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Biber nagen sich durch Dresden

Von Johannstadt über die Neustadt bis nach Tolkewitz wurden die Tiere gesichtet. Sie können großen Schaden anrichten.

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© Christian Juppe

Von Julia Vollmer

Abgenagte Baumrinden, Holzspäne liegen überall herum – Spaziergänger an der Prießnitzmündung in die Elbe haben in den vergangenen Tagen bisher nur diese Hinterlassenschaften gesehen, den Verursacher selbst jedoch nicht. Im Frühling sind sie wieder besonders aktiv: die Biber. Und es gibt so viele von ihnen wie nie zuvor. Derzeit schätzt Harald Wolf vom Umweltamt die Zahl der Tiere auf 35 bis 45. Darunter Einzeltiere, Paare ohne Junge und Familienverbände mit zwei Eltern und zwei bis drei Jungen. Während 2007 noch neun bis zehn der Nager-Reviere besetzt waren, sind es heute zwölf bis dreizehn, sagt Wolf. Er schätzt, dass es in der Stadt ein Viertel mehr Tiere gibt als noch vor zehn Jahren. In Sachsen leben derzeit etwa 1 600 Biber.

Aktiv sind die putzigen Nager in der ganzen Stadt. Besonders auffällig sind die Nagespuren neben der Prießnitzmündung auch an der gegenüberliegenden Seite in der Johannstadt und in Schönfeld an der ehemaligen Kläranlage. Am Johannnstädter und Neustädter Ufer haben es die Tiere besonders auf Weiden und Schwarzpappeln abgesehen. Das Umweltamt hat einige Tricks parat. Da die Mitarbeiter erste Fraßspuren an den Schwarzpappeln an der Prießnitzmündung entdeckt haben, sollen die Bäume demnächst einen Spezialanstrich bekommen. Dieser enthält Sand und hält dadurch die Tiere vom Nagen ab, erklärt Biberexperte Harald Wolf.

In der Nähe des Johannstädter Fährgartens musste das Umweltamt jetzt eingreifen. Zum Schutz der Weiden wurden die Bäume mit sogenannten „Drahthosen“ aus Maschendraht umhüllt. Das soll vor den Zähnen der Biber schützen. Auch an der Weißeritzmündung war Harald Wolf vor Ort, um die gepflanzten Jungeichen vor dem Anknabbern zu bewahren. Präventiv wurde auch hier die Schutzhülle angebracht, da eine Biberansiedlung ganz in der Nähe entdeckt wurde.

Aktiv werden mussten auch die Mitarbeiter der Städtischen Bäder. Im Freibad Wostra siedelten sich die Nager an. Um die Bäume des Bades zu schützen, mussten diese mit Draht umwickelt werden. In den anderen Freibädern gebe es keine Probleme, sagte Bäder-Sprecherin Dörte Gregor.

Auf den Spuren der Biber sind auch die Kleingärtner vom Blasewitzer/Grunaer Landgraben. Sie haben die Tiere und ihre Burgen auch schon unweit ihrer Pazellen in Tolkewitz gesichtet. Genauer gesagt in der Nähe des Parkplatzes vom Frida-Markt auf der Tolkewitzer Straße. „Die Tiere haben einen rund 75 Zentimeter hohen Damm aus Weiden gebaut“, erzählt Rainer Krause, Vorsitzender des Blasewitzer Kleingartenverbandes. Schäden an den Kleingärten haben die Nager aber nicht angerichtet. Das Umweltamt ließ den Damm trotzdem in den letzten Tagen entfernen. Das Wasser könnte bei einer Flut sonst nicht richtig ablaufen.

Schaden angerichtet haben die Nager schon im Abwasserpumpwerk an der ehemaligen Kläranlage Schönfeld. Dort setzte ein Biberdamm ein Steuerkabel unter Wasser. Hier wurde ein Abflussrohr eingebaut und der Wasserspiegel sank wieder. Das Umweltamt schätzt die Kosten dafür auf knapp 1 000 Euro.

Angst vor umgestützten Strommasten wie im Tschechischen Grenzdörfchen Dolní Žleb in der Böhmisch-Sächsischen Schweiz müssen die Dresdner aber nicht haben. Dort stürzten angenagte Bäume auf die Strom- Freileitungen. „In Dresden gibt es so gut wie keine solcher Leitungen, die verlaufen alle unterirdisch“, gibt Drewag-Sprecherin Gerlind Ostmann Entwarnung.

Obwohl sich die Biber stark vermehren, dürfen sie anders als zum Beispiel die Waschbären nicht gejagt werden. Sie stehen unter strengem Naturschutz. Die Jagd auf Biber ist in ganz Sachsen verboten und steht unter Strafe. Gesundheitsgefahren gehen von den Tieren aber nicht aus. Denn anders als Waschbären oder Füchse seien Biber nicht als Krankheitsüberträger auf den Menschen bekannt, sagte Biber-Experte Harald Wolf.