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Biber nagen an der Wesenitz

Ganze Bäume haben die Tiere in der Copitzer Flussaue umgelegt. Anwohner sehen die landschaftsgestalterische Arbeit der Nager skeptisch.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Einen Spaziergang an der Wesenitz hat vor gut zwei Wochen Heinz Hampel nahe der Brückmühle gemacht. Plötzlich stutzte der Pirnaer: Mehrere umgestürzte Bäume lagen auf dem Boden. Folgen des heftigen Sturmes? Nein, denn die Stümpfe waren feinsäuberlich angenagt und sahen wie angespitzt aus. „Eindeutig war hier der Biber am Werk“, sagt Hampel und zeigt auf weitere Fraßstellen. Er selber hat in der Nähe einen Kleingarten, dort habe das Nagetier bisher noch keine Schäden angerichtet. „Ich hoffe, dass es so bleibt“, meint er.

Mehr Probleme hat Siegfried Schulz, der an der Rudolf-Renner-Straße wohnt. Sein Grundstück liegt direkt an der Wesenitz. „Ich muss ganz ehrlich zugeben, mein besonderer Freund ist der Biber nicht“, stellt der ältere Herr fest. Was auch nicht wundert, denn der schwimmende Nager war schon öfter zu Besuch im Schulzschen Garten und hat ganze Obstbäume umgelegt. Deshalb ergriff der Rentner zahlreiche Schutzmaßnahmen: Baumstämme hat Schulz mit einem Drahtgeflecht versehen. Die Stufen von der Wesenitz auf sein Grundstück sind verbarrikadiert, sodass der ungebetene Gast jetzt keine Chance hat, hochzukommen. Aber der Biber lässt sich nicht so leicht austricksen. Erst kürzlich kam das Nagetier vom Nachbargrundstück herüber und knabberte einen Ast an. Sofort versah Schulz dieses Schlupfloch ebenfalls mit einem Draht. Das Biber-Problem sei immer wieder Thema in der Nachbarschaft. „Ich würde mir wünschen, dass man Obacht gibt, sodass sich die Biberpopulation nicht zu stark bei uns ausbreitet“, sagt Siegfried Schulz.

Gejagt werden dürfen die Tiere mit den überaus kräftigen Zähnen jedoch nicht, da sie unter Naturschutz stehen. Darauf weist das Landratsamt hin, das bereits seit Langem die Ansiedlung der Biber und ihre Aktivitäten an der Wesenitz kennt. Die Biber und ihre Lebensräume werden im Fauna-Flora-Habitat „Wesenitz unterhalb Buschmühle“ besonders geschützt, erläutert Bernard Hachmöller, Leiter des Umweltamtes. Das Gebiet umfasst das Flusstal der Wesenitz nördlich von Stolpen bis zur Mündung bei Pratzschwitz.

Die Biber gestalteten durch ihren Fraß und ihre Stauaktivitäten die Aue in diesem Gebiet und sorgten für Vielfalt und Dynamik im Auwald, indem immer wieder Lichtungen und Auentümpel entstehen. „Diese wachsen dann innerhalb weniger Jahre wieder zu“, erläutert Hachmöller den Nutzen der Tiere für die Natur. Im Stadtgebiet Pirna haben sich fünf bis sechs Biberfamilien in den Bereichen Wesenitz, rechte Elbseite und an der Kiesgrube Pratzschwitz angesiedelt. Weitere Biber-Vorkommen im Landkreis gibt es an der Elbe sowie den rechtselbischen Nebenflüssen Sebnitz und Polenz. Einzelne Biber wandern auch entlang der Flüsse in weiter entfernte Gebiete, zum Beispiel bis in den Röhrsdorfer Park, so Hachmöller. Die Vorkommen im Landkreis seien stabil.

Anwohner und Kleingarten-Besitzer in der Nähe von Biber-Vorkommen sollten ihre Bäume durch Plastikgitter oder Drahtgeflechte vor Biberfraß schützen, rät Bernard Hachmöller. Entschädigungsansprüche können bei wirtschaftlichen Schäden, das betrifft beispielsweise Landwirte sowie die Forstwirtschaft, bei der Naturschutzbehörde des Landkreises gestellt werden. Die Ausgleichshöhe bemisst sich an der Höhe des nachweislichen Schadens.

Info-Telefon bei Biberschäden: 03501 5153401