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Biathleten holen erste Medaille

Den deutschen Biathleten drohte ein historisches Debakel. Doch anders als in den Rennen zuvor, zeigten die Skijäger am Schießstand eine fast perfekte Leistung.

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© dpa

Von Sandra Degenhardt und Volker Gundrum

Nove Mesto. Auch eine Stunde nach seinem Staffel-Drama war Erik Lesser noch sichtlich angefressen. Auf dem Podium der Pressekonferenz saß der 24-Jährige mit starrem Blick, hatte davor aber tapfer und ehrlich die Fragen der Journalisten beantwortet. „Ich habe mich entschuldigt dafür, dass es nicht Silber geworden ist. Die Jungs haben gesagt, toll, dass wir Bronze haben. Ich brauche noch ein bisschen, um mich über diese Medaille zu freuen“, sagte der Frankenhainer am Samstag.

Zuvor hatten die deutschen Biathleten Simon Schempp, Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer und Erik Lesser beim überlegenen Sieg der Norweger bis zum letzten Schießen scheinbar sicher auf dem Silberrang gelegen. Doch WM-Debütant Lesser, der gleich in seiner ersten WM-Staffel die schwierige Position des Schlussläufers übernahm, zeigte Nerven und musste zweimal in die Strafrunde. So konnte Martin Fourcade kurz vor Schluss Lesser noch abfangen und Frankreich auf Rang zwei führen.

Trotz des dramatischen Rennens überwog bei den Deutschen im Ziel die Freude. „Die Medaille ist sehr viel wert, sie war verdammt wichtig für uns“, sagte Birnbacher sichtlich erleichtert. Vorwürfe an den Pechvogel gab es nicht, obwohl ihn seine drei Kollegen mit ihren jeweils fehlerfreien Schießeinlagen in eine Top-Position gebracht hatten. „Erik hat sich der Verantwortung der schwierigsten Position gestellt. Ich hätte nach zwei Strafrunden den dritten Rang sicher nicht gehalten. Bronze ist ein Riesending für uns“, meinte Peiffer.

Lesser war verständlicherweise trotz seiner ersten WM-Medaille geknickt. „Ich hatte keinen Druck. Das war Unvermögen, ich weiß auch nicht, warum ich daneben schieße“, sagte er mit betroffener Miene.“ Am Ende der Pressekonferenz kam ihm dann doch noch der Satz über Lippen: „Wir sind mit Bronze zufrieden.“

Nach den 4x7,5 Kilometern hatte Deutschland 1:18,5 Minuten Rückstand auf die Norweger. Frankreich lag 1:12,8 Minuten hinter den Siegern. Für Svendsen war es bereits das vierte Gold in Nove Mesto. Nach seinem letzten Schuss hatte der extrovertierte Trondheimer gar die Muße, sich zum Publikum umzudrehen und für zwei Sekunden schon mal feiern zu lassen. Für Rekord-Champion Ole Einar Björndalen war es der 19. Weltmeistertitel.

Nach den zuvor schwachen Leistungen war Kritik am deutschen Team aufgekommen. Die Athleten selbst hatten ihre Leistungen zwar einer kritischen Analyse unterzogen, aber immer an sich geglaubt. „In jedem Rennen ergibt sich eine Chance“, hatte Birnbacher gesagt. Und er behielt Recht.

In der mit 27.000 Zuschauern erneut ausverkauften Vysocina Arena zeigten die zuvor schießschwachen Schempp, Birnbacher und Peiffer eine fehlerlose Leistung. „Ich habe mich extra auf das Schießen konzentriert und es hat super geklappt“, sagte Schempp, der Birnbacher als Führenden in die Loipe schickte. Auch der 31-Jährige schloss endlich Frieden mit dem Schießstand und setzte wie Schempp alle zehn Schuss genau ins Schwarze. Das gelang auch Peiffer. So wollen sie es auch am Sonntag im abschließenden Massenstart tun.

Svendsen war schon enteilt, doch nach hinten hatte Lesser einen beruhigenden Vorsprung von über einer Minute. Liegend blieb er ohne Nachlader, stehend zitterten ihm dann die Knie. Das ganz große Drama blieb den Deutschen mit Bronze aber erspart. (dpa)