Bauarbeiten gedauert. Dabei mussten Bagger bis zu fünf Meter tief graben, bis die ursprüngliche Struktur des Nebenarms wieder zum Vorschein kam. Seit gut einem Jahr sind die Arbeiter nun verschwunden und die Natur hatte Zeit, sich den Raum zurückzuerobern. „Wir haben darauf gehofft, dass sich alles selbst entwickelt“, sagt Wolf. Alle Tierarten haben sich auch selbstständig dort angesiedelt. Wegen der geringen Strömung ist das Gewässer zu einer Art Kinderstube für Fische geworden. Arten wie Döbel, Ukelei, Barbe und Rapfen wachsen dort heran. Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass der Elbarm auch in Trockenzeiten nie ganz versiegt. „Zeitweise ist die Verbindung zur Elbe abgeschnitten. Aber es bleiben immer Mulden mit Wasser“, so Wolf. Dort können die Tiere auch einen langen und heißen Sommer überleben.

Die Fische und Insekten sorgen dafür, dass sich ein Eisvogelpaar im Elbarm wohlfühlt. Spaziergänger haben in Zschieren deshalb die seltene Gelegenheit, einen Blick auf die strahlend blauen Tiere zu erhaschen. „Es gibt in Dresden vier bis fünf Brutpaare“, sagt Wolf. Normalerweise finden die Vögel im Elbarm genug Fische und Insekten. Wenn die Nahrung aber einmal knapp wird oder Junge versorgt werden müssen, erweitern die Eisvögel ihr Beuterevier und können auch mal in Pillnitz gesichtet werden.

Während die kleinen Vögel bei der Nahrungssuche kaum Spuren hinterlassen, sind die Hinweise eines anderen Bewohners nicht zu übersehen. Auf der Insel liegen riesige Pappelstämme, die Biber abgeknabbert haben. In Dresden gibt es zehn bis zwölf Familienverbände. In Zschieren handelt es sich vermutlich noch um eine Kleinfamilie. Denn Junge sind bisher nicht gesichtet worden. Auch, wenn nun der eine oder andere Baum auf dem Speiseplan der Nager landet, wird es in Zukunft nicht an den Schattenspendern mangeln. Bei der Umgestaltung wurden 100 Schwarz-Pappeln gepflanzt. Die Bäume wachsen schnell und werden sehr groß. Die bekannte Babisnauer Pappel gehört zu dieser Art. Direkt am Uferbereich wachsen Weiden.

Wie sich die Tier- und Pflanzenwelt am Zschierener Elbarm nach der Renaturierung entwickelt, wird regelmäßig überprüft und noch bis zum kommenden Jahr dokumentiert. Doch schon jetzt ist klar, dass das Projekt ein voller Erfolg ist. Bis vor 160 Jahren war die Elbe noch vollkommen sich selbst überlassen. Damals gab es in dem Fluss 20 Inseln. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Strom dann schiffbar gemacht und die Nebenarme größtenteils zugeschüttet. So auch in Zschieren.

Im Zuge der Wiederherstellung wurde auch der Brüchigtgraben verändert. Eigentlich sollte er direkt in den Elbarm geleitet werden. Doch das war wegen einer Abwasserleitung nicht möglich. Stattdessen wurde eine Mulde angelegt, in der auch Wasser steht, wenn der Graben trocken ist. Dort fühlen sich besonders Wechselkröten und Libellen wohl. Auf der Wiese nebenan ist im Sommer der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu sehen.

Die Umgestaltung des Zschierener Elbarms war ein Ausgleich zum Eingriff, der für den Bau der Waldschlößchenbrücke notwendig war. Die Arbeiten sind nun vollständig abgeschlossen. „Von jetzt an greifen wir nicht mehr ein“, sagt Wolf. Nur, wenn es gar nicht anders geht, tritt die Stadt in Aktion. In der vergangenen Woche haben Arbeiter die Bäume am Elberadweg gestutzt, damit die Äste keine Gefahr für Radfahrer und Spaziergänger darstellen.